Augsburger Allgemeine (Land West)
Deutsche Bank will Ex-Manager bestrafen
Skandal Müssen die früheren Chefs Ackermann, Fitschen und Jain Bonuszahlungen in Millionenhöhe zurückzahlen?
Frankfurt am Main
Das Thema ist ein Aufreger: Manager kassieren Millionenboni – selbst dann, wenn sich Geschäfte im Nachhinein als Desaster erweisen. Mit 7800 Rechtsstreitigkeiten muss sich die Deutsche Bank herumschlagen, ein Milliardenrisiko. Vor allem im lange hochgelobten Investmentbanking entpuppen sich einst scheinbar lukrative Deals als teure Belastung.
Jüngster Fall: Mitte September löste die US-Justiz mit der Rekordforderung von 14 Milliarden Dollar eine Diskussion um die Stabilität des Geldhauses aus. Die Deutsche Bank ist jedoch überzeugt, die Summe noch erheblich drücken zu können. Anlass der Forderung sind Hypothekengeschäfte aus den Jahren 2005 bis 2007. Der Bank wird vorgeworfen, mit windigen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben. Solche Papiere gelten als einer der Auslöser der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008.
Im Investmentbanking drehte die Deutsche Bank lange ein großes Rad. Anshu Jain holte als Chef der Sparte über Jahre Milliardengewinne ins Haus – und verdiente selbst prächtig. Dass die Bank für etliche dieser Geschäfte später teuer bezahlen musste, soll auch an den früheren Top-Managern nicht spurlos vorübergehen. Boni in Millionenhöhe liegen auf Eis. Bereits im März hatte die Bank in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2015 angekündigt, dass noch nicht ausgezahlte variable Vergütungsbestandteile für etliche damals noch amtierende und ehemalige Top-Manager einbehalten werden sollen.
Betroffen sind demnach elf inzwischen ausgeschiedene Vorstände, darunter die ehemaligen Vorstandschefs Josef Ackermann, Jürgen Fitschen und Anshu Jain. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung geht es im Falle von Jain um 5,3 Millionen Euro. Bei Ackermann stehen dem Bericht zufolge 3,5 Millionen Euro in Frage. Die Deutsche Bank will also Boni zurückfordern.
Die Finanzkrise und milliardenschwere Staatshilfen für die Finanzbranche hatten die Debatte über Millionenboni für Banker angeheizt. Die Deutsche Bank hat inzwischen ihre Bonuspolitik umgestellt. Seit Jahren können Boni für Top-Banker des Hauses auf bis zu fünf Jahre gestreckt werden. Die Zahlungen können auch ganz gestrichen werden, wenn später auffliegt, dass die Manager gegen Regeln verstoßen haben oder wenn sich ihre Geschäfte auf längere Sicht nicht als erfolgreich erweisen. Davon macht die Bank nun Gebrauch. Bereits ausgezahlte Boni zurückzuholen ist in Deutschland schwierig – auch wegen des großzügigen Arbeitsrechts. Ob Konzerne Bonuszahlungen rückwirkend zurückfordern können, muss sich nach Angaben von Arbeitsrechtlern aus dem Vertrag des Managers ergeben. Vom nächsten Jahr an gelten allerdings schärfere Regeln: Die sogenannte Institutsvergütungsverordnung sieht vom 1. Januar an vor, dass Banken auch bereits geflossene Gelder zurückfordern können.