Augsburger Allgemeine (Land West)
Der CDU-Mann macht der AfD ihr Narrativ streitig
Migranten in Deutschland unterwegs seien, um das Gefährdungspotenzial zu umreißen; Zahlen wie die, dass die Quote an Deutschen, die sich mehr Polizei wünschten, in den letzten zehn Jahren von 74 auf 92 Prozent gestiegen sei; oder die, dass „56 Prozent der Frauen und immerhin 30 Prozent der Männer bestimmte Gebiete in ihrem sozialen Umfeld“mieden; Zahlen, nach denen sich die Hälfte der Bevölkerung „manchmal wie ein Fremder im eigenen Land“fühle, wo mehr als 40 Prozent sagten, „dass Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden solle“.
Auch Wendt wendet sich so gegen Establishment und Political Correctness. Aber er tut das nicht, um der AfD das Wort zu reden. Im Gegenteil. Die hält er („Regt Euch wieder ab, es ist nur die AfD!“) für ein zu vernachlässigendes Problem – wenn man sie sich im politischen Alltag selbst entzaubern ließe.
Wendt versucht, der AfD ihr Narrativ streitig zu machen. Und das geht eben nicht, wie es sonst viele versuchen, durch Fakten. Sondern durch die Kraft der eigenen Erzählung. So sind auch Wendts Zahlen zumeist Stimmungszahlen, die Sorgen zur Faktengrundlage machen, statt die Besorgnis aufgrund einer Faktenlage zu hinterfragen. Mit dieser Gestimmtheit unterfüttert er sein Narrativ, das dann viel umfassender mit dem Zustand unseres Staates abrechnet. Es beginnt für Wendt mit der sittlichen Verwahrlosung der Jugend nicht nur in bildungsfernen Schichten. Das gehe weiter mit dem Schwund an Respekt gegenüber Polizei und staatlicher Ordnung. Und das ende