Augsburger Allgemeine (Land West)
Hier sollen 5000 Arbeitsplätze entstehen
Innovationspark Die Stadt hat jetzt den ersten Abschnitt für Firmenansiedlungen auf Ackerland zwischen B17 und Bürgermeister-Ulrich-Straße erschlossen. Noch hält sich der Zuspruch aber in Grenzen
Augsburgs wirtschaftliche Hoffnung liegt auf einem Stück zugigen Ackerlandes an der B17. Fast gegenüber des Fußballstadions sind hier – von der Bundesstraße aus gut sichtbar – in den vergangenen Monaten Baumaschinen in großem Stil aufgefahren, die das Gelände erschlossen haben. Straßen, Stromleitungen und Kanäle sind fast fertig. Irgendwann einmal soll eine Straßenbahn durch das Gelände führen. Hier soll das wohl architektonisch anspruchsvollste Gewerbegebiet in Augsburg entstehen, weil die Bauverwaltung städtebaulich strenge Maßstäbe anlegt – was jetzt noch fehlt, sind die Firmen.
Denn neben den Forschungsund Entwicklungseinrichtungen wie der Uni, dem Fraunhofer-Institut oder dem städtischen Technologiezentrum sind es vor allem Unternehmensansiedlungen, die dem Jobmotor „Innovationspark“– das Vorzeigeprojekt der städtischen Wirtschaftsförderung – in den kommenden Jahrzehnten Schwung verleihen sollen.
Noch hält sich der Andrang aber in Grenzen. Die Stadt hat nahe der Straßenbahnhaltestelle des Fußballstadions die ersten sechs Baufelder erschlossen, auf denen sich Unternehmen ansiedeln können. Das gesamte Areal reicht etwa einen Kilometer bis zum Parkplatz der Messe/ Universität im Norden. „Es geht Schritt für Schritt“, sagt Wolfgang Hehl, der Geschäftsführer des Innovationsparks.
Inzwischen ist eines von insgesamt über 30 Baufeldern verkauft. Hier baut ein Augsburger Unternehmen, das sich auf energieeffizienten Kirchengemeinde- und Gewerbebau spezialisiert hat, seinen neuen Firmensitz. In dem Gebäude entstehen zusätzlich vermietbare Büroflächen in größerem Maßstab.
Trotz dieses ersten Erfolgs kommt die Vermarktung nicht so recht in die Gänge, auch wenn es schon viele Anfragen gibt, wie Hehl sagt. Die Krux: Technologiefirmen, für die der Innovationspark reserviert ist, wollen sich dort meist als Mieter einquartieren. Im Umweltpark in Lechhausen läuft dieses Modell auch ganz gut. Ein Investor hat mehrere Gebäude hingestellt, die voll sind. Das Gewerbeforum „H4“wird sogar erweitert. Im Innovationspark gibt es diesen Zug noch nicht.
„Die interessierten Technologiefirmen würden sofort Platz haben wollen und sind enttäuscht, wenn sie hören, dass es zweieinhalb Jahre dauern kann, bis ein Gebäude steht“, sagt Hehl. Die Immobilienfirmen, die solche Gewerbeimmobilien errichten und vermieten, wollen sich hingegen einigermaßen sicher sein, ihre Räume auch vollzubekommen, bevor sie Millionen-Investitionen hinlegen. Sie sind bisher noch zurückhaltend. Vom Selbstläufer ist der Innovationspark, in dem in 15 bis 20 Jahren bis zu 5000 hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen sollen, noch entfernt.
Hehl ist trotzdem vom Erfolg überzeugt. Der Standort Augsburg rangiere im Carbon-Leichtbaubereich weltweit unter den ersten zehn. In den Zukunftsfeldern Leichtbau, Mechatronik, Automation und Umwelt gebe es zudem schon sehr erfolgreiche Firmen in Augsburg.
Im Innovationspark wolle man diesbezüglich „das Qualitätslevel hoch halten. Er soll ein Musterbeispiel für diese Disziplinen sein und kein x-beliebiges Gewerbegebiet mit allen möglichen Branchen.“Dass eine Baufirma als erstes Unternehmen dort einzieht, sei kein Problem, sagt Hehl. Energiesparen und neue Materialien würden im Bau immer wichtiger.
Dass die Ansiedlung in einem Gewerbepark für Firmen überhaupt interessant ist, folgt der zunächst scheinbar paradoxen Logik, dass Unternehmen von der Nähe zu Mitbewerbern profitieren. Einerseits stehen die Firmen dort mehr oder weniger in Konkurrenz zueinander, andererseits ist jedes Unternehmen am Ende so speziell, dass es seinen Kundenstamm hat. Durch die Zusammenballung ziehen die Firmen insgesamt mehr Kundschaft an, sodass am Ende alle profitieren. Auch die Zusammenarbeit in ausgewählten Feldern ist durch die räumliche Nähe einfacher.
Als nächster Schritt ist seitens der Stadt geplant, auf einem Areal neben dem Technologiezentrum an der Bürgermeister-Ulrich-Straße (gegenüber dem neuen Studentenwohnheim) ein Gebäude von einem Investor bauen zu lassen, das einen Supermarkt, ein Restaurant und ein Boarding-House (Langzeit-Pension für Projektmitarbeiter, die mehrere Monate am Standort bleiben) beherbergen soll.
Auch ein Hotel, das auch von Messebesuchern genutzt werden kann, ist geplant, ebenso eine Kindertagesstätte.