Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein „enormer Gewinn“für das Viertel
Uniklinik I Die Nachbarstädte Neusäß und Stadtbergen erhoffen sich von der neuen Medizin-Fakultät viele positive Impulse. Viele wichtige Fragen sind aber noch ungeklärt
Neusäß/Stadtbergen
„Die Uniklinik kommt!“Seit der bayerische Ministerpräsident diesen Satz niedergeschrieben hat, wird mit Hochdruck an der Realisierung gearbeitet – in München und Augsburg. Aber auch die Nachbarstädte Neusäß und Stadtbergen sind von der Uniklinik nicht minder betroffen, liegt das Klinikgelände doch inmitten des Drei-Städte-Quartiers.
Kein Wunder, dass sich auch die Nachbarn Gedanken machen und große Hoffnungen mit dem Projekt verbinden. „Mit der Uniklinik wird Neusäß zu einem Gesundheitszentrum aufgewertet“, sagt Bürgermeister Richard Greiner. Die medizinische Versorgung sei in Neusäß bereits sehr gut, werde sich aber noch verbessern. „Wir haben die Hoffnung, dass sich noch mehr klinikaffine Gesundheitsangebote in der Umgebung niederlassen werden“, so Greiner. Er erwarte positi- ve Wechselwirkungen zwischen den medizinischen Angeboten rund um den Campus.
Natürlich gebe es noch weiteren Diskussionsbedarf, besonders, was das erhöhte Verkehrsaufkommen angeht. „Besonders die Belastung unserer beiden Kreisverkehre zum Entlastungstunnel und Kobelweg hin muss man genau untersuchen“, meint der Bürgermeister. Hier sei jetzt schon zu Stoßzeiten sehr viel Verkehr und Stau. Auch die Frage, wie viel Verkehr die Neusässer Straße aufnehmen kann, sollte dringend untersucht werden. Hinzu kommt ja künftig noch die Zufahrt zu den neuen Wohngebieten auf dem ehemaligen Flak-Kasernengelände.
Klar ist, dass Neusäß und Stadtbergen einen enormen Zuzug erfahren werden – sofern überhaupt Wohnungen zur Verfügung stehen. Dass die Stadt Neusäß im Hinblick auf die Uniklinik noch mehr Plätze in Schulen und Kindergärten bereit stellen soll, erteilt Greiner aber eine Absage: „Wir haben alle Hände voll zu tun, unseren eigenen Bedarf zu decken.“Er denkt, die Fakultät wird eine eigene Kita haben, und wie stark der Zuzug nach Neusäß dann letztlich sein wird, sei vom Immobilienmarkt abhängig.
In Stadtbergen steht das Thema Uniklinik nächste Woche auf der Tagesordnung im Stadtrat. Auch Bürgermeister Paul Metz betrachtet die Investition als positiv: „Ich halte die Uniklinik für eine ganz positive Sache – alleine schon, weil es eine finanzielle Entlastung des Landkreises ist.“Hintergrund: Bislang trugen die Stadt und der Landkreis Augsburg die Defizite, künftig fällt dies dem Freistaat als Träger der Uniklinik zu. Metz erhofft sich für den Standort eine enorme Aufwertung: „Die Einrichtung ist ein Aushängeschild für die Region und gut für die Zukunft der jungen Menschen, die im medizinischen Sektor arbeiten wollen.“Auch die Krankenversorgung werde aufgewertet.
Gerne hätte Metz einigen der Firmen, die sich wegen der Uniklinik hier ansiedeln könnten, in Stadtbergen einen Platz angeboten: Entlang der B300 nach Steppach hätte die Stadtberger CSU ein Gewerbegebiet ausweisen wollen. Ein Bürgerbegehren verhinderte das im Sommer. Metz sagt dazu: „Wenn ich einen Bürgerbescheid habe, muss ich das akzeptieren, auch wenn es schwerfällt.“Eine wesentliche Frage wird es für Metz sein, wie die Verkehrssituation gelöst wird. „Wir müssen jetzt sehen, dass es eine vernünftige Anbindung gibt, damit unsere Bürger im Virchow-Viertel nicht überlastet werden. Das größte Problem wird aber die Parkplatzsituation sein: Die Plätze reichen ja jetzt schon nicht aus.“
Carolina Trautner, die Stadtberger CSU-Vorsitzende, die auch im Verwaltungsrat des Klinikums sitzt, hebt die Zukunftschancen hervor. Schließlich investiert der Freistaat eine dreiviertel Milliarde Euro in die Uniklinik. „Damit werden viele langfristige und hoch qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen.“