Augsburger Allgemeine (Land West)
Aufbauhilfe in Nicaragua und sechs Fremdsprachen
Der Praktikant von Welt lächelt über solche Ratschläge in wenigstens sechs Sprachen. Nach Bachelorund Masterabschluss, Aufbauhilfe in Nicaragua, US-Wahlkampf und zwei Jahren in einem indischen Mutter-Teresa-Hospital, kann ihn nichts mehr erschüttern. Er weiß, dass die Welt auf seinen Schultern ruht.
Dass sein Ruf zwischenzeitlich gelitten hat, ist einer Kollegin und einem US-Präsidenten zuzuschreiben, die Berufliches und Privates nicht trennen konnten. Grundsätzlich gilt: Das PraktikantinnenWesen ist wegen seiner vielen Verlockungen mit dem Dasein des männlichen Praktikanten nicht zu vergleichen. Insofern ist es für beide Seiten gut, dass sich Miroslav Klose bei Jogi Löw um ein Praktikum beworben hat und nicht bei der deutschen Frauen-Nationalelf.
Wie jeder Praktikant ist natürlich auch Klose völlig überqualifiziert. Seinen Chef hängt er nicht nur in sämtlichen Fußball-Kategorien um Längen ab. Klose spricht neben Deutsch auch Polnisch und Italienisch, Löw kann nur Schwäbisch.
Trotzdem fängt auch der 38-jährige Alt-Lehrling ganz unten an. Hütchen aufstellen, Bälle schleppen, Trainingsjacken einsammeln und ein interessiertes Gesicht machen, wenn der Bundestrainer referiert. Voraussichtlich im zweiten Praktikumsjahr darf Klose die Hemden für den Trainerstab auswählen und dem Chef den Espresso servieren. Dazwischen soll er den durchhängenden DFB-Stürmern das Toreschießen wieder näherbringen. Auf diesem Feld war der Neue einer der besten Praktikanten der Welt. Was wäre selbige nur ohne ihre Kloses?