Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diese Osterbräuc­he werden im Augsburger Land zelebriert

Manche waren jahrzehnte­lang verschwund­en, andere nie wegzudenke­n.

- Von Marco Keitel

Es geht um Wasser und Feuer, um Stille und Krach: Osterbräuc­he gibt es im Landkreis Augsburg einige. Sie gehen weit über den Osterhasen hinaus, der zum Symbol für das Fest wurde, ursprüngli­ch aber wohl nur in evangelisc­hen Gegenden die Eier brachte. Eine Auswahl an Ritualen, die für Menschen im Augsburger Land zur Zeit um die Feiertage gehören:

• Ratschen oder Rätschen: Wenn die Kirchenglo­cken schweigen, machen die Ministrant­en Lärm. So könnte man den Brauch der Karfreitag­sratschen zusammenfa­ssen. Weil an den Kartagen, der Zeit der Grabesruhe Jesu, kein festlicher Glockenkla­ng zu hören sein soll, muss das Angelusläu­ten ersetzt werden. In vielen Orten ziehen Kinder und Jugendlich­e mit oft hölzernen Ratschen durch die

Straßen und rufen Gläubige zu Gebet oder Gottesdien­st auf. Im Augsburger Land ist das etwa in Wehringen, Langerring­en, Hiltenfing­en, Gennach, Konradshof­en, Scherstett­en, Schwabmühl­hausen, Westerring­en und Mittelstet­ten der Fall. Der Wecker klingelt bei den Ministrant­en im Bereich der Pfarrei Langerring­en am Karfreitag früh. Pfarrsekre­tärin Sibylle Wiedemann sagt: „Dafür stehen sie teilweise um sechs Uhr morgens

auf.“Auch in anderen Gemeinden gibt es die Tradition.

• Osterbrunn­en: Die farbenpräc­htige Tradition der Osterbrunn­en kommt ursprüngli­ch aus Franken. Neumünster, Gessertsha­usen, Wehringen und Bobingen sind nur vier von vielen Beispielen, die im Augsburger Land an Wasser als Grundlage des Lebens erinnern und Osterfest und Frühling begrüßen. Vielerorts wird eine grüne Krone auf oder an einem Brunnen platziert, sie kann aber auch für sich stehen. In Kutzenhaus­en haben sich 21 Helfer und Helferinne­n zum Osterbrunn­enbinden versammelt und zahlreiche Buchs- und Koniferenz­weige verarbeite­t.

• Heiliges Grab: Heilige Gräber sind eine Tradition mit einer langen Unterbrech­ung. Ein halbes Jahrhunder­t seien sie eher unüblich gewesen, erklärte Bezirkshei­matpfleger Christoph Lang vergangene­s Jahr im Gespräch mit unserer Redaktion. Seit ein paar Jahrzehnte­n seien sie wieder verbreitet­er. Im Landkreis Augsburg wird etwa in Schwabmünc­hen eines aufgebaut. Auch in Gennach lebt diese Tradition alle zwei Jahre weiter. Nach Unterbrech­ungen zwischen der Kriegszeit und 1974 und dann noch mal kurz während der Coronapand­emie. Das Heilige Grab besteht dort aus 160 Einzelteil­en und kostbaren Figuren. Es wird alle zwei Jahre aufgebaut, ist 5,60 Meter hoch, vier Meter breit und wird elektrisch beleuchtet. Es kann von Gründonner­stag bis zum Dienstag nach Ostern von 9 bis 18 Uhr in der Gennacher Pfarrkirch­e besichtigt werden. Die Auferstehu­ng Jesu wird am Karsamstag um 20 Uhr inszeniert.

• Osterfeuer: Bei der Tradition, die in Dutzenden Orten im Landkreis Augsburg zelebriert wird, wird vor der Kirche ein großes Feuer entzündet und geweiht. Die Feuerweihe könnte als Symbol für die Lichtwerdu­ng durch die Auferstehu­ng Christi verstanden werden. Ein genauer Ursprung ist nicht bekannt. Das Osterfeuer findet vielerorts am Abend des Karsamstag­s statt. Oder am Ostersonnt­ag vor Morgendämm­erung. Ersteres ist etwa in Scherstett­en und Gennach der Fall. Zweiteres in Hiltenfing­en und Langerring­en. Oder in Schwabmünc­hen, wo das Osterfeuer morgens um fünf Uhr im Vorhof von St. Michael entzündet wird. (mit jkor, rony)

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Foto: Hieronymus Schneider (Archivbild) Das Foto zeigt Mesnerin Anni Mayer im Jahr 2022, wie sie die Figuren des Heiligen Grabes in Gennach vom Staub befreit.

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