Augsburger Allgemeine (Land West)
Zugvögel brachten die Vogelgrippe wohl aus Russland mit
Epidemie Agrarminister will in Kürze eine Eilverordnung erlassen. Neue Verdachtsfälle in Bayern
Die deutschen Behörden weiten die Vorkehrungen zur Eindämmung der sich in Deutschland ausbreitenden Vogelgrippe aus. Bundesagrarminister Schmidt (CSU) will noch in dieser Woche eine Eilverordnung erlassen, die auch kleinere Betriebe zu Sicherheitsmaßnahmen verpflichtet. Das teilte ein Ministeriumssprecher nach Beratungen einer Arbeitsgruppe von Bund und Ländern gestern in Berlin mit. Bisher gelten Vorgaben nur für Betriebe mit mehr als 1000 Tieren.
In Bayern gibt es Verdachtsfälle auch rund um den Chiemsee. Betroffen sind die Landkreise Traunstein und Rosenheim, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen erklärt. Am Chiemsee seien zehn tote Wasservögel gefunden worden, sagte Roman Schneider vom Landratsamt in Traunstein. Ein Schnelltest sei positiv gewesen. Die Proben wurden an das Friedrich-Loeffler-Institut geschickt. Dort soll untersucht werden, ob die Wildtiere die hochansteckende Variante vom Typ H5N8 der Geflügelpest hatten. Mit einem Ergebnis heute gerechnet. Weitere Maßnahmen könnten sein: eine Sperrzone im Umkreis von drei Kilometern um die Fundorte der toten Vögel und eine Stallpflicht für Geflügelhalter.
Die Vogelgrippe grassiert in Bayern bereits am Bodensee und Ammersee. Bei acht bisher nachgewiesenen Fällen handelt es sich nach Angaben des LGL um die hochansteckende Variante vom Typ H5N8. Die Behörden baten die Bürger in ihren Landkreisen, tote Tiere umgehend beim Veterinäramt zu melden und die Kadaver nicht zu benun rühren. Haustiere sollten in Ufernähe möglichst nicht frei herumlaufen.
Der in mehreren europäischen Ländern nachgewiesene H5N8-Erreger kam vermutlich über Zugvögel aus Russland. Wie der Präsident des Friedrich-Löffler-Instituts, Thomas Mettenleiter, sagte, war das Virus im Sommer bei Wildvögeln in Zentralrussland, in Sibirien und der Mongolei nachgewiesen worden. Da der nun in Mitteleuropa auftretende Erreger dem im Sommer gefundenen „sehr ähnele“, könne man davon ausgehen, dass er von dort nach Westen gelangt sei. Weil der Vogelwird zug erst am Anfang stehe, könne sich die Situation noch verschärfen, sagte Mettenleiter. Es sei aber auch möglich, dass es wie bei der Vogelgrippe-Epidemie von 2006 Phasen gebe, in denen die Infektionsdynamik wieder abebbe.
Der H5N8-Erreger gilt als ungefährlich für Menschen, ist aber eine Bedrohung für Hausgeflügel. Eine Schutzimpfung für Nutzgeflügelbestände hält Mettenleiter trotz der Infektionsgefahr nicht für sinnvoll. In Kassel wurde die für dieses Wochenende geplante größte deutsche Vogelschau abgesagt.