Augsburger Allgemeine (Land West)
Vater soll Sohn opfern
Theater Augsburg Mozarts „Idomeneo“weicht konzertant in die Uni aus
„In meiner Oper ist Musick für alle Gattung leute; – ausgenommen für lange ohren nicht.“Mit diesen Worten antwortete Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater Leopold selbstbewusst, als dieser ihn noch kurz vor der Münchner Uraufführung von „Idomeneo“1781 aufgefordert hatte, „auch für das ohnmusikalische Publikum zu denken“: „Du weist, es sind 100 Ohnwissende gegen 10 wahre Kenner – vergiss also das so genannte populare nicht, das auch die langen Ohren Kitzelt.“
Der Vater war nämlich voller Befürchtung, sein Sohn komponiere seine nächste Oper musikalisch zu anspruchsvoll. Aber natürlich stellte der 25-jährige Filius sein Licht nicht um der Popularität Willen unter den Scheffel. Er setzte seine Vorstellungen zu seinem neuen Werk, das der Münchner Hof zur Karnevals-Kampagne bestellt hatte, nach bestem Wissen und Gewissen durch. Sicher auch deswegen, weil er sich Hoffnung auf eine feste Anstellung bei Kurfürst Karl Theodor machte.
Gleichwohl: Zwar sollte Karl Theodor die Komposition als „magnifique“loben, doch der erhoffte große Erfolg blieb am 29. Januar 1781 aus – was aber wohl auch mit der Besetzung zu tun hatte. Mozart klagte beispielsweise schwer über den Kastraten Vincenzo Del Prato, der den Idamante gesungen hatte: „Der Bub kann doch gar nichts... keine Intonation, keine Methode, keine Empfindung … “
Alles zusammen jedenfalls veranlasste Mozart fünf Jahre später in Wien, sein geliebtes „Kind“noch einmal zu überarbeiten. So stehen denn heute zwei von Mozart abgesegnete Fassungen des „Idomeneo“zur Verfügung; zumeist werden bei Aufführungen die Alternativen verquickt. Und so soll es nun auch in Augsburg geschehen.
Ursprünglich hatte die Produktion in deutscher Sprache erklingen sollen – inszeniert von Peter Konwitschny. Doch die Schließung des Theaters erfordert weiteren Tribut: Nun kommt das Werk konzertant in italienischer Sprache heraus – und zwar im Konzertsaal der Uni Augsburg, Universitätsstraße 26 (Gebäude G).
Zwei Konflikte stehen im Mittelpunkt der dreiaktigen Oper: Zum Einen muss der aus dem Trojanischen Krieg nach Kreta heimkehrende König Idomeneo für seine Errettung aus einem Seesturm den ersten Menschen an Neptun opfern, den er an Land antrifft – und dies ist sein Sohn Idamantes. Zum Zweiten steht dieser Idamantes zwischen zwei Frauen: zwischen der mykenischen Königstochter Elettra, mit der er verlobt ist, und der trojanischen Königstochter Ilia, die er liebt und von der er wiedergeliebt wird.
Idomeneo glaubt, beide Probleme mit einem Streich lösen zu können, indem er Idamantes und Elettra nach Mykene schickt. Doch Neptun spielt da nicht mit. Woraufhin Idamantes tatsächlich geopfert werden soll. Jetzt aber schreitet Ilia ein und bietet sich selbst als Opfer für Neptun an. In diesem Moment verkündet ein Orakel: Neptun sei besänftigt durch die Kraft der Liebe zwischen Ilia und Idamantes; die beiden sollen herrschen, Idomeneo zurücktreten.
Unter der Leitung von Lancelot Fuhry singen an diesem Samstag unter anderem: der in Augsburg gut bekannte Eric Laporte (Idomeneo), Theodore Browne (Idamante), Cathrin Lange (Ilia), Adréaa Kraschewski (Elettra) sowie der Opernchor des Theaters. Es musizieren die Augsburger Philharmoniker. Beginn im Konzertsaal der Universität: 19.30 Uhr.