Augsburger Allgemeine (Land West)

„Nur keinen Mist machen“

Interview Produzent Georg Feil arbeitet seit fast 50 Jahren für die „Tatort“-Reihe, auch an der Jubiläumsf­olge war er beteiligt. Was er am Kult-Krimi schätzt und wer sein Lieblingsk­ommissar ist

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Herr Feil, Sie waren schon fast von Anfang an beim „Tatort“mit dabei – jetzt beim 1000. sind Sie es wieder, als einer von zwei Produzente­n.

Ja, ich habe schon 1970 am neuen Konzept für Kommissar Heinz Haferkamp, gespielt von Hansjörg Felmy, als Redakteur und Autor mitgearbei­tet.

Georg Feil:

Was denken Sie, macht den Reiz der Krimi-Reihe für die Zuschauer aus?

Der Reiz des „Tatorts“liegt sicher darin, dass die Zuschauer mit exzellente­r Qualität, den besten Autoren, Regisseure­n und Darsteller­n und dem größten Aufwand rechnen konnten. Darauf ist bis heute Verlass, wenn man von gelegentli­chen Ausnahmen mal absieht.

Feil:

Worauf ist noch Verlass?

Es wird aus der Wirklichke­it berichtet, sodass der Zuschauer das Gefühl haben darf, dass es sich bei den Geschichte­n und den Figuren um echte Schicksale handelt; dass alles hier und heute spielt, in unserer Nachbarsch­aft, in der Realität. Der Reiz liegt sicher auch in der Vielfalt der Kommissare, da ist immer wieder jemand Neues am Werk.

Feil:

Kaum ein Krimi weckt so viele Emotionen für oder gegen die Ermittler. Trotzdem scheint es nie schwierig zu sein, neue Kommissare zu finden. Doch wer sucht die eigentlich aus?

Die Kommissare werden einmal vom Produzente­n, der eine neue Figur für die Serie entwickelt, vorgeschla­gen nach dem Motto: „Wie wäre es denn mal mit dem oder jenem, dafür wüsste ich gute Geschichte­n und Autoren.“Zum anderen von den Sendern, die wissen, was ihre Zuschauer mögen, oder die auch mal etwas ganz Neues ausprobier­en wollen. Im günstigste­n Fall kommen wir gemeinsam auf ein neues Format, in dessen Mittelpunk­t ein Schauspiel­er oder eine Schauspiel­erin steht.

Feil:

Haben Sie einen Lieblingsk­ommissar?

Ich habe viele Lieblinge, da kann ich schwer unterschei­den. Aber der Größte in jeder Beziehung war Schimanski, also Götz George – nicht nur als eine herausrage­nde Persönlich­keit, sondern vor allem als persönlich­er Freund. Er machte alle Stunts selbst, war instinktsi­cher und hat sich mit einer solchen Sinnlichke­it bewegt. Es war großartig, ihm bei der Arbeit zuzusehen.

Feil:

Der 1000. „Tatort“: Was war hier die besondere Herausford­erung für Sie?

Die besondere Herausford­erung bestand darin, hier keinen Mist zu machen; die Sache nicht nur ordentlich hinzukrieg­en, sondern der

Feil:

unglaublic­hen gemeinsame­n Leistung aller Kreativen an diesem Mammut-Werk gerecht zu werden.

Sie haben auch Folgen des beliebten „Tatorts“aus Münster produziert. Gehört Humor für Sie zum Krimi?

Ich habe die Münster-„Tatorte“wesentlich mit entwickelt. Das hat viel mit meiner Heimat zu tun, mit Typen und Geschichte­n von dort. Und das alles wurde dann von Axel Prahl und Jan Josef Liefers als Ermittlerd­uo Thiel und Boerne getoppt. Ein absoluter Glücksfall!

Feil:

Sie leben in Issing im Landkreis Landsberg am Lech. Wäre das ein Drehort? Und: Gibt es auch mal einen „Tatort“, der in einer Stadt wie Landsberg spielen könnte?

Wenn Landsberg eine eigene Landesrund­funkanstal­t bekommt (lacht). Es ist aber gut möglich, dass das doch noch bis zum 2000. „Tatort“dauern wird.

Interview: Alexandra Lutzenberg­er O

Georg Feil, geboren 1943 im nordrhein westfälisc­hen Dorsten, ist Filmproduz­ent und Autor. Er war ab 1966 bei der Bavaria Film, leitete die Serien produktion und war Programmch­ef. Er ar beitet jetzt als freier Produzent.

Feil: Zur Person

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Foto: Julian Leitenstor­fer Georg Feil lebt in Issing im oberbayeri­schen Landkreis Landsberg am Lech. Er pro duzierte die 1000. „Tatort“Folge „Taxi nach Leipzig“.

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