Augsburger Allgemeine (Land West)
IS-Miliz in der Falle?
Irak Der Kampf um die Stadt Mossul geht in die entscheidende Phase
Bagdad
Erstmals seit über zwei Jahren sind irakische Streitkräfte in die Dschihadisten-Hochburg Mossul eingerückt. Die „wirkliche Befreiung“der nordirakischen Stadt aus den Händen der Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) habe nun begonnen, sagte ein Kommandeur der irakischen Spezialeinheiten CTS. Mossul war einst eine Hochburg der Anhänger des früheren Machthabers Saddam Hussein. Nach dessen Sturz schlossen sich viele von ihnen dem IS an. Die ethnisch und religiös gemischte Stadt ist von großer strategischer Bedeutung, nicht nur wegen ihrer Ölfelder und Raffinerien.
Der Angriff zur Rückeroberung hatte Mitte Oktober begonnen. Zehntausende irakische Soldaten und kurdische Peschmerga kämpfen nun im Norden, Osten und Süden der Stadt. Sie werden durch Luftangriffe der internationalen Anti-ISKoalition unter Führung der USA unterstützt. Im Westen versuchen vom Iran unterstützte schiitische Milizen, die Versorgungswege der IS-Kämpfer nach Syrien abzuschneiden. Der irakische Regierungschef verkündete, der Ring um den IS werde von allen Seiten geschlossen. Für die Dschihadisten gebe es keinen Fluchtweg, sie müssten „sterben oder sich ergeben“.
In der mehr als eine Million Einwohner zählenden Großstadt, die von den Dschihadisten im Sommer 2014 überrannt worden war, werden mehrere tausend IS-Kämpfer vermutet. Es wird ein langer Häuserkampf bis zur völligen Rückeroberung der Stadt erwartet. Nach UN-Angaben wollen die Dschihadisten auch entführte Zivilisten als menschliche Schutzschilde in Mossul missbrauchen. Befürchtet wird auch, dass sie in der ganzen Stadt Sprengfallen deponiert haben.
Für einen zusätzlichen Konflikt könnte das Vorgehen der türkischen Regierung sorgen: Obwohl Bagdad seit Wochen mit Ankara in einem offenen Streit liegt, weil die irakische Regierung eine Beteiligung türkischer Einheiten an der MossulOffensive ablehnt, verlegte die Türkei Panzer und Artillerie in die Nähe der Grenze zum Irak.