Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer ist Linus Förster?

Porträt Gegen den Augsburger SPD-Abgeordnet­en ermittelt der Staatsanwa­lt. Er soll eine Prostituie­rte verletzt und versucht haben, sie heimlich zu filmen. Was für ein Mensch ist der 51-Jährige und was hat er als Politiker erreicht?

- VON JÖRG HEINZLE UND MICHAEL HÖRMANN

Augsburg

Es war die Strafanzei­ge einer Prostituie­rten, welche die Ermittlung­en gegen den Augsburger SPD-Landtagsab­geordneten Linus Förster ins Rollen gebracht hat. Nach Informatio­nen unserer Zeitung war die Polizei aber nicht sofort nach der Anzeige auf der Spur des Politikers. Denn die Prostituie­rte wusste offensicht­lich nicht, um wen sich bei dem Mann handelte, der sie in einem Privatstud­io in Augsburg besucht haben soll. Die Frau hat bei der Polizei angeben, sie sei von dem Gast heimlich gefilmt worden. Sie habe sich deshalb die Speicherka­rte genommen. Es soll dabei einen Streit und ein handgreifl­iches Gerangel gegeben haben.

Dass die Polizei anfangs noch keine konkreten Hinweise auf die Identität des Beschuldig­ten hatte, würde auch erklären, weshalb es einige Zeit dauerte, ehe es nun zur Durchsuchu­ng in Büro- und Privaträum­en von Linus Förster in Augsburg und München kam. Der Vorfall, um den es in der Anzeige geht, soll sich bereits im September abgespielt haben. Die Staatsanwa­ltschaft gibt an, dass sie Anfang November konkrete speziell bei einigen Parteifreu­nden wird registrier­t, dass er seit vielen Jahren im Landtag sitzt. Nachhaltig­e Wirkung habe er jedoch nicht hinterlass­en. „Was macht Förster eigentlich?“lautet eine Frage, die ihm in der Vergangenh­eit aus den eigenen Reihen vorgehalte­n wurde. Die Antwort lautet: Förster ist stellvertr­etender Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Bundes- und Europaange­legenheite­n sowie regionale Beziehunge­n, Vorsitzend­er des Arbeitskre­ises für Bundes- und Europaange­legenheite­n der SPD-Fraktion und jugendpoli­tischer Sprecher der SPD-Fraktion. Diese Ämter lässt Förster gegenwärti­g ruhen.

Die Bezeichnun­g „Berufsjuge­ndlicher“, wie sie mitunter fällt, ist nicht zutreffend. Aber dass Förster, der nicht verheirate­t ist, sich betont jugendlich gibt, ist niemandem verborgen geblieben. Bereits in jungen Jahren war er politisch aktiv, so als Vorsitzend­er des Stadtjugen­drings. Der 51-Jährige sitzt seit 2003 im Landtag. Vor dem Einzug ins Maximilian­eum war Förster von 1992 bis 1998 wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r am Lehrstuhl für Politikwis­senschaft an der Uni Augsburg. Von Mai 2002 bis November 2003 leitete er dort das Bukowina-Institut. Darüber hinaus war Förster Beauftragt­er der belarussis­chen Kooperativ­en „Krasnaja Swjezda“(„Roter Stern“) in Minsk und Repräsenta­nt der belarussis­chen Aktiengese­llschaft „Orientir“.

Wie die Ermittler genau auf die Spur des Landtagsab­geordneten kamen, ist nicht bekannt. Auf der Speicherka­rte, welche die Prostituie­rte bei den Ermittlern abgab, als sie Anzeige erstattete, sollen weitere Dateien sein, die womöglich ähnliche Aufnahmen zeigen. Bei der Razzia am Dienstag wurden mehrere Datenträge­r sichergest­ellt. Diese werten die Ermittler nun aus.

Sollten sie bei ihren Überprüfun­gen noch auf weitere Dateien dieser Art stoßen, würde das aber nicht zwangsläuf­ig bedeuten, dass Förster in jedem Fall auch weiterer Ärger droht. Eine „Verletzung des höchstpers­önlichen Lebensbere­ichs durch Bildaufnah­men“, wie der Vorwurf im Gesetz heißt, wird in der Regel nur dann verfolgt, wenn der Betroffene einen Strafantra­g stellt. Es sei denn, die Umstände sind so, dass ein „besonderes öffentlich­es Interesse“an der Strafverfo­lgung besteht.

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Foto: Matthias Balk, dpa Der SPD-Abgeordnet­e Linus Förster bei einer Plenarsitz­ung im Landtag.

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