Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Diese Osterbräuche werden im Augsburger Land zelebriert
Manche waren jahrzehntelang verschwunden, andere nie wegzudenken.
Es geht um Wasser und Feuer, um Stille und Krach: Osterbräuche gibt es im Landkreis Augsburg einige. Sie gehen weit über den Osterhasen hinaus, der zum Symbol für das Fest wurde, ursprünglich aber wohl nur in evangelischen Gegenden die Eier brachte. Eine Auswahl an Ritualen, die für Menschen im Augsburger Land zur Zeit um die Feiertage gehören:
• Ratschen oder Rätschen: Wenn die Kirchenglocken schweigen, machen die Ministranten Lärm. So könnte man den Brauch der Karfreitagsratschen zusammenfassen. Weil an den Kartagen, der Zeit der Grabesruhe Jesu, kein festlicher Glockenklang zu hören sein soll, muss das Angelusläuten ersetzt werden. In vielen Orten ziehen Kinder und Jugendliche mit oft hölzernen Ratschen durch die
Straßen und rufen Gläubige zu Gebet oder Gottesdienst auf. Im Augsburger Land ist das etwa in Wehringen, Langerringen, Hiltenfingen, Gennach, Konradshofen, Scherstetten, Schwabmühlhausen, Westerringen und Mittelstetten der Fall. Der Wecker klingelt bei den Ministranten im Bereich der Pfarrei Langerringen am Karfreitag früh. Pfarrsekretärin Sibylle Wiedemann sagt: „Dafür stehen sie teilweise um sechs Uhr morgens
auf.“Auch in anderen Gemeinden gibt es die Tradition.
• Osterbrunnen: Die farbenprächtige Tradition der Osterbrunnen kommt ursprünglich aus Franken. Neumünster, Gessertshausen, Wehringen und Bobingen sind nur vier von vielen Beispielen, die im Augsburger Land an Wasser als Grundlage des Lebens erinnern und Osterfest und Frühling begrüßen. Vielerorts wird eine grüne Krone auf oder an einem Brunnen platziert, sie kann aber auch für sich stehen. In Kutzenhausen haben sich 21 Helfer und Helferinnen zum Osterbrunnenbinden versammelt und zahlreiche Buchs- und Koniferenzweige verarbeitet.
• Heiliges Grab: Heilige Gräber sind eine Tradition mit einer langen Unterbrechung. Ein halbes Jahrhundert seien sie eher unüblich gewesen, erklärte Bezirksheimatpfleger Christoph Lang vergangenes Jahr im Gespräch mit unserer Redaktion. Seit ein paar Jahrzehnten seien sie wieder verbreiteter. Im Landkreis Augsburg wird etwa in Schwabmünchen eines aufgebaut. Auch in Gennach lebt diese Tradition alle zwei Jahre weiter. Nach Unterbrechungen zwischen der Kriegszeit und 1974 und dann noch mal kurz während der Coronapandemie. Das Heilige Grab besteht dort aus 160 Einzelteilen und kostbaren Figuren. Es wird alle zwei Jahre aufgebaut, ist 5,60 Meter hoch, vier Meter breit und wird elektrisch beleuchtet. Es kann von Gründonnerstag bis zum Dienstag nach Ostern von 9 bis 18 Uhr in der Gennacher Pfarrkirche besichtigt werden. Die Auferstehung Jesu wird am Karsamstag um 20 Uhr inszeniert.
• Osterfeuer: Bei der Tradition, die in Dutzenden Orten im Landkreis Augsburg zelebriert wird, wird vor der Kirche ein großes Feuer entzündet und geweiht. Die Feuerweihe könnte als Symbol für die Lichtwerdung durch die Auferstehung Christi verstanden werden. Ein genauer Ursprung ist nicht bekannt. Das Osterfeuer findet vielerorts am Abend des Karsamstags statt. Oder am Ostersonntag vor Morgendämmerung. Ersteres ist etwa in Scherstetten und Gennach der Fall. Zweiteres in Hiltenfingen und Langerringen. Oder in Schwabmünchen, wo das Osterfeuer morgens um fünf Uhr im Vorhof von St. Michael entzündet wird. (mit jkor, rony)