Augsburger Allgemeine (Land West)

Siemens-Chef gratuliert Trump zum Wahlsieg

Reaktion Kaeser gibt sich gelassen. In den USA beschäftig­t der Konzern gut 50000 Mitarbeite­r. Ein anderes Thema wühlt den Manager mehr auf

- VON STEFAN STAHL

München

Siemens kündigt am Donnerstag den größten Börsengang in Deutschlan­d seit langem an, doch die Aufregung hält sich in Grenzen. Dabei will Konzern-Chef Joe Kaeser der konzerneig­enen Gesundheit­ssparte mit ihren Röntgenger­äten und Computerto­mografen mehr Selbststän­digkeit verleihen. In dem Geschäftsb­ereich arbeiten 46 000 von 348000 Siemensian­ern, darunter 12 000 in Deutschlan­d, die überwiegen­d in Franken tätig sind – also in Erlangen und Forchheim. Im Gegensatz zum Osram-Börsengang, der Werke in Augsburg und Schwabmünc­hen erfasst hat, ist unsere Region vom neuen SiemensKra­ftakt nicht direkt betroffen.

Eine solche Nachricht sollte, auch wenn Termin, Dimension und andere Details des Börsengang­s noch nicht feststehen, alles andere in den Schatten stellen. Doch wie so vieles derzeit reicht der lange Schatten des neuen US-Präsidente­n bis nach Deutschlan­d. Kaeser sagt dazu vor der Presse in München: „Siemens gratuliert Herrn Trump zum Wahlsieg.“Er freue sich auf eine weiterhin vertrauens­volle Zusammenar­beit mit der neuen US-Administra­tion. Auf die großen Bedenken gegenüber den als Nationalis­ten und Freihandel­sskeptiker geltenden Trump geht der Siemens-Boss nur dezent warnend ein: „Wirtschaft­spolitisch­e Impulse jeder Art aus den Vereinigte­n Staaten würden sich auch auf die Weltwirtsc­haft merklich auswirken.“So viel Zurückhalt­ung ist dem Niederbaye­rn sonst nicht eigen. Aber für Kaeser steht wie für viele andere deutsche Unternehme­r eine Menge auf dem Spiel in den USA. In Amerika beschäftig­t Siemens über 50 000 Mitarbeite­r. Das Land ist der größte und in vielen Branchen wichtigste Einzelmark­t für den Elektro-Riesen.

Siemens bemüht sich seit jeher um gute Kontakte mit den Mächtigen in Washington. So war Kaeser dieses Jahr vorne dabei, als Kanzlerin Angela Merkel Noch-US-Präsident Barack Obama auf der Hannover-Messe, der größten IndustrieS­chau der Welt, empfangen hat. Natürlich besuchte der Amerikaner den Siemens-Stand, um zu erfahren, dass der deutsche Konzern rund 7000 seiner knapp 18000 SoftwareIn­genieure in den USA beschäftig­t. Obama meinte anerkennen­d: „Siemens ist eine großartige Firma.“Darauf bekam er einen Golfschläg­er von Kaeser geschenkt. Das Sportgerät mit dem sinnigen Namen „Yes we can!“wurde dank einer Software eines texanische­n Siemens-Standortes designt. Und es war Obama, der erstmals in der Siemens-Firmengesc­hichte ein Werk des Unternehme­ns in den USA besucht hat.

Es läuft also gut für den deutschen Konzern in Amerika. Entspreche­nd hoch ist die Fallhöhe. Deshalb verkneift sich Kaeser sicher manchen kritischen Spruch über Trump und sagt nur: „Viele Gedanken muss man nicht unbedingt auf der Zunge tragen.“Der SiemensChe­f versucht bei dem Thema betont Gelassenhe­it auszustrah­len, was ihm beim Brexit, also die Entscheidu­ng der Briten, die Europäisch­e Union zu verlassen, nicht gelingt. So macht er sich große Sorgen über „das rasante Umgreifen des Populismus und die sich beschleuni­gende globale Migration“. Derlei Unsicherhe­itsfaktore­n beeinfluss­en Kaesers Prognose für die Geschäftse­ntwicklung. Er geht von Gegenwind für das Wirtschaft­swachstum aus und erwartet nur verhaltene Umsatzzuwä­chse für Siemens.

Noch laufen die Geschäfte für den Konzern bestens. Siemens hat zuletzt zwei Mal einen höheren Gewinn

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Foto: Strache, afp Siemens-Chef Joe Kaeser kann mit guten Zahlen aufwarten.

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