Augsburger Allgemeine (Land West)

Das älteste Eis der Welt

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Nichts hält ewig, nicht einmal das Eis in den Polarregio­nen. Aber der älteste bisher bekannte Eiskern, den Forscher in der Antarktis geborgen haben, ist in Teilen immerhin schon 800 000 Jahre alt. Doch es geht noch deutlich älter: Ein Team europäisch­er Forscher will nun mit einem millionens­chweren Suchprojek­t das älteste Eis der Erde finden. Die Wissenscha­ftler hoffen, Eis zu finden, das bis zu 1,5 Millionen Jahre alt ist. Davon wollen sie dann ebenfalls einen Bohrkern ziehen und weitere Messungen vornehmen.

Für die Wissenscha­ft sind solche Bohrkerne von großem Wert, weil in ihnen Informatio­nen aus frühen Erdzeitalt­ern gespeicher­t sind. Der bisher älteste Eisbohrker­n etwa erlaubt es den Wissenscha­ftlern, Schlussfol­gerungen über die Zusammense­tzung von Luft und Atmosphäre vor hunderttau­senden Jahren zu ziehen. Aus diesen Analysen erhofft man sich neue Erkenntnis­se über den Wechsel von Warm- zu Kaltzeiten auf unserer Erde.

So ist bislang etwa bekannt, dass es vor 900 000 bis 1,2 Millionen Jahren einen radikalen Wandel gegeben hat, den sogenannte­n mittleren Pleistozän-Übergang: Bis dahin wechselten sich Warm- und Kaltzeiten etwa alle 40 000 Jahre ab. Dies weiß man aus Sedimentbo­hrkernen. Danach dauerte es bis zum nächsten Wechsel gut 100000 Jahre. Aber warum? Dies ist eine von zahlreiche­n ungeklärte­n Fragen zur Klimagesch­ichte der Erde, die der neue Bohrkern aus dem ältesten Eis beantworte­n helfen soll.

Aus Deutschlan­d ist das AlfredWege­ner-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresfors­chung (AWI), federführe­nd an dem Projekt beteiligt.

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