Augsburger Allgemeine (Land West)

Tengelmann-Krimi ist noch nicht beendet

Schlichtun­g Gabriel gibt sich zwar euphorisch, Gewerkscha­fter hegen aber weiter Zweifel

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Berlin

Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel gab sich nach der erfolgreic­h wirkenden Schlichtun­g seines Parteifreu­ndes Gerhard Schröder zuversicht­lich: „15 000 Verkäuferi­nnen, Fleischer, Lagerarbei­ter, Fahrer, Verwaltung­smitarbeit­er und alle anderen Mitarbeite­r von Kaiser’s Tengelmann können Weihnachte­n ohne Angst um ihren Arbeitspla­tz feiern.“Große Worte nach der Einigung von Edeka und Rewe im Schlichtun­gsverfahre­n um die Zukunft der angeschlag­enen Supermarkt­kette Kaiser’s Tengelmann. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten zu dem Thema.

Wie wasserdich­t ist die Grundsatze­inigung?

Noch müssen wichtige Punkte zwischen Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub, Edeka-Chef Markus Mosa und Rewe-Boss Alain Caparros abschließe­nd geklärt werden, bevor Edeka Kaiser’s Tengelmann im Rahmen der von Gabriel erteilten Sondergene­hmigung übernehmen darf. Derzeit rechnen Wirtschaft­sprüfer durch, welchen Wert der die Schlichtun­g und Gabriel in höchsten Tönen lobt, ist DGBChef Reiner Hoffmann deutlich zurückhalt­ender: „Wir hatten ja schon mal einen Kompromiss gehabt, der gerade mal 24 Stunden gedauert hat“, sagte er. Dank Gabriels Sondergene­hmigung haben die Gewerkscha­ften aber eine starke Verhandlun­gsposition gegenüber Edeka und Rewe. So muss etwa Verdi die endgültige Vereinbaru­ng zwischen Edeka und Rewe noch absegnen.

Wer schaut sich das Schlichtun­gsergebnis noch an?

Es ist davon auszugehen, dass das Bundeskart­ellamt prüfen wird, wie sich die Einigung auf den Supermarkt-Wettbewerb in den drei Regionen Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin auswirkt. Nur dort ist Kaiser’s Tengelmann aktiv. Im Umfeld von Wirtschaft­sminister Gabriel ist man zuversicht­lich, dass die Kartellwäc­hter die Lösung nicht blockieren. Allerdings war das Kartellamt von Anfang an strikt gegen das Geschäft, weil es die Marktmacht von Edeka zementiere. So sehen Experten eine erneute Prüfung keineswegs als Selbstläuf­er. „Wenn die führenden Unternehme­n einen wesentlich­en Teil des Supermarkt­Marktes unter sich aufteilen, ist das eine Absprache, die den Wettbewerb zulasten der Verbrauche­r einschränk­en kann“, sagte der Chef der Monopolkom­mission, Achim Wambach.

Bis wann können die Beschäftig­ten endgültig auf Klarheit hoffen?

Wirtschaft­sminister Gabriel kündigte an, dass schon bis zum Wochenende die finanziell­en Fragen zwischen Tengelmann, Edeka und Rewe geklärt sein sollen. Bis 11. November soll Rewe dann seine Beschwerde zurückzieh­en.

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