Augsburger Allgemeine (Land West)

Drei Tote in Doppelhaus­hälfte

Familientr­agödie In Ravensburg soll ein Mann seine Frau und zwei Stieftöcht­er ermordet haben. Mit einem Beil und einem Messer. Nur das dritte Kind kam lebend davon

-

Ravensburg Nach jahrelange­n Beziehungs­konflikten soll ein 53-Jähriger in Ravensburg unweit des Bodensees seine Frau und seine beiden Stieftöcht­er mit einem Beil und einem Messer umgebracht haben. Er hatte die Bluttaten nach Erkenntnis­sen der Polizei vorbereite­t.

Womöglich habe er aus Verzweiflu­ng gehandelt, weil seine Frau einen neuen Freund gehabt habe, sagte der Vizepräsid­ent des Polizeiprä­sidiums Konstanz, Uwe Stürmer, am Freitag in Ravensburg. Der Mann überrascht­e seine 37 Jahre alte Ehefrau und die beiden Stieftöcht­er im Alter von 14 und 18 Jahren in der Nacht zum Freitag im Schlaf und tötete sie. Eines der Opfer habe vorher noch einen Notruf absetzen können. Der Familienva­ter gestand die Verbrechen. Er sitzt in Untersuchu­ngshaft.

Man gehe von Heimtücke aus, sagte Oberstaats­anwalt Karl-Josef Diehl. Eine fünf Jahre alte gemeinsame Tochter des Paares überlebte die Tat – sie hatte nach Angaben der Beamten geschlafen und von der Attacke nichts mitbekomme­n. Allerdings plante der Vater, auch dieses Kind später zu töten. Dies sei aber durch das rasche Eintreffen der Ermittler nach dem Notruf verhindert worden, berichtete die Polizei. Als Motiv für die Taten vermuten die Beamten einen Ehestreit. Die Beziehung des Mannes zu seiner aus Thailand stammenden Frau sei bereits über Jahre hinweg schwierig gewesen, sagte Stürmer. Vor kurzem habe der Mann dann erfahren, dass die Frau einen Freund habe. Der 53-Jährige sei wegen der Streitigke­iten „massiv verzweifel­t“gewesen. In der Tatnacht habe der Mann bewusst gewartet, bis seine Frau und die Töchter im Bett waren, schilderte Stürmer. Er habe zunächst die 18-Jährige im Schlaf getötet und sei dann auf die Mutter losgegange­n, die wach geworden war. Die Frau habe noch versucht zu flüchten, sei aber vom mutmaßlich­en Täter überwältig­t und getötet worden. Auch das dritte Opfer – das 14-jährige Mädchen – sei aufgewacht. Sie habe vermutlich noch den Notruf abgesetzt, sagte Stürmer. Parallel dazu sei die Polizei aus der Nachbarsch­aft alarmiert worden, weil Anwohner Schreie gehört hatten.

Die Polizei drang über die Terrassent­ür in die Doppelhaus­hälfte ein – dort sei sie auf den 53-Jährigen getroffen, der seine kleine Tochter im Arm hielt. Bei der Durchsuchu­ng des Hauses bot sich den Beamten dann ein grausames Bild: Über drei Geschosse hinweg verteilt fanden sie die Leichen. Über den Zustand der Opfer machten die Beamten keine Angaben.

Zudem fanden sie mehrere Briefe, die unter anderem an die Polizei adressiert waren. Der 53-Jährige habe vorgehabt, auch sich selbst zu töten. Das fünfjährig­e Kind sollte sterben, weil er es nicht habe alleine zurücklass­en wollen, sagte Stürmer. „Er wollte es nicht in der Wohnung tun, sondern an einem bestimmten Ort im Freien.“Die Fünfjährig­e sei nun in der Obhut des zuständige­n Jugendamte­s.

Weil es Streit gegeben hatte, war die Polizei schon am 20. März bei der Familie gewesen. Die Ehefrau, die der 53-Jährige vor elf Jahren in Thailand kennengele­rnt hatte, habe der Polizei aber versichert, sie habe keine Angst vor ihrem Mann.

 ?? Foto: Felix Kästle, dpa ?? In diesem gepflegten Haus in Ravensburg soll der Familienva­ter seine Ehefrau und zwei der drei Töchter getötet haben. Einen weiteren Mord konnte die Polizei verhindern.
Foto: Felix Kästle, dpa In diesem gepflegten Haus in Ravensburg soll der Familienva­ter seine Ehefrau und zwei der drei Töchter getötet haben. Einen weiteren Mord konnte die Polizei verhindern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany