Augsburger Allgemeine (Land West)
Neuer Praktikant, alter Bundestrainer
Fußball Joachim Löw hat seinen Vertrag bis 2020 verlängert. Miroslav Klose soll bei ihm lernen. Zunächst aber steht eine Audienz bei Papst Franziskus auf dem Programm
Frankfurt/Main
Miroslav Klose wird Lehrling und Lehrmeister zugleich. Seine Karriere als Spieler hat er zwar beendet, aber er kehrt als Praktikant zur Fußball-Nationalmannschaft zurück. Im Stab von Chefcoach Joachim Löw soll der 38-Jährige schon bei den Länderspielen in San Marino am 11. November und vier Tage später in Italien erste Erfahrungen für eine nun angestrebte Trainerkarriere sammeln und seinen jungen Nachfolgern das Toreschießen beibringen.
„In den vergangenen Monaten ist in mir der Gedanke gereift, auf dem Platz bleiben zu wollen, dabei aber eine neue Perspektive einzunehmen, nämlich die eines Trainers“, sagte Klose am Dienstag nach der Bestätigung der Personalie durch den Deutschen Fußball-Bund.
Die Azubi-Stelle für den „ewigen Miro“ergibt Sinn. Zuletzt wurde ein Goalgetter von seinem Format schmerzlich vermisst und die Stürmerflaute zum Krisenthema bei der EM in Frankreich.
Dass Löw seinem früheren Lieblingsangreifer nun die Chance zum Einstieg gibt, ist logisch. Die Wertschätzung betonte er am Dienstag nochmals: „Auf Miro war und ist immer Verlass, daher freue ich mich sehr, dass er jetzt erst mal zu unserem Team gehört. Er ist ein Vorbild als Mensch und Sportler. Mit seinem Blick und seiner Erfahrung kann ich ihn mir künftig sehr gut als Trainer vorstellen, auf seinem Weg dahin möchten wir ihn im DFB gerne unterstützen“, sagte Löw.
Klose soll „ein individuelles Ausbildungsund Traineeprogramm absolvieren mit dem klaren Ziel, die Trainerlaufbahn einzuschlagen“, teilte der DFB mit. Die notwendige A-Lizenz soll „Grande Miro“parallel zu seinen Einsätzen bei der Nationalmannschaft und den Juniorenteams erwerben. Kloses Schnupperzeit soll zumindest bis zum Confederations Cup im kommenden Sommer in Russland gehen, bei dem Löw gezielt junge Akteure turniertauglich machen will. Klose hatte nach dem WM-Triumph 2014 in Rio nach einem knappen Monat Bedenkzeit seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Mit 71 Toren in 137 Länderspielen ist er DFB-Rekordtorschütze. Seine 16 Treffer sind zudem WM-Bestmarke. Bei seinem Klub Lazio Rom hatte der 38-Jährige bis zu diesem Sommer noch gespielt.
Am Montag war offiziell verkündet worden, dass Joachim Löw seinen Vertrag wie erwartet vorzeitig bis 2020 verlängert hat. „Ich spüre das uneingeschränkte Vertrauen vonseiten des DFB“, sagte Löw bei einer Pressekonferenz in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt und betonte: „Wenn Kopf und Herz gemeinsam Ja sagen, dann gibt es nicht viel zu überlegen.“DFB-Präsident Reinhard Grindel hob hervor. „Joachim Löw ist der beste Trainer, den wir uns im DFB-Präsidium für die Nationalmannschaft vorstellen können“, sagte der Verbandschef. Kurz vor der Pressekonferenz hatten der DFB und der 56 Jahre alte Löw den Vertrag unterzeichnet.
Für Löw ist es bereits die siebte Vertragsverlängerung beim DFB. 2004 begann er als Assistenztrainer von Jürgen Klinsmann, 2006 stieg er zum Chef auf. Seit 2006 gelang Löw der Rekord, ein Nationalteam bei fünf aufeinanderfolgenden Turnieren (WM und EM) mindestens bis ins Halbfinale zu führen. Derzeit ist er laut DFB der dienstälteste Nationalcoach aller weltweit 211 Mitgliedsländer des Fußball-Weltverbandes Fifa.
Bleibt er nach der WM 2018 tatsächlich im Amt, würde er definitiv den Uralt-Spielerekord von Sepp Herberger (167 Spiele) brechen. Mit den meisten Siegen (94) als DFBChefcoach hat Löw bei 141 Spielen den WM-Trainer von 1954 schon eingeholt. Auch sieben Turniere als Bundestrainer wären Bestmarke.
Demnächst wird aber auch Löw eine Premiere erleben. Eine Audienz beim Papst am 14. November solle ihm und seinem Team neue Impulse geben. „Es ist toll, dass das gelungen ist“, sagte Löw am Montag. Im Team sei es nicht von Belang, wer welchen Glauben oder religiöse Identität habe. Es ginge darum, „eine Gemeinschaft zu entwickeln“, unabhängig von Wurzeln oder Kulturkreisen.
Die DFB-Auswahl tritt am Freitag nächster Woche in San Marino zu einem WM-Qualifikationsspiel an. Einen Tag später reist das Team nach Rom, wo nach derzeitigen Planungen am Montagvormittag die Audienz bei Papst Franziskus ansteht. Einen Tag später bestreitet die Nationalmannschaft in Mailand noch einen Test gegen Italien.