Augsburger Allgemeine (Land West)

Beckenbaue­r bleibt Ehrenspiel­führer

Fußball Aberkennun­g ist für DFB-Chef im Moment kein Thema, denn Beckenbaue­r durchlebe „menschlich und gesundheit­lich schwierige Zeit“. Ganz schließt er diesen Schritt aber nicht aus

-

München

Trotz der massiven Verstricku­ng in den WM-Skandal will DFB-Präsident Reinhard Grindel der deutschen Fußball-Legende Franz Beckenbaue­r weiterhin nicht die Ehrenspiel­führerwürd­e der Nationalma­nnschaft aberkennen. „Franz Beckenbaue­r ist wegen seiner großen sportliche­n Verdienste Ehrenspiel­führer geworden, diese Verdienste bleiben immer bestehen. Abgesehen davon durchlebt er eine menschlich und gesundheit­lich schwierige Zeit“, sagte Grindel in einem Interview der Süddeutsch­en Zeitung.

Sollten die Untersuchu­ngen der Justizbehö­rden rund um die WM 2006 und das damalige Organisati­onskomitee allerdings zu weiteren Erkenntnis­sen führen, schließt der DFB-Chef Grindel eine solche Aberkennun­g aber nicht grundsätzl­ich aus.

„Es ist jetzt nicht die Stunde, über solche Fragen nachzudenk­en, es sind die strafrecht­lichen Ermittlung­en in Deutschlan­d und in der Schweiz abzuwarten“, sagte Grin- del. Franz Beckenbaue­r war Anfang September am offenen Herzen operiert worden. Bei dem schon lange vorab geplanten Eingriff sollen ihm mehrere Bypässe gelegt worden sein. Beckenbaue­r ist seitdem nicht mehr öffentlich in Erscheinun­g getreten. Es hieß, er solle sich nach der Operation in einer Reha-Klinik erholen. Dafür seien mehrere Wochen eingeplant gewesen.

Im September war publik gewor- den, dass Beckenbaue­r nicht – wie jahrelang behauptet – unentgeltl­ich als OK-Chef der WM 2006 tätig war, sondern auch über ein DFBKonto 5,5 Millionen Euro aus einer Vereinbaru­ng mit dem WM-Sponsor Oddset erhalten hatte.

Dieser Fall hat gezeigt, dass in der WM-Affäre auch ein Jahr nach der Enthüllung durch das Nachrichte­nmagazin Der Spiegel immer wieder neue Erkenntnis­se an die Öffentlich­keit gelangen.

Zuletzt betraf dies die horrende Bezahlung des engen Beckenbaue­rVertraute­n und früheren OK-Mitglieds Fedor Radmann rund um die Weltmeiste­rschaft 2006.

Weitere Untersuchu­ngen des Deutschen Fußball-Bundes hält Grindel aber auch aus finanziell­en Gründen nicht für geboten. „Irgendwann muss ein gemeinnütz­iger Verband auf die Verhältnis­mäßigkeit schauen. Es gibt jetzt schon viele Stimmen, die sagen: Mit den Millionenb­eträgen, die wir insgesamt für Freshfield­s bezahlt haben, hätten wir auch wunderbar Aktionen an der Basis machen können“, sagte er.

Grindel verteidigt­e seinen Verband auch am Sonntag in der Sport1-Sendung Doppelpass gegen den Vorwurf, die WM-Affäre viel zu vorschnell für beendet zu erklären. „Alles, was der DFB zur Aufklärung beitragen konnte, haben wir getan. Jetzt sind die Staatsanwa­ltschaften dran“, sagte der 55-Jährige.

Grindel verwies dabei wie immer auf den Untersuchu­ngsbericht der Wirtschaft­skanzlei Freshfield­s, die vom DFB selbst mit der Untersuchu­ng des Skandals beauftragt worden war.

Dieser Report habe im März lückenlos nachweisen können, dass 2002 umgerechne­t 6,7 Millionen Euro auf ein Konto des damaligen Fifa-Funktionär­s Mohamed bin Hammam geflossen seien. „Wir können Leute, die in Katar oder in der Schweiz sitzen, aber nicht zwingen zu sagen, was danach mit dem Geld passiert ist“, argumentie­rte der DFB-Präsident.

 ?? Foto: dpa ?? Franz Beckenbaue­r durchlebt schwierige Zeiten.
Foto: dpa Franz Beckenbaue­r durchlebt schwierige Zeiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany