Augsburger Allgemeine (Land West)
Vom Lustschloss zum Kulturhaus
Ortstermin Elisabeth Morhard erklärt, was den besonderen Charme des Unteren Schlösschens in Bobingen ausmacht
Bobingen
Die gemeinsame Geschichte von Elisabeth Morhard, der Leiterin des Bobinger Kulturamts, und dem Unteren Schlösschen begann zu einem wahrlich historischen Zeitpunkt. Im Jahr 1994 feierte die Stadt Bobingen, die im Jahr 994 erstmals urkundlich erwähnt wurde, das 1000. Jubiläum. Und genau zu diesem Anlass betrat Elisabeth Morhard das erste Mal in ihrem Leben das Untere Schlösschen in Bobingen. „Es war ein beeindruckendes Gefühl“, erinnert sie sich zurück und ergänzt: „Ich war erstaunt über die Größe.“
Als imposant beschreibt die heutige Leiterin des Bobinger Kulturamtes das Schlösschen, das sie ganz privat kennenlernte, bevor sie 2008 ihre Anstellung im Kulturamt antrat. Heute zeichnet sie dafür verantwortlich, dass das Untere Schlösschen in seiner ganzen Pracht auch der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Kunst prägt das hübsche gelbe Anwesen an der Römerstraße auf Schritt und Tritt. Im Eingangsbereich zeugen zahlreiche Informationsschriften vom kulturellen Leben im Schlösschen. Dort hat auch der Kunstverein Bobingen seine Heimat. Wo Ausstellungsbesucher linker Hand in die schönen Räumlichkeiten der Galerie geleitet werden, die einst eine Kapelle war und die heute Ausstellungen namhafter Künstler zeigt, erstreckt sich rechter Hand eine beeindruckende zwei- flügelige Treppe, die fast schon zum charakteristischen Kennzeichen für das Schlösschen geworden ist.
Über knarrende Stufen führt der Weg ins Obergeschoss. Der schwäbisch-bayerische Heimatverein D’ Hochsträßler Bobingen und der örtliche Schachklub haben dort ihre Vereinsheimat gefunden. Das Bobinger Kammerorchester probt hier. Die Kinderkunstschule bietet dem kunstinteressierten Nachwuchs Kunst zum Anfassen und Mitmachen, und aus dem Prachtstück des Schlösschens, dem Barocksaal, tönt Musik. Es probt das Musikinstitut Piano & Voice.
Im ehemaligen Speisesaal finden mittlerweile jährlich an die 100 Trauungen unter dem Deckengemälde „Göttermahl“und mit Blick auf die herrliche Parkanlage statt. Erst im Jahr 2006 konnte bestätigt werden, dass eben dieses Deckengemälde Schlösschen liegen an der einstigen Hauptstraße, die durch den Ort führte. Beide Schlösser sind heute im Privatbesitz. Und das Cosimosinische Schlösschen sei seit der Sanierung ein wahres Prunkstück in der Stadt geworden, verrät die Kulturchefin.
Wer einen Blick in die Geschichtsbücher wirft, dem wird klar, dass der heutige Bestand an Schlössern nur noch ein Abglanz früherer Zeiten ist. Im 15. Jahrhundert soll es elf Schlösschen in Bobingen gegeben haben. Geblieben sind heute noch vier. Das Heilig-Kreuz-Schlösschen, das einst in der Bäckergasse in Bobingen gestanden haben muss, ist zumindest noch Thema in der Stadtchronik. Von den anderen Schlösschen gibt es nur spärliche Überlieferungen und Überreste.