Augsburger Allgemeine (Land West)
Mit Glitzer-Bikini und Ganzkörperfarbe
Bodybuilding Bei der Internationalen Süddeutschen Meisterschaft in Gersthofen kommt es auf jeden Muskelstrang und auf viele andere Kleinigkeiten an
Gersthofen
Der Alltagsmensch, der beim Eingang der Stadthalle in Gersthofen mit gemütlichem Lächeln und ebenso gemütlicher Statur die Besucher begrüßt, hätte das Bäuchlein eingezogen, wenn er es denn könnte. Denn was da an gestählten Körpern in die Halle strömte, war geeignet, dem solidesten Selbstbewusstsein eine Delle zu verpassen. Zur Internationalen Süddeutschen Meisterschaft kamen 250 Bodybuilder unterschiedlichster Klassen samt Fans und Helfertross.
Organisator Bernhard Schuber war begeistert von Zustrom zur „wohl größten Veranstaltung ihrer Art in Deutschland“. Aus dem gesamten Süden der Republik und aus dem angrenzenden Ausland waren die Teilnehmer angereist.
In sechs Klassen traten die Bewerber an. Vorher ging es allerdings auf die Waage und danach an die Perfektionierung des Aussehens. Um jeden Muskelstrang auch ganz genau unter die Lupe nehmen zu können, braucht die Jury helles, grelles Licht. Um trotzdem attraktive Bräune zu zeigen, bereiten sich die Teilnehmer mit spezieller Ganzkörperschminke auf ihren Auftritt vor. Die wird praktischerweise gleich mit der Malerrolle auf dem Gesamtkunstwerk verteilt und kann ganz schön hartnäckig sein, wie Betreuerin Petra Welker erzählt, während Trainer Helmut Schardt seinen Schützling Kevin im Eingangsbereich der Stadthalle großzügig abrollert.
Gründlich einweichen empfiehlt sie, um den dunkelbraunen Belag nach dem Wettkampftag wieder loszuwerden. Trotzdem ist man eine Weile fleckig, weiß die Fränkin, die selbst auch Wettkämpfe bestreitet, aus Erfahrung. Denn überall dort, wo die Haut etwas dicker ist, hält sich die Bräune aus dem Farbtopf besonders lange. Bei den Damen fällt auch das Make-up bunter aus als im Alltagsleben, um auf der Bühne nicht blass und farblos dazustehen. Mit Glitzerbikini und Highheels haben sie neben der Körperspannung auch noch die Aufgabe, auf schwindelerregend hohen Absätzen einen möglichst eleganten Gang hinzulegen.
Den großen Run auf den Sport hätten die Einsteigerklassen ausgelöst, ist Organisator Schuber sicher. Wem die Models in Magazinen wie Men’s Health gefallen, der geht ins spezialisierte Sportstudio und investiert viel Zeit, um den Vorbildern ähnlich zu werden. Bei den Frauen ist meist die perfekte Bikini-Figur der Anreiz, und so heißt auch die weibliche Einstiegerklasse im Wettbewerb. Wenn nach ein paar Jahren harten Trainings die Zeit für das Vorzeigen des Erreichten reif ist, bereitet man sich mit monatelanger Diät auf die Augen der Jury vor. Die Muskeln müssen mit spezieller Ernährung definiert, also noch besser sichtbar gemacht werden. Ob es klappt mit der Figur, ist aber nicht nur Fleißsache, sondern wird einem ein Stück weit mit in die Wiege gelegt. „Der Körperbau muss passen, und auch die Genetik spielt eine Rolle“, weiß Profi Bernhard Schuber. Wenn Mutter Natur mitspielt, dann werde zusätzlich zum normalen Training auch das „Posen“rund zwei Stunden täglich geübt, zählt Petra Welker das Programm aus Muskelaufbau- und Herz-Kreislauf-Training auf. Praktisch täglich sind die Athleten damit beschäftigt, beim Wettkampf das beste Aussehen abrufen zu können. Und dann ist volle Konzentration gefragt, wenn es heißt, auf der Bühne „Vorderansicht“zu bekennen und sich in Vierteldrehungen mit voller Körperspannung zu präsentieren. Während in den Fitness-Klassen die Körpergröße entscheidend für die Gruppeneinteilung der Teilnehmer ist, zählt beim klassischen Bodybuilding der Zeiger auf der Waage. Von unter 70 bis über 100 Kilo Gewicht treffen hier die Muskelberge des Sports aufeinander. Neben hartem Training braucht es die passende Ernährung, dafür reihte sich in der Stadthalle ein Stand an den anderen. I
Auf der Internetseite des Bodybuildingund Fitness Verbands kann man laut Veranstalter erfahren, wer in Gersthofen Titel geholt hat:
www.dbfv.de