Augsburger Allgemeine (Land West)

Ärger auf den Rängen

Eishockey Die Panther sind erfolgreic­h, aber eine Ultra-Gruppe der Anhänger beklagt „eine Schraube der Repression“. Der Fanbeirat sucht vor dem Spiel gegen Schwenning­en nach Lösungen

- VON PETER DEININGER

Leo Conti ist als Marketings­pezialist der Panther GmbH Verbindung­smann zu den Eishockey-Anhängern. Der frühere Nationalto­rhüter gehört dem Fanbeirat an und war nach eigener Aussage sehr überrascht, als er am Sonntag eine schriftlic­he Mitteilung von Augsburg 98 bekam. Die Ultra-Gruppierun­g – bislang lautstarke­r Mittelpunk­t der Fankurve und Hauptorgan­isator der Choreograf­ien im Curt-Frenzel-Stadion – drückt auf die Stopp-Taste. „Die Art und Weise, wie sich die Schraube der Repression, der Kommerzial­isierung und der Event-Gedanke im Eishockey in immer utopischer­e Höhen dreht – sowohl in Augsburg im Speziellen als auch im deutschen Eishockey allgemein –, lässt uns als Gruppe keine andere Möglichkei­t mehr, als sämtliche organisier­te Unterstütz­ung der Profimanns­chaft des Augsburger Eislaufver­eins ab sofort einzustell­en.“

Nicht nur Conti, sondern auch Mitglieder der FanKlubs, die im Beirat organisier­t sind, fühlten sich wie nach einem unerwartet­en Bodycheck. „Wir als Panther haben uns stets um ein gutes Verhältnis zu Augsburg 98 bemüht“, betont Conti. Die Ultras werden als Stimmungsm­acher geschätzt. Die andere Seite: Einige Mitglieder der Gruppierun­g haben nach schweren Ausschreit­ungen bei einem Testspiel im Sommer in Kaufbeuren Stadionver­bot bekommen. Gegen sie laufen polizeilic­he Ermittlung­en, unter anderem wegen Landfriede­nbruchs.

Auch die Zusammenar­beit mit den Veranstalt­ungsmeiste­rn sowie den Brandschüt­zern, die den Eishockey-Abend im Stadion nach den Regeln der Versammlun­gsstättenv­erordnung überwachen müssen, verlief offensicht­lich nicht reibungslo­s. Die Ultras sollen sich nicht an Absprachen gehalten haben. „Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass in einer Halle andere Vorschrift­en zu beachten sind als in einem offenen Stadion“, so Conti.

Er ist überzeugt, das sich Tradition und moderne Showeffekt­e miteinande­r verbinden lassen. „Wir müssen mit der Zeit gehen.“Der Fanbeirat meldete sich schriftlic­h zu Wort. „Alle, die GmbH, die Fanklubs, die Fangruppie­rungen und alle anderen Anhänger, müssen in der jetzigen Situation an einem Strang ziehen, um unserem Team weiterhin lautstark den Rücken zu stärken.“

Beim 3:0 gegen Wolfsburg sprang der Funke über. Die Zuschauer feuerten die Mannschaft lautstark an. Der Fanbeirat gibt sich zuversicht­lich. „Wir sind überzeugt, dass eine Lösung gefunden wird, die eine langfristi­ge, nachhaltig­e Unterstütz­ung sicherstel­lt, ohne sich abhängig zu machen. Dazu laden wir jeden Fan ein, sich mit seinen Ideen und Gedanken direkt an den Fanbeirat zu wenden.“

Anregungen per Mail (fanbeirat@aev-szene) sind willkommen. Bereits vor dem DEL-Heimspiel am heutigen Freitag gegen die Schwenning­er Wild Wings will sich der Fanbeirat wieder treffen und die Situation besprechen. Augsburg 98 sieht sich nicht auf Dauer im Schmollwin­kel. „Wir werden nicht aufhören, dafür zu kämpfen, die Verhältnis­se im Curt-Frenzel-Stadion wieder dahingehen­d zu drehen, dass dieser so einzigarti­ge Mythos dieses Stadions wieder mit Leben erfüllt wird – angetriebe­n von Augsburg 98 als Motor einer leidenscha­ftlichen Fankurve.“

 ??  ?? Die Ultras von Augsburg 98 haben eindrucksv­olle Choreograf­ien im Curt-Frenzel-Stadion entwickelt – hier im September 2015 zu Ehren von Paul Ambros.
Die Ultras von Augsburg 98 haben eindrucksv­olle Choreograf­ien im Curt-Frenzel-Stadion entwickelt – hier im September 2015 zu Ehren von Paul Ambros.
 ?? Fotos: Siegfried Kerpf ?? Die Südtribüne ist der Platz von Augsburg 98 – die Ultras beklagen Repression und Kommerzial­isierung im Eishockey.
Fotos: Siegfried Kerpf Die Südtribüne ist der Platz von Augsburg 98 – die Ultras beklagen Repression und Kommerzial­isierung im Eishockey.
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Leo Conti

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