Augsburger Allgemeine (Land West)
Falsches Spiel mit der Chipkarte?
Fußball Verbraucherschützer prangern die bargeldlosen Bezahlsysteme in Bundesliga-Stadien an. Warum besonders der FC Bayern, Schalke und der FC Augsburg kritisiert werden und wie die Situation in der Praxis aussieht
Augsburg
Viele Fans ärgern sich schon lange darüber. Jetzt wollen Verbraucherschützer gegen die bargeldlose Bezahlung von Bier und Bratwurst in deutschen Fußballstadien vorgehen. Die Bezahlkarten seien für die Vereine ein lukratives Zusatzgeschäft, berichtet ein Recherche-Team der ARD über gemeinsam mit Verbraucherzentralen durchgeführte Tests in fünf Bundesligastadien.
Worum geht es?
In vielen Stadien können Essen und Getränke nur mit speziellen Karten und nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden. In Augsburg kostet diese Karte zehn Euro (acht Euro Guthaben, zwei Euro Pfand). In Fünf-Euro-Schritten kann das Guthaben bis zu 150 Euro gesteigert werden. „Wenn ein Bezahlsystem absolut und ausschließlich ist, besteht immer eine fehlende Wahlmöglichkeit“, kritisiert Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern.
Was sagen regelmäßige Stadionbesucher?
Fan-Initiativen stören sich schon länger an den Chipkarten. „Vor allem bei Fans, die zu Auswärtsspielen fahren, sind sie wenig beliebt“, sagt ein Sprecher der Initiative ProFans. Nach Spielschluss sei es oft nicht möglich, diese schnell zurückzugeben und noch Zug oder Bus zu erreichen. Als Alternative kann sich der ProFan-Sprecher neben Bargeld ein einheitliches Kartensystem in allen Stadien vorstellen.
Warum gibt es die Bargeldlos-Karten eigentlich?
„Es gibt kürzere Wartezeiten an den Kiosken“, erklärt FCA-Geschäftsführer Michael Ströll. Auch die Hygiene in den Kioskbereichen werde verbessert. In München werden die Karten zusätzlich zur Ausfahrt aus dem Parkhaus genutzt, was Stauzeiten verhindern soll.
Wer steht im Visier der Verbraucherschützer?
Unter anderem der FC Bayern München, der FC Augsburg und der FC Schalke 04.
Was bemängeln die Verbraucherschützer bei diesen Vereinen?
Die Erstattung von Restguthaben sei zu kompliziert geregelt. In München und Augsburg erwägt die Verbraucherzentrale rechtlich dagegen vorzugehen, dass für bargeldlose Rücküberweisungen von Kartenguthaben Gebühren verlangt werden. Die Auszahlung des Restguthabens sei eine vertragliche Pflicht, für die keine Gebühr genommen werden dürfe, sagt Julia Schmitz (Verbraucherzentrale NRW).
Gegen den FC Bayern gibt es spezielle Vorwürfe . . .
Die Münchner sollen im Jahr 2010 2,4 Millionen Euro verdient haben, weil Bezahlkartenguthaben verfallen sind. Seit 2010 gibt es keine Angaben mehr. Auf Anfrage der ARD teilte der Verein jetzt mit, dass Restbeträge nach Ablauf der Frist auf Kulanz ausgezahlt würden.
Macht der FCA mit den Karten ein Zusatzgeschäft?
Nein. In Augsburg ist der FCA zwar Besitzer des Stadions, für das Bezahlsystem in der Arena, das den Namen KAROpay trägt, sind aber die Stadtwerke Augsburg zuständig. Diese wiederum haben mit der Umsetzung die Firma Payment Solution Services in Hamburg beauftragt.
Treffen die Vorwürfe in Augsburg zu?
Wer sich sein Guthaben bargeldlos zurückerstatten lässt, muss zwei Euro zahlen. Pro Überweisungsvorgang. Auch wer zehn Karten zurückgibt, zahlt zwei Euro. Laut Payment Solution seien diese zwei Euro nicht kostendeckend.
Wie oft wird in Augsburg die bargeldlose Rückzahlung eines Guthabens verlangt?
Laut Stadtwerke kommt das im Schnitt zweimal im Monat vor.
Macht häufiger Kauf und Rücktausch der Karten überhaupt Sinn?
Für regelmäßige Stadionbesucher sicher nicht. Anders sieht das bei auswärtigen Fans aus, die die Karte vielleicht nur einmal benötigen.
Gibt es in Augsburg bei der Rückgabe der Karten vor Ort Probleme?
Die Besucher können vor Verlassen des Stadions die Karten wieder zurückgeben. Ohne Gebühren. Sie erhalten ihr Restguthaben plus Pfand bar ausbezahlt. Dafür gibt es in der Augsburger Arena rund ein Dutzend Rücknahmestellen. „Uns sind keine Beschwerden wegen langer Wartezeiten bekannt“, sagt Stadtwerke-Pressesprecher Jürgen Fergg.
Machen die Stadtwerke Augsburg ein Zusatzgeschäft, wenn Karten auslaufen, auf denen noch ein Restguthaben steht?
Nein. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen heißt es, dass die FCA-Stadionkarte ein Jahr lang zur Bezahlung verwendet werden und dann innerhalb von zwei Jahren zurückgetauscht werden kann. Laut der Firma Payment Solution werden im Regelfall aber auch ältere Karten zurückgetauscht.
Müssen die Karten zwingend zurückgetauscht werden?
Nein, in Augsburg jedenfalls nicht. Die Betreiber behalten sich zwar einen Einzug/Rücktausch im Fall von technischen Veränderungen vor. In Augsburg ist das aber nie der Fall gewesen. „Es sind aktuell noch Bezahlkarten aus 2009, dem Jahr der Stadioneröffnung, im Einsatz“, berichtet FCA-Geschäftsführer Ströll.
Wird in Augsburg und in anderen Stadien auf ewig mit Karten bezahlt werden?
Kaum. Die technischen Entwicklungen schreiten voran. In Kaiserslautern ist seit 2015 ein System im Einsatz, bei dem über eine App auf dem Handy bezahlt werden kann. In Augsburg, so FCA-Geschäftsführer Ströll, gebe es dazu noch keine konkreten Überlegungen. Nichts Echtes, so wie der ganze Verein, in dem viele Fans nicht mehr als eine Vermarktungsbühne für Red Bull sehen.
Keiner hat das diese Woche radikaler formuliert als Dortmunds Hans-Joachim Watzke. Da werde Fußball gespielt, um eine Getränkedose zu performen, hat der Borussen-Boss gegiftet. Sein Ärger hat möglicherweise damit zu tun, dass die Leipziger als Tabellenzweiter dort stehen, wo die abgerutschten Dortmunder glauben hinzugehören. Zudem würde ein Blick in die eigene Vereinsgeschichte, die chaotische Präsidenten, wirtschaftliche Amokläufe und eine Beinahe-Pleite verzeichnet, Watzke zurückhaltender auftreten lassen.
Tatsächlich wird in Leipzig zuallererst mit Hingabe und frischem Wind Fußball gespielt, um als Sieger vom Platz zu gehen. Das hat die Konkurrenz, die sich vom unspektakulären Sachsen-Aufgebot offenbar täuschen lässt, noch nicht verstanden. Stattdessen stilisieren die Platzhirsche den Neuling beleidigt zum Kunstprodukt, das am Red-Bull-Tropf hängt und im Feld der traditionsreichen Hundertjährigen nichts zu suchen hat.