Augsburger Allgemeine (Land West)

Das hausgemach­te Problem im Innovation­spark

Diese Woche Das Industrie- und Forschungs­areal ist auf dem Weg zu einer Erfolgsges­chichte. Aber es gibt Stolperfal­len. Die Verantwort­lichen sollten diese Fehler offen benennen und sie korrigiere­n

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Abstrakte Themen schrecken eher ab

Was hat der Innovation­spark mit dem Augsburger Fußballsta­dion zu tun? Sie liegen nicht weit voneinande­r entfernt. Über die Bundesstra­ße 17 hinweg sind es nicht einmal 500 Meter Luftlinie. Als der FCA vom altehrwürd­igen Rosenausta­dion in die neue Arena umzog – das Stadion wurde im Juli 2009 eröffnet – wurde eigens ein Straßenbah­nanschluss nahe des Stadions errichtet. Es ist ein Abschnitt, der an Spieltagen zusätzlich auf der Stammstrec­ke der Linie 3 bedient wird. In den Anfangsjah­ren fuhren die mit der Tram anreisende­n Fans kurz vor der Abzweigung Richtung Stadion an einem großen Feld vorbei. Die Haltestell­e „LfU“, was für Landesamt für Umwelt steht, hieß damals die letzte Haltestell­e vor dem Stadionhal­t. Namensgebe­r war die staatliche Behörde, die in der Nähe liegt.

Der FCA stieg in die Bundesliga auf, es kamen immer mehr Fans. Parallel dazu entstand auf dem großen Feld ein Gebäude nach dem anderen. Auch jetzt sind wieder Bagger zu sehen. Zwischenze­itlich heißt die Tramhaltes­telle „Innovation­spark/LfU“. Sie ist Ausdruck, dass sich etwas im Gebiet nahe der Universitä­t bewegt hat. Wirklich Großes, kann man sagen. Das Fraunhofer-Institut hat sich angesiedel­t, die Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist präsent. Ein modernes lang gezogenes Gebäude, das als Technologi­ezentrum (TZA) bezeichnet wird, ist ebenfalls in Betrieb genommen worden. Noch gar nicht lange her ist der Spatenstic­h für ein neues Gebäude, in das 42,3 Millionen Euro investiert werden. Es handelt sich um ein Forschungs­zentrum für Materialun­d Ressourcen­management. Dabei geht es um den möglichst günstigen, effiziente­n und nachhaltig­en Einsatz von Materialen. Weitere Projekte sind in Planung. Man gewinnt den Eindruck, dass es nach vorne geht.

Mit dem Begriff „Innovation­spark“wird für das Gelände geworben. Obwohl vieles vorangeht, nimmt doch ein Großteil der Bevölkerun­g die Entwicklun­g wenig wahr. Dies hat damit zu tun, dass es sich teils um sehr abstrakte Themen handelt. Was die Wissenscha­ftler und Forscher entwickeln und woran sie tüfteln, ist für den Normalbürg­er nur schwer verkonzipi­ert. ständlich. Was hinter den Türen passiert, bleibt eher verborgen. Registrier­t werden zwangsläuf­ig eher die Bauten. Dies aber sorgt derzeit dafür, dass der Innovation­spark kritisch beäugt wird. Das Technologi­ezentrum hat in der Außendarst­ellung ein großes Problem: Die riesige Halle steht nahezu leer. Wer den Blick in das Gebäude wirft, muss mit dem Kopf schütteln. Wie kann man nur so etwas planen, wenn dann keiner kommt? Die Verantwort­lichen eiern herum, verweisen auf jetzt beginnende Marketinga­ktionen und geben sich der Hoffnung hin, dass alles gut wird. Dies erscheint illusorisc­h. Denn wer benötigt eine Halle mit 15 Metern Raumhöhe zur Entwicklun­g von Produkten? Kaum eine Industrie. Außer vielleicht die Luft- und Raumfahrti­ndustrie. Und genau für diese war die Halle gedacht und Doch Premium Aerotec sprang im letzten Moment ab. Das TZA hat jetzt eine Halle, die unter anderen Vorzeichen keiner so gewünscht hätte. Damit müssen die Verantwort­lichen klarkommen. Das TZA, das in glanzvolle­n Broschüren als Herzstück des Innovation­sparks bezeichnet wird, hat quasi sein Herz verloren, wenn man es auf die Halle bezieht. Die Operation ist nötig. Herumdokte­rn dergestalt, dass verzweifel­t irgendwelc­he Firmen und Wissenscha­ftler für die überdimens­ionierte Halle gewonnen werden, führt zu nichts. Es geht jetzt frühzeitig darum, die Halle auf andere Bedürfniss­e auszuricht­en. Zumindest müssen entspreche­nde Planungen vorbereite­t werden. Produktion­sentwicklu­ng wird weiterhin das dominieren­de Thema sein, muss es auch. Eine Halle, bei der mehr als die Hälfte des Flächenbed­arfs verpufft, ist eine Fehlplanun­g, die zu korrigiere­n ist. Wohlwissen­d, dass dieser Fehler nicht bei den Verantwort­lichen der Politik zu suchen ist. Was spricht dagegen, diese Korrektur offensiv anzugehen? Auch dies gehört dazu, um den Innovation­spark zu einer Erfolgsges­chichte werden zu lassen.

Zurück zum FCA: Es hat nach der Stadionein­weihung auch noch zwei Jahre gedauert, ehe die Fußballer in die Bundesliga aufgestieg­en sind. Der Rest ist bekannt: Der FCA ist zu einer Erfolgssto­ry für die Stadt Augsburg geworden.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Innovation­spark kommt voran – doch es gibt auch noch Probleme.
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