Augsburger Allgemeine (Land West)
Das hausgemachte Problem im Innovationspark
Diese Woche Das Industrie- und Forschungsareal ist auf dem Weg zu einer Erfolgsgeschichte. Aber es gibt Stolperfallen. Die Verantwortlichen sollten diese Fehler offen benennen und sie korrigieren
Abstrakte Themen schrecken eher ab
Was hat der Innovationspark mit dem Augsburger Fußballstadion zu tun? Sie liegen nicht weit voneinander entfernt. Über die Bundesstraße 17 hinweg sind es nicht einmal 500 Meter Luftlinie. Als der FCA vom altehrwürdigen Rosenaustadion in die neue Arena umzog – das Stadion wurde im Juli 2009 eröffnet – wurde eigens ein Straßenbahnanschluss nahe des Stadions errichtet. Es ist ein Abschnitt, der an Spieltagen zusätzlich auf der Stammstrecke der Linie 3 bedient wird. In den Anfangsjahren fuhren die mit der Tram anreisenden Fans kurz vor der Abzweigung Richtung Stadion an einem großen Feld vorbei. Die Haltestelle „LfU“, was für Landesamt für Umwelt steht, hieß damals die letzte Haltestelle vor dem Stadionhalt. Namensgeber war die staatliche Behörde, die in der Nähe liegt.
Der FCA stieg in die Bundesliga auf, es kamen immer mehr Fans. Parallel dazu entstand auf dem großen Feld ein Gebäude nach dem anderen. Auch jetzt sind wieder Bagger zu sehen. Zwischenzeitlich heißt die Tramhaltestelle „Innovationspark/LfU“. Sie ist Ausdruck, dass sich etwas im Gebiet nahe der Universität bewegt hat. Wirklich Großes, kann man sagen. Das Fraunhofer-Institut hat sich angesiedelt, die Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist präsent. Ein modernes lang gezogenes Gebäude, das als Technologiezentrum (TZA) bezeichnet wird, ist ebenfalls in Betrieb genommen worden. Noch gar nicht lange her ist der Spatenstich für ein neues Gebäude, in das 42,3 Millionen Euro investiert werden. Es handelt sich um ein Forschungszentrum für Materialund Ressourcenmanagement. Dabei geht es um den möglichst günstigen, effizienten und nachhaltigen Einsatz von Materialen. Weitere Projekte sind in Planung. Man gewinnt den Eindruck, dass es nach vorne geht.
Mit dem Begriff „Innovationspark“wird für das Gelände geworben. Obwohl vieles vorangeht, nimmt doch ein Großteil der Bevölkerung die Entwicklung wenig wahr. Dies hat damit zu tun, dass es sich teils um sehr abstrakte Themen handelt. Was die Wissenschaftler und Forscher entwickeln und woran sie tüfteln, ist für den Normalbürger nur schwer verkonzipiert. ständlich. Was hinter den Türen passiert, bleibt eher verborgen. Registriert werden zwangsläufig eher die Bauten. Dies aber sorgt derzeit dafür, dass der Innovationspark kritisch beäugt wird. Das Technologiezentrum hat in der Außendarstellung ein großes Problem: Die riesige Halle steht nahezu leer. Wer den Blick in das Gebäude wirft, muss mit dem Kopf schütteln. Wie kann man nur so etwas planen, wenn dann keiner kommt? Die Verantwortlichen eiern herum, verweisen auf jetzt beginnende Marketingaktionen und geben sich der Hoffnung hin, dass alles gut wird. Dies erscheint illusorisch. Denn wer benötigt eine Halle mit 15 Metern Raumhöhe zur Entwicklung von Produkten? Kaum eine Industrie. Außer vielleicht die Luft- und Raumfahrtindustrie. Und genau für diese war die Halle gedacht und Doch Premium Aerotec sprang im letzten Moment ab. Das TZA hat jetzt eine Halle, die unter anderen Vorzeichen keiner so gewünscht hätte. Damit müssen die Verantwortlichen klarkommen. Das TZA, das in glanzvollen Broschüren als Herzstück des Innovationsparks bezeichnet wird, hat quasi sein Herz verloren, wenn man es auf die Halle bezieht. Die Operation ist nötig. Herumdoktern dergestalt, dass verzweifelt irgendwelche Firmen und Wissenschaftler für die überdimensionierte Halle gewonnen werden, führt zu nichts. Es geht jetzt frühzeitig darum, die Halle auf andere Bedürfnisse auszurichten. Zumindest müssen entsprechende Planungen vorbereitet werden. Produktionsentwicklung wird weiterhin das dominierende Thema sein, muss es auch. Eine Halle, bei der mehr als die Hälfte des Flächenbedarfs verpufft, ist eine Fehlplanung, die zu korrigieren ist. Wohlwissend, dass dieser Fehler nicht bei den Verantwortlichen der Politik zu suchen ist. Was spricht dagegen, diese Korrektur offensiv anzugehen? Auch dies gehört dazu, um den Innovationspark zu einer Erfolgsgeschichte werden zu lassen.
Zurück zum FCA: Es hat nach der Stadioneinweihung auch noch zwei Jahre gedauert, ehe die Fußballer in die Bundesliga aufgestiegen sind. Der Rest ist bekannt: Der FCA ist zu einer Erfolgsstory für die Stadt Augsburg geworden.