Augsburger Allgemeine (Land West)
Dem Staat gehören 10 000 Wohnhäuser
Umfrage Wenn es keine Erben gibt, fallen den Bundesländern die Immobilien zu
München
Der Staat ist der größte Erbe von Wohnhäusern in Deutschland. Die 16 Bundesländer sind auf dem Wege der Erbschaft mittlerweile Allein- oder Miteigentümer von rund 10000 Wohnhäusern und privaten Liegenschaften geworden, wie eine bundesweite Umfrage bei Länderverwaltungen und Bezirksregierungen ergeben hat.
Den Rekord hält mit weitem Abstand Bayern, wo sich nach Angaben des Finanzministeriums 7251 Wohnhäuser im Besitz des Freistaats befinden – 3857 davon im Alleineigentum. Solche Erbschaften fallen an den Staat, wenn die Erben entweder ihr Erbe ausschlagen oder sich kein Erbe finden lässt. In der Regel wird das Haus dem Staat überlassen, wenn die Kredite noch nicht abbezahlt sind. Außerdem hat der Staat bundesweit eine nicht näher bezifferbare Zahl ganz oder halb verfallener Schrottimmobilien geerbt.
Bayern liegt zwar in vielen Ländervergleichen vorn, doch der Spitzenwert bei geerbten Wohnhäusern ist der Staatsregierung in München eher unwillkommen. Denn der Verkauf von derartigen Erbschaften bringt den Ländern in der Regel zwar geringfügige Einnahmen, aber der Verwaltungsaufwand sei sehr hoch, heißt es seitens der Ministerien mehrerer Länder übereinstimmend. Fachleute der Behörden werten die Zahlen der Erbschaften als Folge des demografischen Wandels. Denn der Anteil älterer Menschen ohne Angehörige steigt eben. So fällt ihr Erbe an den Staat.
Insgesamt stehen in Deutschland nach einer Schätzung des Bundes zwei Millionen Wohnungen leer, die meisten davon in strukturschwachen ländlichen Regionen. In den Ballungsräumen dagegen fehlen Wohnungen. „Wir haben eigentlich genug Wohnraum in Deutschland – aber wir haben ihn an der falschen Stelle“, sagt Andreas Ibel, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft. Damit ist auch die Zahl der an den Staat vererbten Häuser in strukturschwachen Regionen gestiegen.