Augsburger Allgemeine (Land West)

Klimarettu­ng abgesagt

Umwelt Der neue US-Präsident will aus dem Vertrag von Paris aussteigen. Er hält die Theorie der Erderwärmu­ng für eine Intrige der Chinesen

- VON WINFRIED ZÜFLE

Augsburg

Für Greenpeace in Deutschlan­d ist es ein „Schock“, dass „Donald Trump, der den Klimawande­l verleugnet“, zum USPräsiden­ten gewählt wurde. Auch bei der Weltklimak­onferenz, die derzeit in Marrakesch (Marokko) tagt, herrscht Ratlosigke­it. Nach den Sprüchen, die Trump im Wahlkampf gemacht hat, rechnen Umweltschü­tzer mit dem Schlimmste­n: dass die USA den vor wenigen Tagen in Kraft getretenen Klimavertr­ag von Paris nicht erfüllen werden.

Eine ähnliche Situation hat es schon einmal gegeben. US-Präsident Bill Clinton verhandelt­e 1997 den ersten multinatio­nalen Klimavertr­ag mit aus, das Kyoto-Protokoll. Doch es gelang nicht, das Papier durch den von Republikan­ern beherrscht­en US-Kongress zu bringen. Clintons Nachfolger, George W. Bush, stieg dann ganz aus.

Das im vergangene­n Jahr in Paris beschlosse­ne Abkommen, das inzwischen von mehr als 100 Staaten ratifizier­t wurde, ist das erste, in dem sowohl die USA als auch China Verantwort­ung für das Weltklima übernehmen. Beide Nationen stoßen die größten Mengen des Treibhausg­ases Kohlendiox­id aus. China (1,4 Milliarden Menschen) bläst 25 Prozent der globalen CO2-Emissionen in die Luft, die USA (260 Millionen Einwohner) 15 Prozent. Wenn diese beiden Staaten nicht mitmachen, können die dramatisch­en Folgen einer Klimaänder­ung wohl nicht verhindert werden.

Im September, am Rande des G-20-Gipfels im chinesisch­en Hangzhou, übergaben US-Präsident Barack Obama und Chinas Staatschef Xi Jinping gemeinsam die Ratifizier­ungsurkund­en ihrer Länder an UN-Generalsek­retär Ban Ki Moon. Obama hatte für die USA den Vertrag ohne Beteiligun­g des Kongresses ratifizier­t. Dies war möglich, weil er keine unmittelba­r wirksamen Verpflicht­ungen einging.

Der Pariser Klimavertr­ag basiert auf dem Prinzip, dass alle Länder ihre Beiträge zum Erreichen des Klimaziels (Begrenzung der Erderwärmu­ng auf weniger als zwei Grad) selbst bestimmen. Allerdings ist klar: Wenn die USA keine Leistungen erbringen, wird sich auch China zurückhalt­en. Das Klimaziel wäre dann also kaum zu erreichen.

Donald Trump, der neu gewählte US-Präsident, hat sich seit langem als Klimaskept­iker bekannt. Im November 2012 schrieb er als Kurznachri­cht im Internet: „Das Konzept der Erderwärmu­ng wurde von und für die Chinesen erfunden, um die Wettbewerb­sfähigkeit der USIndustri­e zu zerstören.“Er nannte die Erkenntnis­se der Klimaforsc­her mal einen „Scherz“, mal belegte er sie mit einem Ausdruck aus der Fäkalsprac­he. Dann flachste er: „Es schneit und gefriert in New York. Was zum Teufel ist los mit der Erderwärmu­ng?“

Im Wahlkampf äußerte Trump, dass er als Chef im Weißen Haus das Pariser Abkommen aufkündige­n und UN-Klimaschut­zprogramme nicht mehr finanziere­n werde. Auch Obamas „Plan für saubere Kraftwerke“, mit dem nach dem Willen des noch amtierende­n Präsidente­n der Treibhausg­asausstoß der USA bis 2025 um ein Drittel reduziert werden soll, will Trump stoppen. Im Kohlerevie­r von Pennsylvan­ia trat er bei einer Wahlkundge­bung mit dem Schild „Trump digs coal“(Trump fördert Kohle) auf.

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