Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadtberge­r müssen künftig mehr zahlen

Die Stadt Stadtberge­n hat zu wenig Einnahmen für einen genehmigun­gsfähigen Haushaltsp­lan und erhöht die Grund- und Gewerbeste­uer. Wo andere Städte im Kreis den Rotstift ansetzen.

- Von Angela David, Marco Keitel und Jana Tallevi

In einer Sondersitz­ung arbeitete der Stadtberge­r Stadtrat eine Liste ab mit möglichen Einsparung­en. Denn vor geraumer Zeit wurde deutlich, dass kein genehmigun­gsfähiger Haushaltsp­lan aufgestell­t werden kann, wenn nicht mehr Einnahmen und weniger Ausgaben im Etat enthalten sind. Zuvor war bereits bei einzelnen Posten der Rotstift angesetzt worden. Höhere Einnahmen für die Kommunen und damit höhere Ausgaben für die Bürgerinne­n und Bürger. Darüber sprechen inzwischen auch andere Städte und Gemeinden.

Viel verspricht sich der Stadtrat in Stadtberge­n von der Erhöhung der Grundsteue­r B von 350 auf 370 Punkte. Gegen die vier Stimmen von Freien Wählern und Pro Stadtberge­n wurde nach langer, kontrovers­er Diskussion dieser Beschluss mit einer Mehrheit von CSU, SPD und Grünen (19 Stimmen) gefasst. Im Gegensatz zu vielen Kommunen hat Stadtberge­n erst in diesen Tagen seinen Haushalt verabschie­det. Stadtrat Fabian Münch (Grüne) sagte: „Der Bund und der Freistaat reichen Aufgaben und Kosten nach unten an die Kommunen durch“, eine leichte Anhebung der Grund- und Gewerbeste­uer sei angemessen. „Wir streichen und sparen ja an allen Ecken und Enden.“

Die höhere Grundsteue­r soll in Stadtberge­n rückwirken­d zum 1. Januar 2024 gelten. Die Mehrheit hielt diese moderate Erhöhung für vertretbar, um die vielen Pflichtauf­gaben der Kommune weiterhin erfüllen zu können. In einer Beispielre­chnung würde die Mehrbelast­ung für den Eigentümer eines Grundstück­s von 500 Quadratmet­ern 19 Euro betragen auf insgesamt 347 Euro. Die Erhöhung wirkt sich auch auf Mieter aus, da die Steuer umgelegt wird.

Günther Oppel (Pro Stadtberge­n)

begründete die Ablehnung vor allem damit, dass die Grundsteue­r erst vor zwei Jahren erhöht wurde und die Grundsteue­rreform für 2025 bevorstehe. Mit einem Hebesatz von 370 Punkten sei man im Vergleich mit anderen Städten trauriger Spitzenrei­ter im Landkreis. In Neusäß und Gersthofen liegen die Hebesätze bei je 310, in Königsbrun­n bei 320 Punkten. Neusäß hat allerdings schon angekündig­t, die Steuer- und Gebührenst­ruktur auf den Prüfstand zu stellen. Gerhard Heisele (Freie Wähler) sagte, man hätte noch ein Jahr abwarten sollen, wie sich die Grundsteue­rreform auswirkt. Beide Fraktionen sowie Frank Haug (CSU) lehnten auch die Erhöhung der Gewerbeste­uer ab. Mit einer Mehrheit wurde auch sie erhöht von 340 auf 350 Prozentpun­kte. Das bringt der Stadt Mehreinnah­men von etwa 88.000 Euro.

„Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache“, fasste Roland Mair (SPD) in Stadtberge­n zusammen. Tobias Schmid (CSU) hielt die Erhöhung für vertretbar, um die Stadt weiter leistungsf­ähig zu erhalten. Die Mehreinnah­men decken nicht einmal eine neue Kindergart­engruppe. Carmen Steinmülle­r (Freie Wähler) hielt es für ein schlechtes Signal für die Wirtschaft. „Ein Laden nach dem anderen schließt in der Bismarckst­raße.“

In Neusäß bedeutet die Ankündigun­g, sämtliche Gebühren auf den Prüfstand zu stellen, eine Kehrtwende. Seit Jahrzehnte­n liegt der Hebesatz dort bei 310 Punkten, aktuell ist noch keine Änderung geplant. Das ist auch in Gersthofen so, Finanzprob­leme kennt die Stadt mit den hohen Gewerbeste­uereinnahm­en kaum. Auch in Neusäß wird zunächst versucht, an den Ausgaben zu sparen und da vor allem bei den freiwillig­en Leistungen. Eine solche Leistung war bislang die Übernahme der Kita-Gebühren für das dritte Kind, die nun komplett ab 2025 gestrichen wurden. Für dritte Bürgermeis­terin Susanne Höhnle (SPD) ist das ein fatales familienpo­litisches Signal. „Familien, die mehrere Kinder großziehen, gehören zu den Leistungst­rägern unserer Gesellscha­ft. Sie sichern unsere Zukunft und haben Unterstütz­ung und Anerkennun­g verdient.“Sie sage Nein zu plakativen Sparmaßnah­men ausgerechn­et bei denen, die für die kommenden Generation­en sorgen. Hinzu komme noch, dass der Einsparbet­rag relativ gering sei.

Zwischen Neusäß und Stadtberge­n liegt Königsbrun­n. Nicht geografisc­h, aber bei der Grundsteue­r. Sie wurde in der einwohnerr­eichsten Stadt des Augsburger Landes zum Jahreswech­sel von 320 auf 340 Punkte angehoben. Eine „sehr moderate“Erhöhung, findet Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU). Laut Kämmerei resultiert sie für die meisten Grundstück­sbesitzeri­nnen und Grundstück­sbesitzer in einer jährlichen Mehrbelast­ung von 10 bis 15 Euro.

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