Augsburger Allgemeine (Land West)
Stefan Hefele setzt die Alpen dramatisch in Szene
Der Schwabmünchner Landschaftsfotograf hat jetzt seinen neuen Bildband veröffentlicht. Seine Exkursionen sind schweißtreibend, spartanisch und nicht ungefährlich
Schwabmünchen
Wilde, ungezähmte Bergwelten mit vielen nahezu unbekannten Regionen faszinieren den Schwabmünchner Landschaftsfotografen Stefan Hefele seit Kindertagen. So wundert es nicht, dass Hefele für seinen neuen Bildband „Alpenwelten“Landschaften, Gipfel, Steilwände und Berggruppen dramatisch in Szene gesetzt hat. Wanderer allerdings werden den Fotografen nur schwer bei seiner Arbeit in den Bergen entdecken. Denn: „Für viele meiner Aufnahmen suche ich nach ausgefallenem Licht, das meist die frühen Morgen- oder späten Abendstunden liefert“, sagt der 30-Jährige.
Seit nunmehr drei Jahren plant Hefele jährlich einen großen Trip in die Berge. „Es sind Touren, die mich oft an meine spartanischen Skandinavienexkursionen im Winter erinnern“, sagt er: keine Hotels, Essen überm Feuer und Leben mit und in der Natur. „Das hilft mir, mit meiner Umgebung zu verschmelzen und Inspiration zu finden.“Zwar biete die Natur überwältigende Momente, doch gleichzeitig könnten seine Exkursionen schwindelerregend, unangenehm und gefährlich sein.
Hefele nennt ein Beispiel. „So stand ich dieses Jahr in der Nähe vom Mangart an der italienisch-slowenischen Grenze auf einem exponierten Berggrat auf knapp 2200 Metern, als donnernde, dunkle Wolken auf mich zuzogen.“Der Abstieg sei äußerst steil und rutschig gewesen. „Doch die Landschaft war in ein verführerisch-düsteres Licht getaucht.“Bis Hefele jedoch alle Einstellungen für ein Panorama hatte, vergingen ewige Minuten. „Blitze zuckten nur unweit entfernt und die Wolken peitschten um mich, als wollten sie mich fressen“, erinnert er sich.
Als die Fotos im Kasten waren, ging die Hetzjagd los. „Hagel und donnerndes Gebrüll begleiteten mich die wenigen 100 Höhenmeter bis zum Parkplatz.“Eine unglaubliche Erleichterung habe er verspürt, als er mit zittrigen Knien und voller Adrenalin die Autotür schloss.
Seine Liebe zu den Bergen wurde dann im Jahr 2014 nochmals mächtig angeschürt, als er für GEO einen Bergkalender zusammenstellte. Dieser Aufwind sei für ihn eine große Hilfe gewesen, um noch ehrgeizi-
und leidenschaftlicher an den Bildband „Alpenwelten“heranzugehen.
„Unsere Alpen sind ein Ort, an dem die Inspiration nur so sprudeln kann“, schwärmt Hefele. Mit spe-
ziellen Perspektiven, vielen Details und akkuraten Vordergründen schafft Hefele wiederum eine starke Tiefen-, ja fast schon Sogwirkung bei so manchem Werk. „Am wichtigsten, gleichzeitig zeitaufwendigsger ten und kompliziertesten ist jedoch die Suche nach dem Licht“, verrät er. Doch Licht sei immer vorhanden.
Sogar nachts würden minimale Reste des Sonnenlichts Umrisse erkennbar machen. Und mächtige Wolken und Gewitter würden häufig optische Meisterwerke erschaffen. Sogar ungemütliches Wetter hält Hefele nicht davon ab, das optimale Motiv zu finden. „Nebel zum Beispiel erzeugt eine faszinierendmystische Aura“, sagt er.
Für seinen neuen Bildband sei viel Schweiß in den letzten drei Jahren geflossen „und ich habe zigtausende Höhenmeter zurückgelegt.“Umso dankbarer sei er dafür, dass er immer wieder unversehrt und ohne große Blessuren unten angekommen sei.
„Unendlicher Dank gilt auch meinen Begleitern, die vor allem dazu beigetragen haben. Meine Frau Anna, mein Bruder Andy, Felix, mein Reisebuddy, und meine Eltern.“
Und trotz aller Strapazen: „Der Natur ihre intimsten Momente zu entlocken, um das Bewusstsein der Menschen für diesen Schatz zu erhalten und zu schärfen, ist mir ein starker Antrieb und wird mich sicher auch in Zukunft vor so manch monumentaler Kulisse vor Ehrfurcht erstarren lassen.“O
Alpenwelten Eine Reise durch unberührte Landschaften, 320 Seiten, circa 200 Abbildungen, Format 29,5 x 37,5 cm, Hardcover mit Leinen und Kupferfolie. ISBN-13: 978-3-7343-0926-7, erschienen im Bruckmann Verlag. Die Buchvorstellung findet statt am Samstag, 10. Dezember, um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Schmid. Dort gibt es noch Karten.