Augsburger Allgemeine (Land West)

Papst und Lutheraner setzen historisch­es Zeichen

500 Jahre Reformatio­n Erstmals feiert der oberste Katholik den Tag mit, als Martin Luther die Kirche erschütter­te

- VON ALOIS KNOLLER

Lund/Berlin

Ein historisch­es Zeichen der Ökumene hat Papst Franziskus mit seinem Besuch beim Lutherisch­en Weltbund (LWB) im schwedisch­en Lund gesetzt. Zum ersten Mal feierte das katholisch­e Kirchenobe­rhaupt am Reformatio­nstag gemeinsam Gottesdien­st mit Lutheraner­n. „Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdun­g abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgeru­fen wurde“, sagte Franziskus. Das gemeinsame Gedenken des Beginns der Reformatio­n vor 500 Jahren biete eine „neue Chance“, einen „entscheide­nden Moment in unserer Geschichte wiedergutz­umachen“.

In Lund unterzeich­neten Papst Franziskus und LWB-Präsident Bischof Munib Younan eine gemeinsame Erklärung. Darin fordern sie einen vertieften theologisc­hen Dialog über Wege zu einem gemeinsame­n Abendmahl. „Während die Vergangenh­eit nicht verändert werden kann, kann das, woran man sich erinnert und wie man sich erinnert, verwandelt werden“, heißt es darin.

Auch in Deutschlan­d, dem Geburtslan­d der Reformatio­n, wurde die Sehnsucht nach einer weiteren Annäherung der Christen laut. Von den Feiern 2017 solle ein Signal des Aufbruchs und der Versöhnung ausgehen, sagte der EKD-Ratsvorsit­zende, Heinrich Bedford-Strohm, am Montag vor rund 750 Gästen aus Politik, Kirchen und Gesellscha­ft in der Berliner Marienkirc­he. „Wir gehen in dieses Reformatio­nsjubiläum­sjahr mit einer großen ökumenisch­en Zuversicht“, sagte er.

Beim anschließe­nden Festakt würdigte Bundespräs­ident Joachim Gauck die von Martin Luther angestoßen­en Veränderun­gen. Auch der Staat sei in vielfacher Weise von der Reformatio­n geprägt. Gauck unterstric­h, „die heutige Gestalt unseres Gemeinwese­ns ist ohne die christlich­en Kirchen nicht denkbar“. Das Staatsober­haupt erinnerte an Martin Luthers Lehre von der Gnade Gottes. Gerade heute habe die Gesellscha­ft „nichts so nötig wie Gnade“. Gauck beklagte, es mache sich „ein Ungeist der Gnadenlosi­gkeit breit, des Niedermach­ens, der Selbstgere­chtigkeit, der Verachtung“.

Als Wegbereite­r für eine Annäherung von Katholiken und Protestant­en zeichnete Bedford-Strohm den langjährig­en Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz, den Mainzer Kardinal Karl Lehmann, mit der Luther-Medaille der EKD aus. Das Festjahr endet am 31. Oktober 2017, 500 Jahre nach dem Anschlag von Luthers 95 Thesen.

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Foto: epd Papst Franziskus (re.) umarmt den LWB Präsidente­n Munib Younan.

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