Augsburger Allgemeine (Land West)
Im Schneckentempo um die Kurve
Verkehr Inzwischen steht so gut wie fest, dass die geplante Linie 5 den Weg über die Holzbach- statt über die Hessenbachstraße nehmen soll. Die Stadt nennt Gründe und erklärt, warum das aus ihrer Sicht kein Zick-Zack-Kurs ist
Am kommenden Donnerstag wird der Stadtrat sich endgültig darauf festlegen, welche Variante er für die Führung der geplanten Straßenbahnlinie 5 zum Klinikum bevorzugt. Wie berichtet zauberten Stadt und Stadtwerke vor drei Wochen überraschend Überlegungen aus dem Hut, nach denen die Straßenbahn doch nicht über die zuletzt favorisierte Hessenbach-, sondern über die Holzbachstraße fahren soll. Inzwischen steht es so gut wie sicher fest, dass die Verwaltung den Stadträten die Holzbachstraße vorschlagen wird, nachdem vor zwei Jahren die Hessenbachstraße der Favorit war.
Inzwischen scheint es etwas klarer zu sein, warum die Stadt in letzter Sekunde, bevor die Pläne zur Genehmigung bei der Regierung von Schwaben eingereicht werden, umschwenkt. Es stellte sich offenbar heraus, dass es neben dem Naturschutz aufgrund der nötigen Baumfällungen mehrere massive Hindernisse gibt, die eine Führung durch die Hessenbachstraße verhindert hätten. Zum einen wäre die Signalanlage für die Straßenbahn an der Kreuzung mit der Localbahn mit zwei Millionen Euro rund 1,7 Millionen Euro teurer gekommen als zunächst gedacht. Grund: Wenn diese Schienenkreuzung umgebaut wird, hätte auch die seit 2003 bestehende Signalisierung für die Linie 3 komplett erneuert werden müssen. Zum anderen wäre die Straßenbahn, weil die Kurvenradien an dieser Stelle enger geplant werden mussten als ursprünglich gedacht, mit gerade einmal zehn Kilometern pro Stunde von der Luitpoldbrücke in die Hessenbachstraße gekrochen. Hinzu kommt: Die Luitpoldbrücke, auf der beim Neubau 2003 für teures eine Haltestelle errichtet wurde, ist für den Verkehr mit zwei Linien gar nicht mehr geeignet, so Baureferent Gerd Merkle (CSU). Aufgrund neuer Vorschriften zu den Abständen von Trams in Stationen sei die Haltestelle zu kurz. Und zuletzt habe die Regierung von Schwaben signalisiert, dass es für einen eventuellen Neubau der Goggelesbrücke, die der Straßenbahn Fahrgäste vom anderen Wertachufer bringen würde, keine Zuschüsse gebe. Damit ist diese Hoffnung für die Pferseer weg. „Das waren Dinge, die niemand vorhersehen konnte“, begründete Merkle im Bauausschuss vor den Stadträten das Umschwenken von Stadt und Stadtwerken. Die Stadtwerke hatten zwar vor zwei Jahren, als es in die detaillierte Planung ging, immer gesagt, dass es noch Änderungen geben könne. Gleichzeitig hatte das Verkehrsunternehmen keinerlei Zweifel daran gelassen, dass es die Hessenbachstraße – entgegen dem Votum einer Bürgerwerkstatt – für die geeignetste Variante hält.
Die Stadt steht nun zeitlich unter Druck. Wenn nicht die Luitpoldbrücke als Überquerung der Wertach genutzt wird, muss die Tram über die Ackermann-Brücke fahren – die wird gerade neu gebaut, allerdings ohne eine Trasse für die Straßenbahn. 3,50 Meter zusätzliche Breite müssen die Ingenieure dafür hinbekommen. Zuletzt wurde in aller Eile umgeplant. Bei den Autospuren wird etwas Platz weggenommen, in den Gehwegbereichen an den Rändern der Brücke wird breiter gebaut. Teile der Brücke sind bereits in Auftrag gegeben. Um die Verbreiterung hinzubekommen, muss in den nächsten Tagen entschieden werden, weil dann die nächsten Aufträge erteilt werden, so die Stadt.