Augsburger Allgemeine (Land West)
Zerreißprobe vor Olympia
Sportpolitik Streit um die Leistungssportreform. DOSB-Präsident Alfons Hörmann klagt über neue „Allianzen“
Berlin Der deutsche Sport steht im Ringen um eine Reform des Leistungssports vor einer Zerreißprobe. Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist ein heftiger Streit über die künftige Ausrichtung ausgebrochen. Wenige Wochen vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro soll es dabei zu einem Zerwürfnis zwischen dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, und einigen Mitgliedsverbänden gekommen sein. Das gehe aus E-Mails hervor, die der Zeitung vorliegen.
Adressaten seien Hörmann, der Sprecher der Spitzenverbände, Siegfried Kaidel, sowie unter anderen fünf Mitgliedsverbände und das Bundesinnenministerium gewesen. Darin schreibt Hörmann von neuen „Allianzen“innerhalb des Dachverbandes und dass die „Führungsrolle“ des DOSB bei der Entwicklung des Spitzensportkonzeptes infrage gestellt würde. „Insofern müssen wir ...selbstkritisch die Frage beantworten, ob die Zeit für eine strategische Weiterentwicklung überhaupt reif ist bzw. ob der Sport in dieser Konstellation in der Lage ist, die Führungsrolle in der Steuerungsfrage verantwortungsbewusst umzusetzen“, zitiert die Zeitung aus den E-Mails.
Hörmann kündigte darin auch an, Bundesinnenminister Thomas de Maizière über die „nur noch bedingt stabile Aufstellung im Sport“zu berichten. „Die Spitzenverbände und die Landessportbünde haben sich zur Neustrukturierung des Leistungssports in Deutschland klar und deutlich positioniert und in einstimmigen Beschlüssen festgehalten, dass der DOSB die Führung und Steuerung übernehmen soll“, heißt es in einer Stellungnahme des DOSB zu dem FAZ-Bericht. „Jetzt gilt es, gemeinsam die gefassten Beschlüsse umzusetzen.“
Die Entwicklung der geplanten Spitzensportreform, mit der Deutschland im internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähiger gemacht und die nach den RioSpielen präsentiert werden soll, ist nicht das erste Mal von Dissonanzen begleitet. Schon mehrfach stand der Vorwurf im Raum, der DOSB agiere an den Interessen der Verbände vorbei und würde es an Transparenz beim Fortgang der Reform fehlen lassen.