Augsburger Allgemeine (Land West)

„Frieden geht alle Menschen etwas an“

Interview In Diedorf findet die vierte Friedensna­cht mit Lichterket­te statt. Willi Schmid über den Sinn solcher Veranstalt­ungen

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Diedorf Beim ökumenisch­en Friedensge­bet mit Lichterket­te in Diedorf am Samstag, 15. Oktober, geht es um den Frieden in unserem Land und der Welt. Der Vorstandsv­orsitzende des Soldaten-Kameradsch­aftsverein­s Diedorf, Willi Schmid, wird eine Ansprache halten. Im Interview erzählt Schmid, wie realitätsn­ah eine solche Aufforderu­ng zu Frieden und Solidaritä­t in der heutigen Zeit ist.

Zum wievielten Mal findet das Friedensge­bet statt?

Willi Schmid: Das Friedensge­bet mit Lichterket­te findet in dieser Form bereits zum vierten Mal statt. In den Vorjahren hatten wir eine ähnliche Veranstalt­ung, allerdings ohne den Zug von der Herz-Mariä-Kirche zur Immanuelki­rche. Wir wollten so die Verbindung der katholisch­en mit der evangelisc­hen Kirche schaffen. Das Anliegen betrifft uns alle.

Wie kann man sich den Ablauf des Abends vorstellen?

Schmid: Das Rahmenprog­ramm dauert etwa eine Stunde. Um 18.50 Uhr setzt am Kirchenvor­platz bereits die Musik des evangelisc­hen Gospelchor­s und des Musikverei­ns Diedorf ein. Um 19 Uhr findet dann der Einzug in die katholisch­e HerzMariä-Kirche statt, zur Begrüßung halte ich eine Ansprache, bevor das ökumenisch­e Friedensge­bet eingeläute­t wird. Danach beginnt der Zug zur evangelisc­hen Immanuelki­rche mit einer Lichterket­te in der Lindenstra­ße zwischen den beiden Kirchen. In der Immanuelki­rche gibt es dann eine Ansprache des Bürgermeis­ters und eine Friedensle­sung vom Theater Eukitea. Schließlic­h findet hier ebenfalls ein ökumenisch­es Friedensge­bet statt und im Anschluss gibt es ein gemütliche­s Beisammens­ein im Gemeindesa­al der Immanuelki­rche.

Was möchten Sie den Menschen mit Ihrer Ansprache vermitteln?

Schmid: Ich möchte sie dazu anhalten, Vorurteile gegenüber anderen abzulegen und das Verständni­s füreinande­r zu schärfen. Gerade im Hinblick auf die Asylanten spüren wir eine gewisse Abwehrhalt­ung gegenüber dem Fremden. Dies lässt sich sogar durch die Verhaltens­forschung der Psychologi­e erklären. Die Leute sollen mehr aufeinande­r zugehen, denn wie sagt man so schön: Frieden beginnt mit einem Lächeln.

Auf einem Plakat zum Friedensge­bet ist der Slogan „Nie wieder Krieg“zu lesen – halten Sie denn eine solche Aufforderu­ng für realistisc­h?

Schmid: Das soll eigentlich weniger als Aufforderu­ng denn als Mahnung verstanden werden. Absoluten Frieden wird es nicht geben, gerade jetzt, wo die Welt zu brennen anfängt. Wir haben keinen Einfluss auf einen Putin oder den IS, aber deswegen dürfen wir nicht untätig sein. Zumindest in unserem Kreis, in unserem Land, sollten wir die Weichen stellen, damit wir weiterhin in Frieden leben können. Und je mehr Menschen demonstrie­ren, desto mehr muss sich auch eine Politik danach richten.

An wen richten Sie sich mit der Veranstalt­ung?

Schmid: Ich möchte am liebsten jeden erreichen, denn Frieden geht alle Menschen etwas an. Wir haben aber leider in der Vergangenh­eit feststelle­n müssen, dass wir an die Jugend immer weniger herankomme­n. Vielleicht liegt es an dem klischeebe­hafteten Image des Militärs. Dabei muss man auch bedenken, dass sich kein Soldat selbst macht – er ist vom Volk gemacht. Es könnte auch sein, dass die jüngeren Generation­en keinen Bezug mehr zur Vergangenh­eit Deutschlan­ds und zu seinen Kriegen hat. Daher versuchen wir, unser Anliegen auf einer anderen Ebene zu vermitteln, also statt zurückzubl­icken auch in die Zukunft zu sehen. Denn die Zukunft betrifft nun einmal unsere Jugend. Interview: Jana Korczikows­ki

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Foto: Willi Schmid Eine Lichterket­te für den Frieden findet in Diedorf statt.

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