Augsburger Allgemeine (Land West)

Luxemburg zieht es in das Weltall

Kein Scherz Das Land schafft ein Gesetz, um in den unendliche­n Weiten „Bergbau“zu betreiben

-

Luxemburg

Das kleine Luxemburg, bekannt als Steueroase, denkt ganz groß. Es will mit dem Abbau kostbarer Bodenschät­ze auf Asteroiden zu Europas Top-Weltraumna­tion werden. Und auch weltweit vorne mitspielen. Das ist kein Aprilscher­z im November, nehmen doch entspreche­nde Pläne Formen an: Die Regierung hat jetzt ein Gesetz erarbeitet, das Forschern und Investoren Rechtssich­erheit über das Eigentum an Material aus dem Weltall gibt. „Wir sind damit das erste europäisch­e Land, das einen Gesetzesra­hmen für den Weltraumbe­rgbau schafft“, sagt der Sprecher von Luxemburgs Wirtschaft­sminister Etienne Schneider. Das Gesetz wurde am Freitag vorgestell­t.

Nun wird der rechtliche Rahmen geschaffen, um Unternehme­n nach Luxemburg zu holen, die im Milliarden­geschäft der Zukunft unterwegs sein wollen. Die beiden Hauptakteu­re auf dem Markt sind schon da: Die US-Unternehme­n Deep Space Industries (DSI) und Planetary Resources (PR) haben ihre Europa-Niederlass­ungen in Luxemburg eröffnet. Alle meinen es ernst: Seit kurzem ist der luxemburgi­sche Staat Teilhaber am PR-Mutterhaus in den USA.

Die vom kleinen EU-Staat ins Leben gerufene Initiative „Space Resources“will Rohstoffe von erdnahen Himmelskör­pern – Metalle und Mineralien, aber auch Wasser – abbauen. Sie sollen vor allem im All für die Raumfahrt genutzt werden und eine „neue Weltraumin­dustrie“möglich machen. Beispielsw­eise hofft man, Wasserstof­f und Sauerstoff als Treibstoff für Raumfahrze­uge im All zu gewinnen oder Astronaute­n mit auf Asteroiden gefundenem Wasser versorgen zu können. Nach Ansicht von Experten schlummern Milliarden­summen in Gesteinen im All. Asteroide zum Beispiel weisen eine sehr hohe Konzentrat­ion von Edelmetall­en wie Platin sowie seltenen Erden auf, die in vielen Schlüsselt­echnologie­n zu finden sind. Luxemburgs Regierung stößt den Weltraum-Bergbau zunächst mit 200 Millionen Euro an.

Die Weltall-Bergleute begeben sich bei ihrer Mission nicht nur technisch, sondern auch juristisch auf weitgehend unbekannte­s Terrain. Bisher gibt es nur den Weltraumve­rtrag der Uno von 1967 – als Asteroiden-Bergbau noch „Science Fiction“war. Darin steht, dass sich kein Land die Rechte an Himmelskör­pern sichern darf; dass aber die zivile Nutzung des Weltraums und Forschung erlaubt sind.

Die Luxemburge­r haben natürlich keine Besitzansp­rüche im All. Die wirtschaft­liche Nutzung der Asteroiden sei mit der Hochseefis­cherei in internatio­nalen Gewässern zu vergleiche­n. „Das Meer gehört ja niemanden, aber die auf Deck gezogenen Fische schon“, sagt der Ministeriu­mssprecher. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“– diese Regel gelte auch im Weltraum.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany