Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Netz-Profis
Soziale Medien Fußballklubs und deren Spieler nutzen das Internet, um Fans direkt anzusprechen. Was sich Spieler und Vereine davon versprechen. Und warum ein Medienexperte diese Art der Kommunikation für problematisch hält
Die Diskussion brandete schon während des Spiels auf. Nach seinem Treffer gegen Borussia Mönchengladbach knipste sich FC-Bayern-Spieler Douglas Costa vor der Fankurve, ein Selfie. Darf der das? Ist das unsportlich? Verhöhnt er damit den Gegner? Vermutlich dachte sich Costa vor ein paar Wochen nichts weiter, als er zu einem Freund lief und sich dessen Smartphone schnappte. Der veröffentlichte das Foto sogleich auf der Plattform Instagram.
Costa ist 26 Jahre alt und entstammt einer Generation, die jedwede Aktivität, beruflich oder privat, im Internet einer breiten Masse mitteilt. Von sich aus. Ohne Zwang. Weil es für ihn zum Leben dazu gehört. Wie Essen und Schlafen.
Felix Loesner begrüßt Costas Engagement in den sozialen Netzwerken. Es fördert aus seiner Sicht die Interaktion zwischen Stars und Bayern-Anhängern, schafft Nähe, stärkt die Bindung zur Marke. Und darum geht es letztlich. Beim FC Bayern leitet Loesner die SocialMedia-Abteilung, koordiniert Twitter, Facebook, Snapchat, Youtube und Co. Über 32 Kanäle versorgt er mit seinem vierköpfigen Team den Erdball mit Informationen rund um den Rekordmeister. Loesner arbeitet eng mit Agenturen Der FCA wächst im Netz, rund 500000 Menschen folgen ihm derzeit, auf Facebook und Twitter verfügt der FCA über englische, südkoreanische und japanische Auftritte.
Sogenanntes Content-Marketing und Visual Storytelling sind für Sportvereine bedeutsame Mittel geworden, um ihre Fans zu erreichen. Dabei müssen sie ihnen Besonderes bieten. Klubs schreiben also Drehbücher, erzählen Geschichten und visualisieren sie mit Grafiken. Der große Vorteil für die Klubs: die ständige Verfügbarkeit der Fußballprofis. Diese geben auf den klubeigenen Informationskanälen Einblicke, die unabhängige Medien gerne hätten. Sie veröffentlichen Privates, zeigen sich in Kabinen, Flugzeug oder Mannschaftsbus und treten in direkten Kontakt mit Followern. Manche Vereine überlassen dafür Spielern sogar ihre Accounts.
Andreas Cüppers, Bereichsleiter Online und Social Media bei Borussia Mönchengladbach, sagt, gerade die „exklusiven Inhalte“, die Spieler liefern, kämen gut an. In den sozialen Netzwerken werden aber auch Produkte angepriesen oder Sponsoren in Szene gesetzt.
Ralph Gunesch kickte für Aachen, St. Pauli, Mainz 05 und Ingolstadt, jetzt ist er als @felgenralle im Netz präsent, berät Vereine und ist Gast in Talkrunden: weil er eine Meinung hat und diese eloquent