Augsburger Allgemeine (Land West)
Weg mit den Fähnchen?
Wir müssen jetzt doch wohl nicht darüber reden, wie irre es ist, anderen Leuten die Deutschlandfähnchen vom Auto zu entfernen, um sie dann darauf hinzuweisen, diese Art des Fan-Patriotismus in gefährlicher Verwandtschaft zum aufkeimenden Nationalismus stünde. Müssen wir? Also mal abgesehen davon, dass diese Art des pädagogischen Eingriffs auf das Eigentum anderer schon rein formal auf eine so dreist belehrende Art übergriffig ist, dass man sich nicht wundern muss, wenn sie nichts als Wut und Trotz bewirken – inhaltlich ist es erst recht daneben. Denn wer denen Futter liefert, die sagen, in Deutschland wird doch schon in die rechte Ecke gestellt, der sich auch nur für sein Land interessiert, der tut am besten genau so was. Moralisch alarmistisch maßregelnd bevormunden – ein Eigentor-Hattrick mit Ansage. Oder soll man die Fahne nicht zeigen dürfen, weil auch bei Pegida wild mit ihr gewedelt wird? Viel mehr schon müsste man sie gerade darum und dagegen tragen – und dabei vom Hambacher Fest erzählen und den Werten, für die Schwarz-Gold-Gold eigentlich steht…
Wer nicht ideologisch, sondern sonst irgendwie so gegen die Fähnchen ist, findet sie halt hässlich oder kindisch. Findet jedenfalls das, was beim Sommermärchen noch als endlich mal möglicher unverkrampfter Fan-Patriotismus auch in Deutschland begrüßt wurde, jetzt blöd. Klar, kann man auch albern finden, schwarz-rot-goldene Seitenspiegel-Überzieher etwa, und es gibt ja auch schon Zahnpasta in den Nationalfarben. Aber wenn alles gleich irgendwie weg müsste, was irgendjemand blöd findet, bliebe wohl nicht mehr viel übrig von den Buntheiten der Welt, die meistens sinnlos sind, aber eben doch freudvoll und harmlos. Alle zwei Jahre kann man anderen so was schon gönnen.