Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gablingen bekommt viel Geld durch Gewerbesteuer
Finanziell steht die Gemeinde 2024 gut da. Doch die Fraktionen wollen Projekte nicht länger vor sich herschieben, sondern Geld ausgeben. Das ist geplant.
Noch nie zuvor hatte Gablingen ein so großes Haushaltsvolumen. Erstmals wurde die 20-Millionen-Marke knapp überschritten. Doch der Geldsegen bringt vor allem Verantwortung mit sich. Um die vielen damit einhergehenden Projekte im Griff zu haben, soll in der Verwaltung sogar eine neue Stelle geschaffen werden.
In den Verwaltungshaushalt fließen alle Steuereinnahmen und Gebühren. Durch die Gewerbesteuer nimmt die Gemeinde 4,6 Millionen Euro ein. Durch die Einkommensteuer knapp 3,5 Millionen Euro. Durch die Gewerbesteuer stehe die Gemeinde Kämmerer Roland Wegner zufolge so stark da, dass sie in diesem Jahr erstmals keine Schlüsselzuweisungen bekommt.
Thomas Wittmann (CSM) gibt außerdem zu bedenken, dass die Hebesätze für die Steuern in der Gemeinde im Spitzenbereich liegen. “Da sind wir ausgereizt” , sagt er. An diesem Schräubchen könne man nicht mehr drehen, falls ein Gewerbesteuer-Zahler mal ins Wackeln gerät. Der Kämmerer hat an diesem Abend noch eine gute Nachricht in Bezug auf die Einnahmen. Dank der Zinswende führen die hohen Rücklagen dazu, dass in diesem Jahr 210000 Euro eingenommen werden.
Auf der Ausgaben-Seite des Verwaltungshaushalts stehen vor allem Personalausgaben für Verwaltung und Bauhof in Höhe von zwei Millionen Euro. Eine stolze Summe, deutet Franz Rotter (CSU) an. In diesem Jahr treten noch zwei weitere Personen eine Stelle im Rathaus an. Die Organisation des Freiwilligenzentrums, die zuvor über Augsburg lief, soll in Zukunft in Gablingen stattfinden und sich besser an den Bedürfnissen der Bürger orientieren. Außerdem wird ein weiterer Mitarbeiter benötigt, um die vielen Projekte der Gemeinde zu überwachen. Dieser Vorschlag wird von allen Fraktionen unterstützt. Einen Kostenpunkt erklärt Bürgermeisterin Karina Ruf persönlich: Für das neue Jugendzentrum und die Stelle des Jugendreferenten habe Gablingen im vergangenen Jahr rund 100000 Euro ausgegeben. “Ja, das sind hohe Ausgaben” , sagt Ruf. Doch das Angebot erfahre immer mehr Zuspruch, im vergangenen Monat
hätten rund 100 Jugendliche das Juze besucht.
Unter Zuweisungen und Zuschüsse (3,2 Millionen Euro) laufen die Kosten für die Kindergärten. Hier orientiere man sich nicht an den gesetzlichen Vorgaben für den Personalschlüssel, sondern investiere lieber etwas mehr Geld in eine gut strukturierte Betreuung. Ein neuer Kostenpunkt sind die künftigen Ausgaben für den neuen Waldkindergarten, der derzeit in Holzhausen entsteht.
Der Teil des Haushalts, in dem die vielen Projekte der Gemeinde stecken, ist der sogenannte Vermögenshaushalt. Hierhin fließen Reste aus dem Verwaltungshaushalt, aus den Rücklagen der Gemeinde werden zwei Millionen Euro entnommen und auch Kredite im Umfang
von zwei Millionen Euro sind vorgesehen. Die weitaus interessante Seite ist die Ausgabenseite des Vermögenshaushalts. Hier findet sich alles, worin die Gemeinde investiert. Die geplanten Ausgaben für die Baumaßnahmen betragen insgesamt 3,6 Millionen Euro.
Die Grundschule bekommt einen Neubau für die Mittagsbetreuung und den Hort. So können die Kinder nach Unterrichtsende essen und betreut werden. Die Kosten werden derzeit auf rund 5 Millionen Euro geschätzt. Gebaut wird voraussichtlich bis 2027.
Das Baugebiet in GablingenSiedlung “Südlich der Bahnhofstraße” soll erschlossen werden. Dafür sind 1,4 Millionen Euro vorgesehen.
Die Straßenbeleuchtung wird erneuert. Die Gemeinde hat sich für LED-Leuchten entschieden, die sich mit dem Objekt “mitbewegen”.
Am Friedhof wird ein neues Konzept umgesetzt.
Die Gemeinde investiert in kommunale PV-Anlagen auf den Dächern der Kita Gablingen, der Kläranlage und des Bürgerhauses. Dafür sind 200.000 Euro vorgesehen. Im Gegenzug wird der Fördertopf für private Vorhaben in Höhe von 40.000 Euro ausgesetzt. Das bedauert die Fraktion der Grünen und der SPD.
Das Areal um den Wasserturm wird zum grünen Klassenzimmer und Naturerlebnis umgestaltet.
Die Entwicklung des Ortszentrums wird in diesem Jahr vor allem noch mit Planungskosten veranschlagt. In die “heiße Phase” wird es erst in den nächsten Jahren gehen. Dafür sollen fünf Millionen im Jahr 2025 aus den Rücklagen entnommen werden und 1,3 Millionen im Jahr 2026.
Christian Kaiser (Junge Bürger) findet passende Schlussworte für den Haushalt, den alle Fraktionen einstimmig absegneten: „Wir stehen finanziell gut da, jetzt geht es ums Anpacken und entscheiden.”