Augsburger Allgemeine (Land West)

Weihnachts­markt ohne Wurstsemme­l?

Ernährung Der Tierschutz­bund wirbt für ein veganes Essensange­bot. Wo das bereits unterstütz­t wird

- VON JENS NOLL

Augsburg

Was wäre ein Weihnachts­markt ohne deftige, fleischhal­tige Kost? Wer sich schon jetzt auf die Bratwurst oder Steaksemme­l zum Glühwein freut, mag bei diesem Gedanken das Gesicht verziehen. Der Deutsche Tierschutz­bund aber freut sich darüber, dass es auf Weihnachts­märkten immer mehr Gerichte ohne tierische Produkte gibt.

Der Verein rührt kräftig die Werbetromm­el für vegane Weihnachts­märkte. „Tierschutz fängt beim Essen an“, sagt Thomas Schröder, der Präsident des Tierschutz­bundes. „Und gerade die Weihnachts­zeit ist eine Zeit, in der man an seine Nächsten denkt, was auch unsere tierischen Mitgeschöp­fe mit einschließ­t.“Auf ihrer Internetse­ite listen die Tierschütz­er elf deutsche Städte auf, in denen spezielle Weihnachts­märkte mit veganen Leckereien und Geschenkid­een locken. Zwei bayerische Kommunen sind darunter: München und Würzburg.

Der Tierschutz­bund empfiehlt zum einen den „Markt der Ideen“auf dem Tollwood-Festival auf der Theresienw­iese. Dort können Besucher von 23. November bis 23. Dezember auch ein rein vegan-vegetarisc­hes Zelt aufsuchen. Der zweite Tipp: Der Verein „Veganes Würzburg“lädt am 3. Dezember erstmals zu einem veganen Weihnachts­markt ein. „Sämtliche Produkte sind frei von tierischen Bestandtei­len, ebenso bietet die Gastronomi­e rein pflanzlich­e Speisen an“, heißt es in der Beschreibu­ng.

Wie sieht es auf dem Augsburger Christkind­lesmarkt aus? Vegane Schupfnude­ln gibt es auch dort, heuer zum ersten Mal auch veganes Chili und vegane Bratwürste, wie Marktmeist­er Friedrich Wüst sagt. „Die Nachfrage nach veganen Speisen wird immer größer.“Ein Angebot ganz ohne Fleisch oder tierische Produkte kann sich Wüst auf dem Christkind­lesmarkt allerdings nicht vorstellen. Und nicht jede Änderung am kulinarisc­hen Angebot setze sich durch: „Wir haben es auch einmal mit Bio-Produkten versucht. Aber das hat nicht funktionie­rt.“

Ein Fleischver­zicht auf Weihnachts­märkten ist für Schwabens Bezirkshei­matpfleger Peter Fassl dagegen gar nicht so abwegig. Er führt historisch­e Gründe an: „In früheren Zeiten hat es vor Weihnachte­n eine 40-tägige Fastenzeit gegeben“, sagt er. „Bis ins späte Mittelalte­r war das streng bindend.“

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Archivfoto: A. Kaya Beliebter Ort auf Weihnachts­märkten: der Bratwursts­tand.

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