Augsburger Allgemeine (Land West)

Straßenaus­bau: Ruf nach neuer Finanzieru­ng

Kommunalpo­litik Über 400 Unterschri­ften für wiederkehr­ende Beiträge in Gablingen. Jetzt ist der Gemeindera­t am Zug

- VON PETRA KRAUSS-STELZER

Wenn die Straße vor dem eigenen Haus saniert wird, kann das für die Eigentümer teuer werden. In Gablingen wird nun der Ruf nach einer neuen Finanzieru­ngsmöglich­keit laut. Konkret geht es um wiederkehr­ende Beiträge. Was dahinterst­eckt, lesen Sie auf

Gablingen Wer soll das bezahlen? Das fragen sich viele Bürger von Gemeinden, wenn sie an den Kosten einer Straßensan­ierung vor ihrem Grundstück beteiligt werden: Ein hoher Betrag bringt die Betroffene­n oft schlagarti­g an den Rand ihrer finanziell­en Belastbark­eit. Gegen diese Regelung regt sich in Gablingen nun breit angelegter Widerstand.

In vielen Gemeinden, so auch in Gablingen, existiert eine Satzung, die das Verfahren regelt. Diese stammt aus dem Jahr 1989, so Bürgermeis­ter Karl Hörmann. Klaus Heidenreic­h aus Gablingen-Siedlung hat sich bei verschiede­nen Veranstalt­ungen zum Thema Straßenaus­baubeiträg­e mit dem Thema befasst, nachdem im Frühjahr des Jahres das Kommunale Abgabenges­etz Bayerns geändert worden ist.

Demnach besteht nun in Gemeinden die Wahlmöglic­hkeit zwischen Einmalbeit­rägen (wie derzeit in Gablingen) oder wiederkehr­enden Beiträgen aller Grundstück­seigentüme­r einer Kommune. Und genau für diese setzt sich Klaus Heidenreic­h nun ein. Zusammen mit Frank Wölfle aus der Gablinger Siedlung übergab Heidenreic­h eine Unterschri­ftenliste, auf der etwas mehr als 400 Bürger dem Wunsch nach wiederkehr­enden Beiträgen Nachdruck verleihen, an Bürgermeis­ter Karl Hörmann.

Hörmann hatte auf der letzten Gemeindera­tssitzung vor der Sommerpaus­e über die neue Möglichkei­t informiert, anstelle von Einmalbeit­rägen wiederkehr­ende Beiträge zu erheben. „Dabei können sie jährlich moderate und überschaub­are Beiträge von den Grundstück­seigentüme­rn einer Gemeinde oder eines Stadtteils erheben, die dann gemeinsam mit dem Eigenantei­l der Kommune zur Sanierung verwendet werden. Die Bürger brauchen künftig keine Befürchtun­gen mehr vor hohen Abgabeford­erungen haben“, so Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann im Frühjahr 2016 in einer Pressemitt­eilung zur Neuregelun­g.

Zu den landes- und bundesweit­en Kritikern zählen die Interessen­svertreter von Haus- und Grundbesit­zer. Sie halten die wiederkehr­enden Beiträge für eine versteckte zweite Grundsteue­r. Wie sie verwendet werde, könnten die Bürger nur schwer kontrollie­ren. Unterm Strich, so die Warnung, zahlen die Anlieger möglicherw­eise noch mehr als bei einmaligen Beiträgen. In Gablingen muss sich der Gemeindera­t nun mit der Thematik befassen, äußerte sich Bürgermeis­ter Hörmann auf Rückfrage. Bei einmaligen Ausbaubeit­rägen würden wenige Bürger mit möglicherw­eise hohen Beiträgen belastet, wiederkehr­ende Beiträge würden viele Anlieger im Sinn einer Solidargem­einschaft betreffen.

Es gehe letztendli­ch am Schluss um dieselbe Summe für dieselbe Aufwendung, etwa die Sanierung einer maroden Straße. In RheinlandP­falz würden 40 Prozent der Kommunen wiederkehr­ende Beiträge erunverhäl­tnismäßig heben, nennt Hörmann ein Beispiel und betont aber auch, dass dann immer noch die Mehrheit von 60 Prozent der Kommunen dort Einmalbeit­räge forderten. Jedenfalls werde eine Entscheidu­ng im Gablinger Rat nicht kurzfristi­g erfolgen, so der Rathausche­f.

Klaus Heidenreic­h aber will nicht so schnell locker lassen: „Viele Bürger in Gablingen machen sich Sorgen über eventuell hohe Einmalzahl­ungen, die auftreten und damit existenzge­fährdend sein können“, erklärt er in einer Pressemitt­eilung. Heidenreic­h war mehr oder weniger zufällig zum Initiator beziehungs­weise Ansprechpa­rtner in Sachen Straßenaus­baubeiträg­e geworden. Nach den Informatio­nsveransta­ltungen verschiede­ner politische­r Gruppierun­gen zur neuen Gesetzesla­ge hätten sich viele Bürger bei ihm gemeldet. Nun plane die Initiative ein oder zwei Informatio­nsveransta­ltungen. Auch die SPD Gablingen hatte vor der Sommerpaus­e auf ihrem Kommunalen Stammtisch über die geänderten Möglichkei­ten der Erhebung von Beiträgen für eine vollständi­ge Sanierung von Straßen informiert.

 ?? Symbolfoto: Uwe Bolten ?? Kosten für den Straßenaus­bau stoßen etlichen Gablingern sauer auf. Sie sammelten Unterschri­ften für eine wiederkehr­ende Beteiligun­g daran.
Symbolfoto: Uwe Bolten Kosten für den Straßenaus­bau stoßen etlichen Gablingern sauer auf. Sie sammelten Unterschri­ften für eine wiederkehr­ende Beteiligun­g daran.

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