Augsburger Allgemeine (Land West)
Wellners letzte Warnung
Sicherheit Vor seinem Abschied zieht Bobingens Polizeichef ein Fazit und gibt Tipps gegen Einbrecher
Bobingen
Mit einem Hauch Wehmut nahm Maximilian Wellner, der Leiter der Polizeiinspektion Bobingen, an der Bürgerversammlung in der Singoldhalle teil. Weil er kommendes Jahr in Pension gehen wird, war es das letzte Mal, dass er den Zuhörern die Kriminalstatistik erläuterte und sie eindringlich vor Straftätern warnte.
Seinen Abschied kann der Polizeichef beruhigt nehmen: „Denn trotz der Nähe zu Augsburg haben wir in Bobingen noch ein Stück heile Welt“, sagte er und zog über die ersten neun Monate dieses Jahres ein erfreuliches Fazit: Um 9,5 Prozent ging die Zahl der Straftaten zurück, lediglich bei den Sachbeschädigungen ist die Tendenz steigend.
Rechtsextreme Strukturen gebe es nicht, so Wellner, und auch Asylbewerber spielen in der Kriminalstatistik keine Rolle. Zum Stichtag 30. September 2016 war die Zahl der Wohnungseinbrüche gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent gesunken. 35 bis 40 Prozent bleiben im Versuchsstadium stecken - ein Zeichen, dass Wachsamkeit, Vorbeugungsmaßnahmen und Hinweise der Polizei wirken.
Die Aufklärungsquote hängt laut Wellner stark davon ab, ob es der Kripo Augsburg gelingt, Serientäter zu ermitteln. Denn dann wird nämlich immer ein ganze Liste an Fällen auf einmal gelöst. So wurde im Jahr 2014 im Bereich der Inspektion Bobingen ein Spitzenwert von 57,6 Prozent erreicht.
Trotzdem dürfen die Bürger aber nicht leichtsinnig werden, warnte Wellner; denn gerade in der dunk- len Jahreszeit sei es förmlich eine Einladung an Einbrecher, wenn im Haus alle Lichter aus sind und das Garagentor offensteht.
Maximilian Wellner weiß, wie man den Tätern die Tour vermasselt. Sie benutzen oft Mülltonnen, Gartenmöbel, Leitern oder Rankgerüste für Kletterpflanzen, um auf einen Balkon oder ein Garagendach zu gelangen. Von dort steigen sie dann im ersten Stock eines Gebäudes ein. Schon mit relativ simplen und günstigen Maßnahmen lasse sich der Einbruchschutz wirksam verbessern.
„Jede Tür ist nur so sicher wie ihr schwächstes Teil“, betont Wellner. Oft sei dies der Türrahmen; ist er instabil, also nicht fest mit dem Mauerwerk verbunden, lässt er sich leicht aufhebeln. Um ihn zu sichern, gibt es spezielle Schließbleche; sie werden mehrfach im Mauerwerk verankert und sollten drei Millimeter stark sein.
Ob man seine Haus- oder Wohnungstür mit besonderen Maßnahmen sichern sollte, lasse sich leicht testen. „Klingt die Tür beim Klopfen hohl und ist sie leicht aus den Angeln zu heben, ist ein zusätzlicher Einbruchschutz sinnvoll“, rät der Polizist. Das betreffe besonders Wohnungstüren in Mehrfamilienhäusern. Querriegelschlösser und Zusatzschlösser mit Sperrbügel erhöhen die Sicherheit für Türen bei verträglichen Kosten.
Bobingens Polizeichef empfiehlt, gefährdete Bereiche wie die Haustür, Seiten- und Hintereingänge abends und nachts auszuleuchten. Bewährt haben sich Lampen mit Bewegungsmelder. „Wenn sich der Täter nähert und plötzlich das Licht angeht, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er wieder Reißaus nimmt.“Wichtig ist auch, einen überquellenden Briefkasten zu vermeiden.
Wer ganz sichergehen will, sollte die Installation eines elektronischen Sicherheitssystems in Betracht ziehen. Alarmanlagen sind zwar in der Anschaffung teuer, bieten aber eine ideale Ergänzung zu mechanischen Sicherungssystemen.
Außerdem sollen die Bobinger auf verdächtige Fahrzeuge und fremde Personen in der Nachbarschaft achten, aber Vorsicht: „Sprechen Sie diese nicht an, sondern notieren Sie Kennzeichen und Aussehen und informieren Sie die Polizei.“Bei angeblichen Amtspersonen sollte man sich den Ausweis zeigen lassen und die Dienststelle anrufen, bevor man Fremden Zutritt gewährt.
Hilfreich für die Versicherung ist es, von Wertgegenständen Listen anzufertigen, möglichst mit Fotos. Bei TV-, Stereo-Anlagen oder sonstigen elektrischen Geräten sollte man den Hersteller und genauen Gerätetyp notieren. Als Nachweis sind Kaufquittungen oder Urkunden aller Wertgegenstände für die Versicherung wichtig. Es empfiehlt sich, solche Belege sicher - zum Beispiel in einem Bankschließfach aufzubewahren.
Auch ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn könne zum Einbruchsschutz beitragen, so der Polizeichef. „Informieren Sie sich gegenseitig über verdächtige Personen oder das Auftauchen sogenannter Gaunerzinken in der Nachbarschaft!“Das sind unscheinbare Zeichen, die organisierte Einbrecherbanden hinterlassen, um mögliche Zielobjekte zu kennzeichnen.