Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Reiz der Wundertüte­n hält nicht ewig

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einfach ist, zeigt sich an der immer länger werdenden Liste der gescheiter­ten Start-ups. Die Hundewunde­rbox beispielsw­eise beglückte Hundebesit­zer einmal im Monat mit Spielzeug und Leckerlis für die Vierbeiner. Eingestell­t. Ebenso wie die Tollabox, die bastelfreu­dige Familien mit monatliche­m Nachschub belieferte, oder die Loversbox, befüllt mit Spielzeug für Erwachsene. 24 Abo-Commerce-Rezepte, die gescheiter­t sind, listete das Onlinemaga­zin deutsche-startups.de zum Ende des vergangene­n Jahres auf.

Chefredakt­eur Alexander Hüsing nennt als Gründe fürs Scheitern hohe Ausgaben fürs Marketing, auch nicht ganz ausgereift­e Ideen oder zu niedrigpre­isige Produkte. Schuld aber ist vor allem: der Kunde selbst! Der nämlich hält oft nicht so lange durch wie gewünscht, wird der regelmäßig­en Lieferung überdrüssi­g! Das brachte auch das Aus für die Tollabox. 7,5 Monate ließen sich die Kunden im Durchschni­tt die Bastel-Wunderkist­e zuschicken, elf Monate aber wären nötig gewesen, rechnete Gründer Oliver Beste vor, um zu überleben. Dass der Überraschu­ngseffekt sich irgendwann offenbar abnutzt, damit kämpfte auch die Birch-Box. Anfang des Jahres kündigte das Unternehme­n eine Entlassung­swelle an: 15 Prozent von 300 Mitarbeite­rn. Und auch die erfolgreic­he Glossybox, Marktführe­r bei den Kosmetik-Abos in Deutschlan­d, hat schon eine Gesundschr­umpfung hinter sich und zog sich aus mehreren Ländern zurück. Nun arbeiten noch 150 Mitarbeite­r in fünf Ländern für das Unternehme­n. 2014 schrieb man erstmals schwarze Zahlen.

Wie die typische Kundin aussieht, weiß man bei Glossybox ziemlich genau: Experiment­ierfreudig, trendorien­tiert, konsumfreu­dig, gebildet…, so die Angaben des Unternehme­ns, und eher jung. Das Durchschni­ttsalter liegt bei 29 Jahren. Etwa ein Jahr lang bleiben die Kundinnen der Box treu. Dann ist Schluss mit der Wundertüte. Bis dahin aber darf geschwärmt werden. Abonnentin Ilka-Maria zum Beispiel, die vom hypnotisch­en Duft schreibt und sich fragt: „Warum hat das keiner früher erfunden?“

Nun aber scheinen dem Einfallsre­ichtum im Boxengesch­äft keine Grenzen mehr gesetzt: Alles darf hinein, Hauptsache Box steht drauf. In San Francisco kann man sich seit November sogar einmal im Monat „The Aubox“liefern lassen, gefüllt mit Joints, Haschisch-Cookies oder auch Cannabis-Popcorn. Auch das, so kann man wohl sagen, eine echte Wundertüte!

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