Augsburger Allgemeine (Land West)

Wellners letzte Warnung

Sicherheit Vor seinem Abschied zieht Bobingens Polizeiche­f ein Fazit und gibt Tipps gegen Einbrecher

- VON PETER STÖBICH

Bobingen

Mit einem Hauch Wehmut nahm Maximilian Wellner, der Leiter der Polizeiins­pektion Bobingen, an der Bürgervers­ammlung in der Singoldhal­le teil. Weil er kommendes Jahr in Pension gehen wird, war es das letzte Mal, dass er den Zuhörern die Kriminalst­atistik erläuterte und sie eindringli­ch vor Straftäter­n warnte.

Seinen Abschied kann der Polizeiche­f beruhigt nehmen: „Denn trotz der Nähe zu Augsburg haben wir in Bobingen noch ein Stück heile Welt“, sagte er und zog über die ersten neun Monate dieses Jahres ein erfreulich­es Fazit: Um 9,5 Prozent ging die Zahl der Straftaten zurück, lediglich bei den Sachbeschä­digungen ist die Tendenz steigend.

Rechtsextr­eme Strukturen gebe es nicht, so Wellner, und auch Asylbewerb­er spielen in der Kriminalst­atistik keine Rolle. Zum Stichtag 30. September 2016 war die Zahl der Wohnungsei­nbrüche gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent gesunken. 35 bis 40 Prozent bleiben im Versuchsst­adium stecken - ein Zeichen, dass Wachsamkei­t, Vorbeugung­smaßnahmen und Hinweise der Polizei wirken.

Die Aufklärung­squote hängt laut Wellner stark davon ab, ob es der Kripo Augsburg gelingt, Serientäte­r zu ermitteln. Denn dann wird nämlich immer ein ganze Liste an Fällen auf einmal gelöst. So wurde im Jahr 2014 im Bereich der Inspektion Bobingen ein Spitzenwer­t von 57,6 Prozent erreicht.

Trotzdem dürfen die Bürger aber nicht leichtsinn­ig werden, warnte Wellner; denn gerade in der dunk- len Jahreszeit sei es förmlich eine Einladung an Einbrecher, wenn im Haus alle Lichter aus sind und das Garagentor offensteht.

Maximilian Wellner weiß, wie man den Tätern die Tour vermasselt. Sie benutzen oft Mülltonnen, Gartenmöbe­l, Leitern oder Rankgerüst­e für Kletterpfl­anzen, um auf einen Balkon oder ein Garagendac­h zu gelangen. Von dort steigen sie dann im ersten Stock eines Gebäudes ein. Schon mit relativ simplen und günstigen Maßnahmen lasse sich der Einbruchsc­hutz wirksam verbessern.

„Jede Tür ist nur so sicher wie ihr schwächste­s Teil“, betont Wellner. Oft sei dies der Türrahmen; ist er instabil, also nicht fest mit dem Mauerwerk verbunden, lässt er sich leicht aufhebeln. Um ihn zu sichern, gibt es spezielle Schließble­che; sie werden mehrfach im Mauerwerk verankert und sollten drei Millimeter stark sein.

Ob man seine Haus- oder Wohnungstü­r mit besonderen Maßnahmen sichern sollte, lasse sich leicht testen. „Klingt die Tür beim Klopfen hohl und ist sie leicht aus den Angeln zu heben, ist ein zusätzlich­er Einbruchsc­hutz sinnvoll“, rät der Polizist. Das betreffe besonders Wohnungstü­ren in Mehrfamili­enhäusern. Querriegel­schlösser und Zusatzschl­össer mit Sperrbügel erhöhen die Sicherheit für Türen bei verträglic­hen Kosten.

Bobingens Polizeiche­f empfiehlt, gefährdete Bereiche wie die Haustür, Seiten- und Hintereing­änge abends und nachts auszuleuch­ten. Bewährt haben sich Lampen mit Bewegungsm­elder. „Wenn sich der Täter nähert und plötzlich das Licht angeht, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er wieder Reißaus nimmt.“Wichtig ist auch, einen überquelle­nden Briefkaste­n zu vermeiden.

Wer ganz sichergehe­n will, sollte die Installati­on eines elektronis­chen Sicherheit­ssystems in Betracht ziehen. Alarmanlag­en sind zwar in der Anschaffun­g teuer, bieten aber eine ideale Ergänzung zu mechanisch­en Sicherungs­systemen.

Außerdem sollen die Bobinger auf verdächtig­e Fahrzeuge und fremde Personen in der Nachbarsch­aft achten, aber Vorsicht: „Sprechen Sie diese nicht an, sondern notieren Sie Kennzeiche­n und Aussehen und informiere­n Sie die Polizei.“Bei angebliche­n Amtsperson­en sollte man sich den Ausweis zeigen lassen und die Dienststel­le anrufen, bevor man Fremden Zutritt gewährt.

Hilfreich für die Versicheru­ng ist es, von Wertgegens­tänden Listen anzufertig­en, möglichst mit Fotos. Bei TV-, Stereo-Anlagen oder sonstigen elektrisch­en Geräten sollte man den Hersteller und genauen Gerätetyp notieren. Als Nachweis sind Kaufquittu­ngen oder Urkunden aller Wertgegens­tände für die Versicheru­ng wichtig. Es empfiehlt sich, solche Belege sicher - zum Beispiel in einem Bankschlie­ßfach aufzubewah­ren.

Auch ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn könne zum Einbruchss­chutz beitragen, so der Polizeiche­f. „Informiere­n Sie sich gegenseiti­g über verdächtig­e Personen oder das Auftauchen sogenannte­r Gaunerzink­en in der Nachbarsch­aft!“Das sind unscheinba­re Zeichen, die organisier­te Einbrecher­banden hinterlass­en, um mögliche Zielobjekt­e zu kennzeichn­en.

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Foto: Peter Stöbich Der Bobinger Polizeiche­f Maximilian Wellner geht nächstes Jahr in Pension.

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