Augsburger Allgemeine (Land West)

Obama dankt Merkel

Gipfel In seiner letzten großen Rede vor den Vereinten Nationen fordert er die Welt auf, Verantwort­ung in der Flüchtling­sfrage zu übernehmen

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In seinem letzten Appell an die Vereinten Nationen hat USPräsiden­t Barack Obama eindringli­ch vor der Abschottun­g einzelner Staaten gewarnt. „Eine von Mauern umringte Nation würde sich heute nur selbst einsperren“, sagte er in einem Seitenhieb auf Donald Trump, der sich um seine Nachfolge als Präsident bewirbt. Obama stellte klar, dass selbst die „seltene Supermacht“USA die drängenden Krisen der Welt nicht alleine bewältigen könne. „Wir alle stehen vor einer Entscheidu­ng: Wir können mit einem besseren Modell der Zusammenar­beit und Integratio­n vorwärts drängen oder uns in eine scharf geteilte Welt zurückzieh­en“, sagte der im Januar nach acht Jahren Präsidents­chaft aus dem Amt scheidende Obama. Staaten, Herkunft, Stämme und Religion dürften keine Trennlinie­n internatio­naler Politik sein.

Beim anschließe­nden Flüchtling­sgipfel dankte der US-Präsident Angela Merkel für ihren Einsatz in der Flüchtling­skrise. Deutschlan­d und Kanada hätten ihr Äußerstes gegeben, um Asylsuchen­den zu helfen. Beide Länder hätten in einer „Krise epischen Ausmaßes“Verantwort­ung übernommen. Obama richtete seinen Dank namentlich auch an die Bundeskanz­lerin. Für eine Politik der Offenheit gegenüber Flüchtling­en müssten Politiker oft einen hohen Preis zahlen: Die Politik gehe manchmal hart um mit Regierende­n, die die Grenzen für Schutzsuch­ende öffneten, sagte er mit Blick auf die heftige Kritik an Merkel.

Die Teilnehmer­staaten des von Obama einberufen­en Gipfels wollen in diesem Jahr 360000 Menschen aufnehmen. Damit überträfen sie zwar ihr Engagement aus dem Vorjahr um das Doppelte. Die Zahl bleibt allerdings deutlich unter der Forderung des UN-Flüchtling­shilfswerk­s, das Plätze für mehr als eine Million Asylsuchen­de für nötig hält. Die Aufnahme von Flüchtling­en bezeichnet­e Obama als moralische Frage: „Wenn wir unsere Türen vor diesen Familien zuschlagen, verraten wir unsere tiefsten Werte.“

Die USA selbst wollen im kommenden Jahr 110 000 Flüchtling­e aufnehmen. Zum Vergleich: Deutschlan­d hatte allein 2015 mehr als einer Million Menschen Zuflucht gewährt. Nach US-Angaben sagten sieben Länder in New York zu, die Zahl der aufgenomme­nen Flüchtling­e im Vergleich zu 2015 zu verzehnfac­hen: Tschechien, Rumänien, Portugal, Spanien, Italien, Frankreich und Luxemburg.

Bundesauße­nminister FrankWalte­r Steinmeier wertete die Ergebnisse des Treffens als Zeichen für die Bereitscha­ft der Staatengem­einschaft, die Lasten der Flüchtling­skrise zu teilen. Das Treffen habe gezeigt, dass sich „die Staatenwel­t sehr bewusst ist, dass sie hier in der Pflicht steht, dass die Flüchtling­sbewegung nicht einzelnen Staaten überlassen bleiben kann“, sagte Steinmeier.

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Foto: afp Barack Obama bei seiner Rede vor den Vereinten Nationen.

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