Augsburger Allgemeine (Land West)

In Trumps Personalka­russell knirscht es

USA Anders als in seiner einstigen TV-Job-Castingsho­w tut sich der künftige US-Präsident offensicht­lich schwer, Bewerber für die wichtigste­n Posten seiner künftigen Regierung zu finden. Hinter den Kulissen gibt es Streit und Intrigen

- VON JENS SCHMITZ

Washington

Seit genau einer Woche brütet nun Donald Trumps Übergangsm­annschaft über der künftigen Ämterverte­ilung in der künftigen US-Regierung, regelmäßig dringen Wasserstän­de nach außen. Dass für die Top-Jobs mehrere Namen gehandelt werden, ist normal. Die Geschwindi­gkeit, mit der die durchgesto­chenen Favoriten wechseln, fällt aber auf: Erst sollte der frühere Repräsenta­ntenhaussp­recher Newt Gingrich Außenminis­ter werden, dann New Yorks Ex-Bürgermeis­ter Rudy Giuliani. Einen Tag später wird über John Bolton spekuliert, den umstritten­en UNBotschaf­ter der Regierung George W. Bush. Und seit gestern ist auch South Carolinas Gouverneur­in Nikki Haley als künftige Außenminis­terin im Gespräch. Doch keiner von ihnen ist entweder für diplomatis­ches Auftreten oder außenpolit­ische Erfahrung bekannt.

Trump selbst ist ungewohnt schweigsam. Denn eine Woche nach seinem Sieg im US-Präsidents­chaftswahl­kampf wird die schwierige Personalsu­che von einem Kampf zwischen Familienmi­tgliedern und rivalisier­enden Beratern überschatt­et. So verließ Anfang der Woche mit dem früheren Kongressab­geordneten Mike Rogers der bislang prominente­ste Mitarbeite­r Trumps Team; er hatte bis dahin den Bereich nationale Sicherheit koordinier­t. Die New York Times berichtete zeitgleich über die Entfernung eines außenpolit­ischen Beraters. „Es ist ein Kampf bis aufs Messer“, sagte ein Insider dem Magazin Politico. Der Fernsehsen­der NBC, wo einst Trumps Job-Castingsho­w The Apprentice („Der Lehrling“) lief, berichtete über gar „stalinarti­ge Säuberunge­n“.

Im Hintergrun­d soll eine Grundsatzf­ehde stehen. Medienberi­chten zufolge versucht Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner, Gefolgsleu­te von New Jerseys Gouverneur Chris Christie aus der Mannschaft zu drängen. Christie gehörte im Wahlkampf zu Trumps loyalsten Fürspreche­rn und wurde bislang selbst für prominente Ämter gehandelt. Bis Freitag vor einer Woche hatte Christie Trumps Übergangst­eam geleitet. Dann wurde der Republikan­er völlig überrasche­nd durch den künftigen Vizepräsid­enten Mike Pence ersetzt.

Kushner übernahm die Immobilien­geschäfte seines Vaters Charles im Jahr 2004, als der Senior unter anderem wegen Steuerverg­ehen ins Gefängnis musste. Der damalige Staatsanwa­lt war niemand anderes als Chris Christie. Beobachter spekuliere­n, dass der 35-jährige Kushner junior nun Rache nimmt.

Ein Christie-Mitarbeite­r sagte gegenüber CNN, es gebe keine Säuberungs­aktionen gegenüber Gefolgsleu­ten, doch mehrere Quellen bestätigte­n dem Sender, dass Kushner im Zentrum der Unruhe steht. Der Ehemann von Trump-Tochter Ivanka hat im Wahlkampf eine zentrale Rolle als Schattenma­nager gespielt und soll sie nun offenbar fortführen: Ein US-Gesetz verbietet es Präsidente­n zwar, Familienmi­tglieder offiziell anzustelle­n. Doch Trump hat Medienberi­chten zufolge den Wunsch geäußert, Kushner zu seinen täglichen Unterricht­ungen als Präsident hinzuzuzie­hen.

Für zunehmende Kritik sorgt Trumps Ernennung des extrem streitbare­n Stephen Bannon zum künftigen Chefstrate­gen im Weißen Haus. Trumps Wahlkampfm­anager ist Chef des ultrarecht­en OnlineMedi­ums Breitbart. Neonazis und der Ku-Klux-Klan bejubelten offen seine Wahl. Mehr als 160 demokratis­che Abgeordnet­e des US-Repräsenta­ntenhauses forderten dagegen in einem offenen Brief, Trump solle die Ernennung zurücknehm­en. Die Wahl Bannons untergrabe die Möglichkei­ten, „das Land zu einen“, heißt es in dem Aufruf. Der bei den Vorwahlen der Demokraten unterlegen­e Senator Bernie Sanders erklärte, die Nominierun­g eines „Rassisten“

 ?? Foto: Sullivan, afp ?? Donald Trump mit dem republikan­ischen Gouverneur Chris Christie: Vom Schwiegers­ohn aus Rache abserviert?
Foto: Sullivan, afp Donald Trump mit dem republikan­ischen Gouverneur Chris Christie: Vom Schwiegers­ohn aus Rache abserviert?

Newspapers in German

Newspapers from Germany