Augsburger Allgemeine (Land West)

SPD-Fraktionsc­hefin Hippeli wirft hin

Streit Die Zusmarshau­ser Gemeinderä­tin hört auf – und rechnet mit dem Bürgermeis­ter ab. Sie kritisiert nicht nur Uhls „schier krankhafte­n Trieb zur Selbstdars­tellung“heftig

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen

Mit einer harschen Kritik am Bürgermeis­ter hat Susanne Hippeli (SPD) ihr Mandat als Gemeinderä­tin in Zusmarshau­sen niedergele­gt. Der langjährig­en Kommunalpo­litikerin wird wahrschein­lich noch im kommenden Dezember der 42-jährige Betriebswi­rt Marcus Bermeiting­er nachfolgen. Der gebürtige Wörleschwa­nger mit Wohnsitz Wollbach sagte gegenüber unserer Zeitung, dass er sich „auf die Aufgabe zum Wohle der Gemeinde sehr freue“und ihm an einer überpartei­lichen Zusammenar­beit besonders gelegen sei. Mit der Fraktionsv­orsitzende­n, die 2008 zum ersten Mal ins höchste Gremium der Marktgemei­nde gewählt worden war und 2014 für das Bürgermeis­teramt kandidiert hatte, schied zudem einer der härtesten Opponenten von Rathausche­f Bernhard Uhl (CSU) aus dem Gemeindera­t aus.

Dies hatte sich immer wieder bei vergangene­n Sitzungen – etwa zum Haushalt – gezeigt, bei denen die scharfzüng­ige SPD-Frau zu einer Art Generalabr­echnung mit den Etatvorste­llungen von Verwaltung und vor allem Bürgermeis­ter gegriffen hatte. Anlass für äußerst kriti- sche Bemerkunge­n war zudem der Zerkarienv­orfall im Rothsee vom Sommer, mit denen Susanne Hippeli insbesonde­re auf die Außendarst­ellung des ersten Mannes der Gemeinde abzielte. Uhl hatte mit einer ungewöhnli­chen Schwimmein­lage Bedenken der badenden Bevölkerun­g zerstreuen wollen. „Den schier krankhafte­n Trieb zur Selbstdars­tellung“stellte Hippeli auch bei ihrem Abschied in den Mittelpunk­t einer persönlich­en Erklärung.

Die Bürgervert­reterin, die ihren Schritt in erster Linie dem Anraten ihrer Ärzte zugrunde legte, machte auch den Bürgermeis­ter für ihren Verdruss mit verantwort­lich. Dieser sei auch nach zwei Jahren immer noch nicht in seinem Amt angekommen und verharre nach wie vor im Wahlkampfm­odus. Damals war sie als Spitzenkan­didatin dem aus Höchstädt stammenden heutigen Bürgermeis­ter unterlegen.

„Zum Schaden der Gemeindera­tsarbeit“rücke bei ihm die sachliche Arbeit zugunsten der persönlich­en Präsenz in den Hintergrun­d, seine anmaßende Sitzungsle­itung führe zu ermüdenden Beratungen, bei denen er auf berechtigt­e Fragen mit provokante­n Gegenfrage­n und -antworten reagiere. Zum andern fahre Uhl die Gemeinde mit einem Übermaß an Krediten finanziell an die Wand. Was die städtebaul­iche Zukunft der ehemaligen Zusamklini­k angeht, unterstell­te sie ihm ein unkritisch­es Verhalten gegenüber dem dortigen Investor: „Hoppala, warum ist Uhl diesem Merkel denn so gewogen?“, fragte Hippeli in den Raum. Mehr noch: Mit seiner Planlosigk­eit bürde er den ehrenamtli­ch tätigen Räten immer mehr Aufgaben und Arbeit vor allem in ihrer Freizeit auf: „Währenddes­sen erscheint unser Bürgermeis­ter auf dem nächsten Inthronisa­tionsball.“

Bernhard Uhl reagierte gelassen. Weder ging er auf Einzelheit­en ein noch hob er zu einer politische­n Retourkuts­che an. Im Gegenteil: „Ich persönlich habe mich gerne mit der Meinung von Frau Dr. Hippeli auseinande­rgesetzt.“Ihre Arbeit sei stets von einer intensiven Vorbereitu­ng und klaren Darlegung der Themen geprägt gewesen.

Solches war auch von Fraktionsk­ollege Walter Aumann zu hören, der sagte, dass Hippeli „eine große Lücke hinterlass­en“wird. Dritter Bürgermeis­ter Robert Steppich (Freie Wähler) dankte für „Weitblick und Engagement“und betonte dann, dass die Worte der scheidende­n Rätin ihn nachdenkli­ch gemacht hätten.

Überlegens­wert war später auch die persönlich­e Erklärung des Ortssprech­ers von Gabelbache­rgreut, Andreas Elze, der zumindest emotional manche Brücke zwischen sich und Kollegen sowie Einwohnern von Gabelbache­rgreut abgebroche­n sah. Hintergrun­d war der Beschluss vom September, den kleineren der beiden Übergänge über die Bahnlinie wegen des schlechten Zustands ohne Neuersatz abzureißen. Nach einer ungewöhnli­chen Bürgervers­ammlung muss dieses Ansinnen nochmals beraten werden (wir berichtete­n). Elze bedauerte in diesem Zusammenha­ng Versuche zur Schädigung seines Rufes im Ortsteil und schloss mit einem Seitenhieb auf das Gremium: „Ich werde mich auch in Zukunft immer wieder zu Wort melden, aber nicht so, wie es hier manchmal zugeht: Laut, im Redeschwal­l und manchmal nur mit dem Ziel, seinen Namen in der Diskussion hochzuhalt­en – wir sind hier nicht in Berlin.“

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Susanne Hippeli

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