Augsburger Allgemeine (Land West)
China überspannt den Bogen
Einem guten Freund darf man die Meinung sagen, wenn er wie China gerade mächtig den Bogen überspannt. Das Land ist – wirtschaftlich betrachtet – ein guter Freund Deutschlands, gehört es doch zu unseren wichtigsten Handelspartnern. Doch die Asiaten begnügen sich nicht damit, die verlängerte Werkbank von Industriestaaten zu sein. Deshalb kaufen chinesische Investoren in Europa Firma um Firma auf, was vielerorts zu Recht als aggressive Strategie gilt.
Daher mehren sich die kritischen Töne – auch seitens der lange allzu zurückhaltenden Bundesregierung. Das irritiert die Machthaber in Peking, dabei haben die ach so kapitalistischen Kommunisten die Kritik provoziert, indem sie Konzerne ihres Landes unter Druck setzen, Hightech-Firmen in Europa zu schlucken. Es ist also Staatsdoktrin, sich Betriebe im Ausland anzueignen, deren Technologie und Patente China als Wirtschaftsmacht wettbewerbsfähiger machen. In dem Kontext muss auch die Übernahme des Roboterbauers Kuka gesehen werden. China will zur führenden Industriemacht der Welt aufsteigen. Dass Politiker wie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel den Finger in die Wunde legen und monieren, deutsche Firmen hätten es in China viel schwerer, Betriebe komplett zu übernehmen, war überfällig. Nur Waffengleichheit behagt den Kommunisten nicht.