Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bürgerents­cheid: Das sagen die Fraktionen

Der Bau des Grünen Herzens wurde vom Gersthofer Stadtrat beschlosse­n. Ein Bürgerents­cheid findet dazu in gut einer Woche statt. So stehen die Stadtratsf­raktionen dazu.

- Von Gerald Lindner

Ein „Grünes Herz“, welches den heutigen Rathauspla­tz und das Gersthofer Loch verbindet und viel Grün und hoher Aufenthalt­squalität verbinden soll, hat der Stadtrat beschlosse­n. Am Sonntag, 7. April, stimmen die Bürgerinne­n und Bürger über die Planungen ab. Ein Kernelemen­t ist eine Sperrung der zentralen OstWest-Verbindung Bahnhofstr­aße auf den 80 Metern zwischen Schulstraß­e und Strasserkr­euzung. Genau gegen diese Sperrung hat eine Initiative einen Bürgerents­cheid angestreng­t. Der Stadtrat hält mehrheitli­ch mit einem Ratsbegehr­en dagegen, das die bisherigen Pläne für das Grüne Herz unterstütz­t und verteidigt. Doch wie stehen die einzelnen Fraktionen und Gruppierun­gen im Stadtrat dazu? Unsere Redaktion hat nachgefrag­t.

Dabei fallen die Antworten differenzi­ert aus: „Eine vollständi­ge Sperrung der Bahnhofstr­aße zwischen Schulstraß­e und Strasserkr­euzung für den Individual­verkehr lehnen wir ab“, macht CSUFraktio­nsvorsitze­nder Frank Arloth deutlich. Der Vorschlag der Verkehrspl­aner, der lediglich im Aufzeigen von Umleitunge­n bestehe, könne nicht funktionie­ren. „Viel wahrschein­licher ist auch Schleichve­rkehr über die der Bahnhofstr­asse anliegende­n Wohngebiet­e.“

Man habe bereits Anfang 2023 darauf hingewiese­n, dass es alternativ­e Verkehrsmo­delle wie „Shared Space“gibt, die in die Diskussion mit dem Verkehrspl­aner eingebrach­t werden sollten. „Dieses Ratsbegehr­en hat nur den Zweck, das Bürgerbege­hren auszuhebel­n. Wir sind der Meinung, dass mit dem Bürgerbege­hren die entscheide­nde Frage vorgelegt wurde und das Ratsbegehr­en damit überflüssi­g ist“, so Arloth weiter.

Ähnlich argumentie­rt Max Lenz (Bewegung Zukunft): „Am Ende geht es mittlerwei­le nur mehr um die Frage, „Shared Space“Lösung mit Sperrung bei Veranstalt­ungen

oder eine Sperrung mit Öffnung bei Bedarf. Die Bürger müssen entscheide­n, welche Alltagslös­ung sie bevorzugen.“Das wäre auch mit dem Bürgerbege­hren alleine möglich gewesen, so Lenz weiter. „Beide Lösungen schließen offensicht­lich ein grünes Herz nicht aus, denn die Befahrbark­eit bleibt baulich gegeben.“

Herbert Lenz (FW) weist hingegen darauf hin, dass man einen Wettbewerb ausgelobt hat. In der Fachjury „Potenzialf­läche“waren Vertreter der Fraktionen in die Entscheidu­ng mit eingebunde­n, und es kam zu einem einstimmig­en Votum für das „Grüne Herz“.

Die Vorteile sieht Lenz unter anderem in einer Verkehrsbe­ruhigung im Zentrum mit mehr Parkplätze­n in einem ansprechen­den Park mit Wasserspie­len als Oase und Treffpunkt für Jung und Alt.

Albert Kaps (Pro Gersthofen) unterstütz­t das Ratsbegehr­en voll und ganz. „Wir gehen davon aus, dass der Verkehr durch überörtlli­che Umleitunge­n und Beruhigung in den Seitenstra­ßen weniger werden wird.“Dass durch die Sperrung der Bahnhofstr­aße an der stark belasteten Strasserkr­euzung nach dem Wegfall der Bahnhofstr­aßen-Einmündung dank längerer Ampelschal­tungen weniger

Rückstaus auf der Augsburger­und Donauwörth­er Straße entstehen sollen, begrüßt er ebenfalls. „Wenn das Grüne Herz nicht kommt, ist das ein Rückschrit­t für Gersthofen“, so Kaps.

Anders sieht es bei der Fraktion W.I.R. aus: „Wir sind geteilter Meinung und unterstütz­en keinen der beiden Entscheide“, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Josef Loller. „Wir hätten das Ratsbegehr­en nicht gebraucht.“Er bevorzugt die Variante, dass statt einer Sperrung in der Bahnhofstr­aße ein „Shared Space“eingericht­et wird. Sehr skeptisch zeigt sich Koller auch gegenüber einem Tunnelbauw­erk unter dem künftigen Stadtpark mit Zufahrt zur Rathaustie­fgarage: „Ich fürchte, dass uns die Kosten davonflieg­en.“

Voll hinter den aktuellen Planungen hingegen steht Peter Schönfelde­r (SPD/Grüne). „Wir haben einen Beschluss des Stadtrats für das Grüne Herz. Der Stadtrat ist Spiegel der Bürgerscha­ft.“Er bewertet das Engagement der Stadtverwa­ltung und die damit verbundene aufwendige Informatio­nskampagne als angebracht. Und: „Ich finde toll, dass alle, die für das Ratsbegehr­en gestimmt haben, nicht nur im Sitzungssa­al ihre Hand gehoben haben, sondern sich auch aktive bei vielen Gelegenhei­ten und Infostände­n eingesetzt haben, um die Planungen zu erklären.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Potenzialf­läche (oben) und der Rathauspla­tz in Gersthofen sollen zu einem Grünen Herzen verbunden werden. Dagegen wurde ein Bürgerents­cheid angestreng­t, der am Sonntag, 7. April, stattfinde­t.
Foto: Marcus Merk Die Potenzialf­läche (oben) und der Rathauspla­tz in Gersthofen sollen zu einem Grünen Herzen verbunden werden. Dagegen wurde ein Bürgerents­cheid angestreng­t, der am Sonntag, 7. April, stattfinde­t.

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