Augsburger Allgemeine (Land West)
Kleinaitingen liefert Öl für Deutschland
Erkundung Ein Bohrturm gräbt 1,5 Kilometer in die Tiefe. In drei Wochen ist er am Ziel
Kleinaitingen
Spätestens in drei Wochen soll es ein Glasbecher mit einem Gemisch aus Öl und etwas Gesteinswasser beweisen: Auch direkt unter Kleinaitingen steckt Erdöl im Boden. Seit dem vergangenen Wochenende läuft die Probebohrung, um die 14. Förderstelle des Energieunternehmens Wintershall am Lechfeld zu erschließen. Mit einem großen Kurvenradius von weit über einem Kilometer schiebt sich ein Bohrstrang unter den nahen Ortsrand von Kleinaitingen. Dort soll es eine Zerklüftung im porösen Sandgestein geben. Das schließen Sophie Oberbichler, Betriebsleiterin des Werks Aitingen, und Geologen ihres Unternehmens aus früheren seismischen Bodenuntersuchungen. Sie vermuten: Feine Risse in der Bodenstruktur dürften dort ein Nachfließen von Öl sicherstellen. Eine Förderstelle könnte sich dadurch wirtschaftlich rechnen. Denn Ziel der an die 2,5 Millionen teuren Investition ist es, Deutschlands Erdölförderung auch hier auszubauen.
Mit einem Tag der offenen Tür stellte das Tochterunternehmen der BASF mit Sitz in Kassel sich und sein neuestes Projekt der Nachbarschaft vor. Rege war der Andrang und die vielen Führungen über den Bauplatz wurden stark genützt. Dabei ging es vor allem um drei Fragen.
Wird hier Fracking betrieben? Klare Antwort: Nein. Hier werden natürliche Risse und Kanäle im porösen Gestein genützt, um das wie in einem Schwamm festsitzende Öl nach oben zu pumpen.
Drohen Bodenabsenkungen? Wieder hören Besucher ein klares Nein. Auch das liege an der Bodenstruktur. Dort unten gebe es keine Höhle mit einem großen Ölsee, die entleert würde und einbrechen könnte, sondern eine dicke Gesteinsschicht.
Kann das Grundwasser verunrei- nigt werden? Auch das verneinen Firmenvertreter. Vor Bohrbeginn sei ein Spundloch durch die Wasserschicht getrieben und nach außen abgedichtet worden. Die Bohrung erfolge in seinem Inneren. Auch das übrige Bohrloch werde abschnittsweise abgedichtet, die spätere Förderung erfolge wieder durch das Innere.
Ständig kontrollieren Geologen, was das Bohrgestänge nach oben spült. Ihre Hoffnung: Alles läuft wie 13 Mal zuvor. Nur einmal endet eine Erkundung im Trockenen. Das zeigt das Risiko der Investition. Und das wird immer kleiner. Den Boden unter der Region kennt Wintershall durch Untersuchungen und Bohrungen seit über 35 Jahren. Doch Gewissheit gibt es nicht. So beobachten die Geologen, ob sich tatsächlich in jeder Tiefe, in die sie vordringen, der Aufbau wie erwartet wiederholt. Sollte das nicht der Fall sein, könnten sie die Richtung des lenkbaren Bohrkopfes verändern. Ein Bohrmeister sagt: Seine Treffergenauigkeit liege auf fremdem Terrain bei 1,5 Meter auf 1,5 Kilometer Tiefe. Bei Kleinaitingen erwarte er eine Zielgenauigkeit von wenigen Zentimetern. Dann sei alles gut.