Augsburger Allgemeine (Land West)
Basketballplatz oder neue Kindertagesstätte?
Zukunftspläne Das Bürgerhaus Pfersee will mit einem Erweiterungsbau endlich barrierefrei werden. Dafür muss aber die Sportfläche weichen. Das ist nicht der einzige Grund, warum die Bürgeraktion das Vorhaben kritisch sieht
Pfersee
Obwohl mit 25 Jahren vergleichsweise jung, hat das Bürgerhaus Pfersee ein erhebliches Manko: Es ist nicht barrierefrei und schließt dadurch Rollstuhlfahrer und stark Gehbehinderte als Besucher aus. Die Arbeiterwohlfahrt als Betriebsträgerin möchte die Begegnungsstätte zukunftsfähig machen und dabei gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: In einem Erweiterungsbau sollen nicht nur barrierefrei zugängliche Räume für die Stadtteilarbeit entstehen, sondern zugleich eine Kindertagesstätte mit drei Gruppen.
Im jüngsten Jugendhilfeausschuss beauftragten die Mitglieder einstimmig die Stadtverwaltung, ein Grundstück neben dem Bürgerhaus im Schlösslepark für einen möglichen Neubau zu überprüfen (AZ berichtete). Verschwinden würde dafür allerdings ein stark frequentierter Basketballplatz, für den aus Sicht des Stadtjugendrings Ersatz geschaffen werden müsste.
Im Beisein von Sozialbürgermeister Stefan Kiefer stellte AWO-Geschäftsführer Werner Weishaupt die Pläne auch Dietmar Egger, dem Vorsitzenden der Bürgeraktion Pfersee Schlössle, vor. Dieser zeigte sich von dem Standort wenig angetan: „Aus unserer Sicht wäre eine neue Kindertagesstätte in PferseeNord sinnvoller.“
Durch die geplante Wohnbebauung des Dierig-Areals und des Dehner-Geländes an der Grenze zu Kriegshaber werde in diesem Bereich ein immenser Bedarf an Betreuungsplätzen entstehen, ist Egger überzeugt. Er regte deshalb an, auch diese beiden Standorte überprüfen lassen. Davon abgesehen ist für den Vorsitzenden das Konzept der AWO „alles andere als überzeugend. Um das Bürgerhaus barrierefrei zu machen, braucht es seiner Meinung nach „nur einen Aufzugturm“. Der vorgesehene Erweitehingegen sei riesig und würde den intensiv genutzten Schlösslepark als einzige öffentliche Grünfläche im Pferseer Zentrum stark beschneiden.
Unabhängig vom Ergebnis der Überprüfung hält Kiefer den Standzu ort für eine neue Kindertagesstätte für sinnvoll: Die Stadtberger Straße sei gut erreichbar mit allen Verkehrsmitteln und zu Fuß. „Hier an der Straßenkante zwischen PferseeNord und Pfersee-Süd zu unterscheiden, scheint mir doch sehr gerungsbau künstelt.“Entscheidend für die Überlegungen ist laut Kiefer, dass „wir mit der Kombination Kindertagesstätte/Bürgerhaus einen starken Mehrgenerationentreffpunkt schaffen und bei der Gesamtmaßnahme auch das Bürgerhaus durch die AWO barrierefrei gestalten lassen könnten.“Auch wenn der Basketballplatz für den Neubau aufgegeben werden muss, soll er nicht ersatzlos wegfallen. „Entweder er bleibt oder er muss verlegt werden“, stellt Kiefer klar. Orte für die Jugend, zumal in Nachbarschaft zum Jugendzentrum, würden zwingend gebraucht.
Wenn beim Bürgerhaus eine neue Kita entsteht, fällt die ursprünglich auf dem Areal der ehemaligen Spicherer-Schule geplante Betreuungsstätte weg. Anstatt dessen könnte die städtische Wohnungsbaugesellschaft zusätzliche Wohnungen errichten, was sehr hilfreich wäre, so Kiefer. Auch sei die Erschließung des Standorts Spicherer-Straße – im Übrigen nur rund 200 Meter vom Bürgerhaus entfernt – nicht unproblematisch. AWO-Geschäftsführer Werner Weishaupt hofft auf ein baldiges Okay der Stadt. Denn es wäre jetzt ein günstiger Zeitpunkt, um das Bürgerhaus Pfersee barrierefrei umzugestalten beziehungsweise zu erweitern. Weishaupt spielt auf das staatliche Programm „Investitionspakt soziale Integration im Quartier“an, mit dem entsprechende Einrichtungen in den Stadtteilen gefördert werden können.
Mit konkreten Planungen kann der AWO-Chef zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aufwarten. Gleiches gilt für die Finanzierung. Klar ist indes, dass „Ideen aus dem Stadtteil“, etwa seitens der Bürgeraktion Schlössle, in das Konzept miteinfließen können. Werner Weishaupt erhofft sich bis Mitte 2017 Klarheit, ob sich das Vorhaben verwirklichen lässt. Auch bei einem positiven Bescheid sei ein Baubeginn erst ab 2018 realistisch.