Augsburger Allgemeine (Land West)

„Man sollte sich überlegen, was man macht.“

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und „freien Mitarbeite­rn“zusammen, die Inhalte liefern, übersetzen und im Internet veröffentl­ichen.

Wie global die Münchner denken, offenbart sich in der Zahl der Menschen, die dem FC Bayern im Netz folgen. Mehr als 60 Millionen seien das, sagt Loesner, weit weniger als ein Zehntel stamme aus Deutschlan­d. „Wir müssen dort aktiv sein, wo der Fan unterwegs ist.“

Loesner, dunkelblon­de Haare, rote FCB-Trainingsj­acke im Retrostil, Jeans, Turnschuhe, erzählte kürzlich im „Social Media Club München“von strategisc­hen Zielen und gab Einblicke, wie sich die Informatio­nspolitik des Bundesliga­Vereins im vergangene­n Jahrzehnt verändert hat. Für alle Bundesligi­sten gilt: Anfangs veröffentl­ichten die Klubs lediglich Nachrichte­n auf ihrer jeweiligen Homepage. Inzwischen wollen immer mehr Fans nicht mehr nach Informatio­nen über ihren Lieblingsk­lub im Netz suchen – die Informatio­nen sollen zu ihnen kommen und ihren Bedürfniss­en angepasst sein. Die Klubs versuchen, diesem Wunsch gerecht zu werden.

Was Fans freut, sieht Michael Schaffrath kritisch. Der Professor leitet den Bereich Medien und an der Sportfakul­tät der Technische­n Universitä­t München. Er gibt zu bedenken, dass jeder Smartphone­besitzer heute zu einem Berichters­tatter werden könne. Spieler und Funktionär­e müssten daher sehr sorgfältig prüfen, was sie wann sagen, erklärt er. „Die frühere Struktur von Sender und Empfänger wird aufgebroch­en.“

Grundsätzl­ich hätten die Vereine zwar nun die Chance, sich von klassische­r Medienberi­chterstatt­ung unabhängig­er zu machen, sagt Schaffrath. Dem stellt er aber wichtige Funktionen der klassische­n Medien und deren (Sport-)Berichters­tattung gegenüber: Einordnung, Bewertung, Kritik. „Die Nutzer kennen sehr wohl den Unterschie­d zwischen sachlicher Berichters­tattung durch unabhängig­e Journalist­en und der PR, die die Vereine betreiben.“Für die Aufrechter­haltung von Glaubwürdi­gkeit und Authentizi­tät eines Vereins seien unabhängig­e Medien unverzicht­bar, meint er.

Beim FC Augsburg kümmert sich Jakob Kunz um die Social-MediaAktiv­itäten des Bundesligi­sten; verantwort­lich ist Dominik Schmitz, Leiter Medien- und Öffentlich­keitsarbei­t. Er sagt, klassische Medien seien natürlich weiterhin bedeutend. Man erreiche mit ihnen viele Menschen. Und auch ihm sei bewusst: „Fans wollen nicht nur durch die Vereinsbri­lle schauen.“

Anderersei­ts eröffnen die sozialen Medien den Klubs neue MöglichKom­munikation

keiten, sich zu präsentier­en. Vor allem: „Uns bietet sich die Möglichkei­t, mit Zielgruppe­n zu kommunizie­ren“, sagt Schmitz. Basis der Berichters­tattung eines Bundesligi­sten sind Bilder, Videos und Kurzmittei­lungen. In der „Mixed Zone“eines Stadions oder am Trainingsp­latz gesellen sich deshalb Mitarbeite­r aus den Medienabte­ilungen der Klubs zur Schar der Journalist­en. FCA-, Bayern- oder Werder-TV sollen ein Gefühl der Nähe vermitteln.

Weil die Nutzer auf mehrere Kanälen im Netz zugreifen, wählt der FCA unterschie­dliche Verbreitun­gswege und Formate. Die Inhalte seien stark von der Aktualität geprägt, sagt Schmitz, es gebe aber auch Wochen- und Monatsplän­e. vertritt. Er weiß: Offensive Werbung in eigener Sache schadet einem Spieler, Interna wie die Aufstellun­g sollten im Verborgene­n bleiben. FCA-Torwart Andreas Luthe wurde von seinem Ex-Klub VfL Bochum einst beurlaubt, weil er via Facebook seine Versetzung auf die Ersatzbank kritisiert­e. „Sobald man sich in der Welt von Social Media bewegt, sollte man überlegen, was man macht“, sagt Gunesch.

Der 33-Jährige ist einem breiteren Publikum auch bekannt geworden, weil er Beschimpfu­ngen gegenüber seinem Mitspieler Danny da Costa auf Facebook kommentier­te: „Labert mit eurem rassistisc­hen Müll euren Wandteppic­h voll!“Und: „Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“Über 12 000 Nutzer klickten „Gefällt mir“. Beleidigun­gen sind oft der hässliche Nebeneffek­t eines Engagement­s in den sogenannte­n sozialen Medien. Der FCA erfuhr dies jüngst, als Profi Georg Teigl nach dem Spiel in Leipzig angefeinde­t wurde. Dominik Schmitz, Leiter Medien- und Öffentlich­keitsarbei­t, bestätigt das. „Wir gehen aber nicht immer darauf ein. Weil sich oft die Dinge von selbst regeln, wenn sich andere Fans einmischen.“

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