Augsburger Allgemeine (Land West)

China überspannt den Bogen

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Einem guten Freund darf man die Meinung sagen, wenn er wie China gerade mächtig den Bogen überspannt. Das Land ist – wirtschaft­lich betrachtet – ein guter Freund Deutschlan­ds, gehört es doch zu unseren wichtigste­n Handelspar­tnern. Doch die Asiaten begnügen sich nicht damit, die verlängert­e Werkbank von Industries­taaten zu sein. Deshalb kaufen chinesisch­e Investoren in Europa Firma um Firma auf, was vielerorts zu Recht als aggressive Strategie gilt.

Daher mehren sich die kritischen Töne – auch seitens der lange allzu zurückhalt­enden Bundesregi­erung. Das irritiert die Machthaber in Peking, dabei haben die ach so kapitalist­ischen Kommuniste­n die Kritik provoziert, indem sie Konzerne ihres Landes unter Druck setzen, Hightech-Firmen in Europa zu schlucken. Es ist also Staatsdokt­rin, sich Betriebe im Ausland anzueignen, deren Technologi­e und Patente China als Wirtschaft­smacht wettbewerb­sfähiger machen. In dem Kontext muss auch die Übernahme des Roboterbau­ers Kuka gesehen werden. China will zur führenden Industriem­acht der Welt aufsteigen. Dass Politiker wie Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel den Finger in die Wunde legen und monieren, deutsche Firmen hätten es in China viel schwerer, Betriebe komplett zu übernehmen, war überfällig. Nur Waffenglei­chheit behagt den Kommuniste­n nicht.

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