Augsburger Allgemeine (Land West)
Tierische Zeiten für die Neusässer Feuerwehr
Natur Die Helfer müssen alleine im Juni eine Schwanenfamilie, einen Weißbüschelaffen und eine Boa retten – wem sie gehört, ist noch offen
Neusäß Hinter der Neusässer Feuerwehr liegt ein tierischer Monat: Nacheinander standen gleich drei kuriose Einsätze mit Tieren an. Nacheinander wurden ein Weißbüscheläffchen, eine Schwanenfamilie und erst am Donnerstag eine zwei Meter große Würgeschlange gerettet. Christian Kannler, der Kommandant, nimmt es mit Humor: „Wir haben uns schon gefragt, welches Tier uns überhaupt noch fehlt. Einen Elefanten hatten wir jedenfalls noch nicht hier.“
Dabei zeigen die Beispiele, wie abwechslungsreich die Arbeit bei der Feuerwehr sein kann: Anfang Juni hielt ein Weißbüscheläffchen die Retter auf Trab. Es war seinem Besitzer ausgebüxt und turnte fröhlich in den Bäumen umher. Als zwei Krähen den kleinen Affen angriffen, wurde es aber gefährlich. Auch mit vereinten Kräften schafften es die Feuerwehrleute aus Augsburg und Neusäß nicht, das Tier einzufangen.
Während der verzweifelte Besitzer von unten versuchte, ihn mit Futter anzulocken, entkam der flinke Affe allen Fangversuchen. Als alle Feuerwehrleute wieder abgerückt waren, kletterte der Besitzer selbst auf den Baum. Er setzte sich auf einen Ast und wartete mit einer Banane auf seinen Schützling. Der kam dann innerhalb kürzester Zeit angehüpft. Offenbar, so sein Besitzer, hatte er nur Angst vor den vielen Menschen gehabt.
Fingerspitzengefühl war auch wenige Tage später im Ortsteil Täfertingen gefragt. Dort war eine komplette Schwanenfamilie auf Abwege geraten. Das Schwanenpaar und die drei etwa drei Wochen alten Schwanenkindern benutzten laut Polizei „verbotswidrig die Fahrbahn“ im Bereich der Lohwald- und Portnerstraße. Der Feuerwehr gelang es, die Schwanenfamilie, deren Eltern sich aggressiv verhielten, zurück zum Thalersee zu treiben, wo die Tiere nach Angaben von Passanten auch zuhause sind.
Am Donnerstag wartete schließlich die buchstäblich größte Überraschung auf die freiwilligen Helfer: Auf einem Hausdach über einer Terrasse lag eine etwa zwei Meter große Schlange. Das Tier entpuppte sich als eine Würgeschlange der Gattung Boa Constrictor. Mit einer speziellen Zange angelten Kannler und seine Kollegen das Tier vom Dach und brachten es zu Helmut Dietrich, einem Reptilienexperten aus Gersthofen. Das Mitglied des Tierschutzvereins Wasserstern Augsburg kümmert sich bis auf Weiteres nun um die Boa. Wem sie gehört, ist übrigens immer noch nicht klar: Auch nach unserer gestrigen Berichterstattung hat sich der Besitzer des Reptils noch nicht gemeldet, wie Dietrich bestätigt. Sollte sich unter kontakt@wasserstern.com niemand melden, werde man versuchen, dass sich einer der 300 Mitglieder um das Tier kümmert, sagte Dietrich.
Das schwierigste bei tierischen Missionen sei es übrigens, das Tier richtig einzuschätzen, sagt Kannler: „Also zum Beispiel, ob es giftig ist oder nicht.“Im Zweifelsfall sei es wichtig, einen Tierarzt oder sonstigen Experten dabei zu haben. Während die ungiftige Boa keine Gefahr für Menschen darstellt, sah das bei einem Einsatz vor einigen Jahren in einem Neusässer Supermarkt schon etwas anders aus: Damals wurde eine hochgiftige Bananenspinne eingefangen. Am Ende wurde aber auch sie in einer Box an einen Experten übergeben.