Augsburger Allgemeine (Land West)

Heilige Töne machen sich sichtbar

Linzer Medienküns­tler in der Galerie Berndt

- VON ALOIS KNOLLER

Töne sind flüchtig. Kaum klingen sie an, verhallen sie auch schon wieder. Sehen kann man sie sowieso nicht. Oder doch? Der Linzer Medienküns­tler Reinhard Gupfinger macht Töne sichtbar und auch noch zum Betasten plastisch. Ganze Landschaft­en mit aufragende­n Bergen, geschwunge­nen Hügeln und welligen Tälern stellt er aus Tonaufnahm­en in Reliefs zusammen. Die Hebungen und Senkungen folgen dabei dem Frequenzga­ng des Gehörten. Im Falle seines Augsburger Projektes „Silent House of Prayer“, das Reinhard Gupfinger jetzt in der Galerie Beate Berndt am Fischertor ausstellt, sind es Klangkulis­sen aus religiösen Versammlun­gsstätten.

Die Hörproben aus heiligen Hallen hatte Gupfinger als Artist-inResidenc­e im Rahmen des Friedensfe­stprogramm­s an neun Orten in der Stadt eingefange­n. In zwei Wochen hatte er sämtliche Aufnahmen verschiede­nartiger Zeremonien gemacht – mit manchem zufälligen Glückstref­fer. Wie dem Gastkonzer­t eines israelisch­en Frauenchor­s in der Synagoge oder dem Men’s Day, dem Männertag, in der englischsp­rachigen Pfingstkir­che. Überall habe er offene Türen und Herzen angetroffe­n. Alle Religionsg­emeinschaf­ten ließen den Künstler völlig frei und ohne Scheu gewähren.

Mit einer simplen Technik wandelte Gupfinger die Töne in Reliefs um: Ein heißer Draht schnitt in Streifen aus feinporige­n geschäumte­n Dämmplatte­n die Linie des Frequenzga­ngs. Zu einem Block zusammenge­fügt, machte er kompakte Abgüsse in stabilem Material. Diese

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Foto: Wolfgang Diekamp Reinhard Gupfinger wandelt heilige Töne in weiße Reliefs.

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