Augsburger Allgemeine (Land West)
Neuer Vertrag für Löw – und für Merkel?
Das Leben deutscher Kinder, die in den Jahren kurz nach der Jahrtausendwende geboren wurden, ist von bemerkenswerter Konstanz geprägt. Seit sie so einigermaßen denken können, heißt die Chefin im Lande Angela Merkel. Und der Chef Joachim Löw.
Frau Merkel, manchmal „Enschie“und manchmal „Mutti“genannt, ist die Bundeskanzlerin. Herr Löw, für viele nur der „Jogi“, amtiert über ihr als der Bundestrainer.
So war das für junge Deutsche schon an dem Tag, an dem sie erstmals alleine ein Dreirad steuerten. So wird es für Angehörige dieser Generation auch nach dem Tag sein, an dem sie erstmals alleine ein Auto lenken dürfen. Zumindest was Jogi Löw anbelangt. Der darf als Bundestrainer bis 2020 über Fußball-Deutschland regieren.
Das hat jetzt zumindest Reinhard Grindel verkündet. Bis vor einem halben Jahr spielte Grindel im Leben der Deutschen (egal ob jung oder alt) keine Rolle. Aber die Ungereimtheiten rund um die WM 2006 hatten im Frühjahr eine außerordentliche Versammlung samt schnellem Personalwechsel an der Spitze des Deutschen FußballBundes erfordert. Jetzt ist Grindel als DFB-Präsident der Vorgesetzte von Löw. Also ähnlich wichtig wie Merkel.
Dass die Vertragsverlängerung am Anfang der Woche verkündet wurde, an deren Ende Grindel als Chef beim ordentlichen DFBBundestag wiedergewählt werden will – eine garantiert zufallsfreie Fügung. Aber auch abseits von verbandstaktischem Kalkül: Die Einigung auf den neuen Kontrakt ist klug. Sie erspart Grindel und Löw bis zur WM 2018 lästige Diskussionen. Anders als 2010, als Löws Zukunft ungeklärt war und noch während des WM-Turniers in Südafrika debattiert und spekuliert wurde, wie es denn weitergehen solle.
Allerdings, ob die Generation der früh in diesem Jahrtausend Geborenen auch 2020 noch ihren gewohnten Bundestrainer am Spielfeldrand sehen wird – das garantieren die Vertragsunterschriften nicht. Sollte Löw mit seiner Mannschaft beim WM-Turnier 2018 spektakulär früh scheitern, dann wird eine heftige Diskussion um ihn entbrennen – egal, was da in seinen Arbeitspapieren steht.
Sicher ist nur: Löw wird bei der WM 2018 noch Trainer der deutschen Elf sein. Ob Angela Merkel dann zum gewohnten Gipfeltreffen der beiden deutschen DauerChefs in einer dampfigen Umkleidekabine erscheinen darf, das muss sich allerdings erst noch weisen. Ob Merkels „Vertrag“verlängert wird, entscheidet sich 2017.