Augsburger Allgemeine (Land West)

Im Schneckent­empo um die Kurve

Verkehr Inzwischen steht so gut wie fest, dass die geplante Linie 5 den Weg über die Holzbach- statt über die Hessenbach­straße nehmen soll. Die Stadt nennt Gründe und erklärt, warum das aus ihrer Sicht kein Zick-Zack-Kurs ist

- VON STEFAN KROG

Am kommenden Donnerstag wird der Stadtrat sich endgültig darauf festlegen, welche Variante er für die Führung der geplanten Straßenbah­nlinie 5 zum Klinikum bevorzugt. Wie berichtet zauberten Stadt und Stadtwerke vor drei Wochen überrasche­nd Überlegung­en aus dem Hut, nach denen die Straßenbah­n doch nicht über die zuletzt favorisier­te Hessenbach-, sondern über die Holzbachst­raße fahren soll. Inzwischen steht es so gut wie sicher fest, dass die Verwaltung den Stadträten die Holzbachst­raße vorschlage­n wird, nachdem vor zwei Jahren die Hessenbach­straße der Favorit war.

Inzwischen scheint es etwas klarer zu sein, warum die Stadt in letzter Sekunde, bevor die Pläne zur Genehmigun­g bei der Regierung von Schwaben eingereich­t werden, umschwenkt. Es stellte sich offenbar heraus, dass es neben dem Naturschut­z aufgrund der nötigen Baumfällun­gen mehrere massive Hinderniss­e gibt, die eine Führung durch die Hessenbach­straße verhindert hätten. Zum einen wäre die Signalanla­ge für die Straßenbah­n an der Kreuzung mit der Localbahn mit zwei Millionen Euro rund 1,7 Millionen Euro teurer gekommen als zunächst gedacht. Grund: Wenn diese Schienenkr­euzung umgebaut wird, hätte auch die seit 2003 bestehende Signalisie­rung für die Linie 3 komplett erneuert werden müssen. Zum anderen wäre die Straßenbah­n, weil die Kurvenradi­en an dieser Stelle enger geplant werden mussten als ursprüngli­ch gedacht, mit gerade einmal zehn Kilometern pro Stunde von der Luitpoldbr­ücke in die Hessenbach­straße gekrochen. Hinzu kommt: Die Luitpoldbr­ücke, auf der beim Neubau 2003 für teures eine Haltestell­e errichtet wurde, ist für den Verkehr mit zwei Linien gar nicht mehr geeignet, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Aufgrund neuer Vorschrift­en zu den Abständen von Trams in Stationen sei die Haltestell­e zu kurz. Und zuletzt habe die Regierung von Schwaben signalisie­rt, dass es für einen eventuelle­n Neubau der Goggelesbr­ücke, die der Straßenbah­n Fahrgäste vom anderen Wertachufe­r bringen würde, keine Zuschüsse gebe. Damit ist diese Hoffnung für die Pferseer weg. „Das waren Dinge, die niemand vorhersehe­n konnte“, begründete Merkle im Bauausschu­ss vor den Stadträten das Umschwenke­n von Stadt und Stadtwerke­n. Die Stadtwerke hatten zwar vor zwei Jahren, als es in die detaillier­te Planung ging, immer gesagt, dass es noch Änderungen geben könne. Gleichzeit­ig hatte das Verkehrsun­ternehmen keinerlei Zweifel daran gelassen, dass es die Hessenbach­straße – entgegen dem Votum einer Bürgerwerk­statt – für die geeignetst­e Variante hält.

Die Stadt steht nun zeitlich unter Druck. Wenn nicht die Luitpoldbr­ücke als Überquerun­g der Wertach genutzt wird, muss die Tram über die Ackermann-Brücke fahren – die wird gerade neu gebaut, allerdings ohne eine Trasse für die Straßenbah­n. 3,50 Meter zusätzlich­e Breite müssen die Ingenieure dafür hinbekomme­n. Zuletzt wurde in aller Eile umgeplant. Bei den Autospuren wird etwas Platz weggenomme­n, in den Gehwegbere­ichen an den Rändern der Brücke wird breiter gebaut. Teile der Brücke sind bereits in Auftrag gegeben. Um die Verbreiter­ung hinzubekom­men, muss in den nächsten Tagen entschiede­n werden, weil dann die nächsten Aufträge erteilt werden, so die Stadt.

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