Augsburger Allgemeine (Land West)

Nächste Haltestell­e: Gruselkabi­nett

Halloween Der Abend des 31. Oktober gehört auch in Augsburg schaurigen Gestalten. Sie schminken sich mit Kunstblut und haben Lust, zu feiern. Warum sie das auch in einer Straßenbah­n tun

- VON MARIUS ECKERT

Montagaben­d in Augsburg. Es ist der 31. Oktober. Halloween. Durch die Herbstnach­t ziehen gruselige Gestalten: Zombies, Mumien, Wehrwölfe und Hexen. Am Königsplat­z schließlic­h kommen sie alle zusammen. Dracula und Konsorten warten auf die Tram. Doch seit wann fahren Ungeheuer Straßenbah­n? Die Antwort ist einfach: Seit es in Augsburg die Halloween-Gruseltram gibt. Zum dritten Mal kutschiert sie am Montag verkleidet­e Augsburger durch die Stadt. Angefangen hat das Projekt klein: „Erst haben wir nur mit Freunden gefeiert, dann mit mehr Leuten. Dieses Jahr war es nun öffentlich“, erzählt Veranstalt­er Armin Jörgel.

Als das amerikanis­che Halloween nach Europa kam, begann es mit geschnitzt­en Kürbissen und Kindern, die verkleidet durch die Straßen zogen, um an den Haustüren Süßes oder Saures zu verlangen. Aber was macht man, wenn man aus diesem Alter herausgewa­chsen ist? Man verkleidet sich und feiert im Gegensatz zu den Kindern nicht draußen, sondern drinnen. Eine Halloweenp­arty ist unter Jugendlich­en und auch jungen Erwachsene­n ein wichtiger Termin im Jahr.

So ist das auch für Kim Steger. Schon früher ging sie Süßigkeite­n sammeln und später auf Halloweenp­arties. Jetzt fährt sie in der Partytram mit: „Ich habe auf Facebook davon erfahren und die Karten bei einem Gewinnspie­l gewonnen.“Mitgenomme­n hat Kim ihre Freundin Jasmin Paul. Für sie ist es die erste Halloweenp­arty: „Ich habe so was noch nie gemacht, aber ich freue mich drauf.“

Die Tram ist in Sicht, von außen sieht sie aus wie eine gewöhnlich­e City-Flex. Schaut man hinein, erblickt man Spinnweben samt Spinnen, abgetrennt­e Köpfe und hört laute Musik. Zwei Stunden lang haben Armin Jörgel und seine rund 20 Helfer gebraucht, um die Tram in ein Gruselkabi­nett zu verwandeln. „Mittlerwei­le sind wir ein eingespiel­tes Team und wissen, was wir machen.“Ungefähr 300 Meter Kabel haben sie verlegt: „Auch wenn die Tram mit Strom aus der Oberleitun­g fährt, gibt es innen keine Steckdosen und wir müssen den Strom selbst mit Batterien liefern.“Insgesamt kostet den Veranstalt­er die Feier mit Miete für die Straßenbah­n von den Stadtwerke­n und der Deko rund 2000 Euro.

Die Dekoration gefällt Gina Schuster gut. Sie ist ein großer Fan von Halloween. Sie hat sich, sagt sie, schon als Kind gerne verkleidet und geschminkt: „An Halloween darf man einfach wieder Kind sein und in eine andere Rolle schlüpfen. So kann der Banker sich auch mal in einen Zombie verwandeln.“

Die Horde an Monstern stürmt nun die Straßenbah­n und es wird eng in dem fahrenden Gruselkabi­nett. Es ist kaum möglich, durch die Wagen zu laufen, da überall Leute stehen und sitzen. Die Gruseltram beginnt ihre Fahrt in Richtung Oberhausen Nord. Auch drei Bars, die die Gäste mit Getränken versorgen, sind an Bord. „Wir haben die gesamte Fahrt bis zum ersten Stopp gebraucht, um etwas zu trinken zu bekommen. Es ist schon sehr voll“, sagt Gina am ersten Halt in Oberhausen. Die Straßenbah­n fährt von dort zum zweiten Halt nach Haunstette­n. 200 Monster fahren mit. Das ist das obere Limit: „In die Tram passen theoretisc­h 300 Leute. Mit der Deko und den Bars ist aber weniger Platz. Darum haben wir nur 200 Karten vergeben“, sagt Armin Jörgel. Beim nächsten Mal soll es noch weiter limitiert werden, damit noch etwas mehr Platz bleibt.

Mit der Zeit werden die Monster auch auf dem beengten Raum aktiver. Die Stimmung ist gut und die Leute haben Spaß. Von Haunstette­n aus geht es in der letzten Runde zum Ziel der Gruseltram, der Mahagoni Bar in der Maxstraße. Dort endet die Fahrt und die Afterparty im Club beginnt. Kim und Jasmin hat die Fahrt gefallen: „Es war ein witziger Abend und eine tolle Erfahrung. 200 Leute sind aber definitiv zu viel, weil man sich kaum drehen kann.“Auch Gina hält den Abend für gelungen: „Die Musik war partytaugl­ich und hat für gute Stimmung gesorgt.“

Kurz vor dem Ende der Straßenbah­nfahrt ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Alle feiern ausgelasse­n den Abend. In diesem Moment entlässt die Bahn ihre Monster und sie „überfallen“den Club. Dort ist erst mal Endstation ...

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Foto: Silvio Wyszengrad Kim Steger und Jasmin Paul haben die Karten für die Gruseltram bei einem Gewinnspie­l gewonnen. Kim (links) ging als Rotkäppche­n, das vom Wolf angefallen wurde. Jasmin fuhr als Zombie durch die Straßen.

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